WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

11/05/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/05/2025 16:58

Sicherheit von Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene ist eine Frage des Überlebens, der Menschenwürde und des Wohlstands

Budapest, 5. November 2025

Exzellenzen, sehr geehrte Delegierte!

Es ist mir eine Freude, heute in Ungarn zu Ihnen sprechen zu können, einem Land, das in der Geschichte der öffentlichen Gesundheit in Europa einen besonderen Platz einnimmt. Denn dies ist das Land von Ignaz Semmelweis, dem "Retter der Mütter". Seine bahnbrechende Erkenntnis, dass saubere Hände und hygienische Bedingungen Menschenleben retten, legte den Grundstein für die moderne Hygiene und den Infektionsschutz.

Semmelweis' Erkenntnis hallt in jeder Krankenhausabteilung und in jeder Gemeinde, die sich um sicheres Wasser und Hygiene bemüht, nach. Tatsächlich hören wir das Echo auch in unserer eigenen Arbeit, und dies unterstreicht, dass wahrer Fortschritt im Gesundheitswesen mit Sauberkeit, Fürsorge und Achtung vor dem menschlichen Leben beginnt.

Seit zwei Jahrzehnten unterstützt das Protokoll über Wasser und Gesundheit unsere Arbeit für einen gleichberechtigten Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene für alle. Ich freue mich, Sie zu dieser siebten Tagung der Vertragsparteien des Protokolls begrüßen zu dürfen, und danke meinen Freunden, dem Innenminister Sándor Pintér und dem Energieminister Csaba Lantos, herzlich für ihre großzügige Gastfreundschaft hier im schönen Budapest.

Anlässlich des 20. Jahrestages des Protokolls stellen wir fest, dass es bemerkenswerte Fortschritte, aber auch anhaltende Herausforderungen gibt. So fordern akute Atemwegs- und Durchfallerkrankungen, die auf unzureichende Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene zurückzuführen sind, in der Europäischen Region der WHO jährlich 33 000 Menschenleben. Dies sind vermeidbare Todesfälle, und hier kommt das Protokoll ins Spiel - als wirksames Instrument für Veränderungen. Ich werde Ihnen hierfür drei Gründe nennen.

Der erste besteht darin, sicherzustellen, dass in Gesundheitseinrichtungen sicheres Wasser, angemessene sanitäre Einrichtungen und Hygiene vorhanden sind. Ungarn hat dies deutlich sichtbar auf die Tagesordnung gesetzt. Es war mir eine Ehre, an den Beratungen teilzunehmen, die Ungarn mit seinem Außen- und Handelsminister Péter Szijjártó während der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September ausrichtete.

Eine schockierende Tatsache: Heute werden 118 Mio. Menschen in der Europäischen Region von Gesundheitseinrichtungen versorgt, die über keine sanitäre Grundversorgung verfügen. Doch ohne angemessene Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene kommt es in der Gesundheitsversorgung zu unbeabsichtigten Schäden. Stellen Sie sich vor, eine Mutter bringt ihr Kind zur Welt, aber die Hebamme ist nicht in der Lage, die Mutter und das Kind nach der Geburt zu reinigen. Stellen Sie sich einen älteren Mann vor, der in einem Krankenhausbett liegt und nicht auf die Toilette gehen kann, weil diese zu weit entfernt ist.

Das Fazit lautet, dass Sicherheit im Bereich Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene integraler Bestandteil jeder Investition in eine moderne Gesundheitsversorgung sein muss.

Dies ist auch für die Gesundheitsberufe ebenso wichtig. Als jemand, der bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten an vorderster Linie gearbeitet hat, weiß ich, wie eine unzureichende Versorgung und unsichere Umgebungen das Gesundheitspersonal gefährden.

Das Protokoll über Wasser und Gesundheit hat greifbare Fortschritte ermöglicht. Durch die Nutzung der im Rahmen des Protokolls entwickelten Instrumente konnten wir in über 1500 Gesundheitseinrichtungen in zehn Ländern zu eingehenden Bewertungen beitragen, was zu konkreten Verbesserungen für Dutzende von Millionen Menschen geführt hat. Wir müssen diesen Rahmen und diese Instrumente weiter nutzen, um die Dynamik aufrechtzuerhalten.

Die zweite Schlüsselfunktion des Protokolls ist die Stärkung der Resilienz. Wasser-, Sanitär- und Hygienesysteme stehen auf dem Prüfstand wie nie zuvor, was eine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Reihe von Stressfaktoren erfordert. Der Klimawandel verschärft die Wasserknappheit und die Verschmutzung und gefährdet akut die Existenz von empfindlichen Ökosystemen wie dem Aralseebecken.

Investitionen in widerstandsfähige Wasser-, Sanitär- und Hygienesysteme sind auch Investitionen in unsere gemeinsame Fähigkeit, Krisen zu überstehen. Das Protokoll hat die Einführung einer risikobasierten Wassersicherheitsplanung vorangetrieben, wie sie inzwischen in mehr als 30 Ländern zur Bewältigung von Klimarisiken eingesetzt wird. Durch die Verringerung von Schwachstellen schützen diese Pläne aktiv Gesundheit und Wohlbefinden. Um weitere Klimaschutzmaßnahmen voranzutreiben, hat WHO/Europa in diesem Jahr die Paneuropäische Kommission Klima und Gesundheit ins Leben gerufen, deren Befunde und Empfehlungen Anfang nächsten Jahres vorliegen werden.

Das dritte wichtige Element des Protokolls ist seine Fähigkeit, Partnerschaften zu fördern, um das gemeinsame Engagement zu stärken. Vor zwei Jahren haben wir die Erklärung von Budapest über Umwelt und Gesundheit unterzeichnet. Vergangene Woche haben wir auf der 75. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa das Zweite Europäische Arbeitsprogramm verabschiedet. In beiden wird großer Wert auf Klimaresilienz, Gesundheitssicherheit und die Zukunftsfähigkeit der Gesundheitssysteme gelegt.

Unsere Arbeit im Rahmen des Protokolls ist für die Verwirklichung dieser Ziele unverzichtbar, aber unser Erfolg hängt von unserer Partnerschaft ab.

Deshalb danke ich Ungarn und Dr. Márta Vargha für den erfolgreichen Vorsitz im Rahmen des Protokolls in den letzten drei Jahren. Ebenso danke ich Frau Tatiana Molcean und ihrem Team bei der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa für die hervorragende Zusammenarbeit im Sekretariat des Protokolls, das wir gemeinsam gestellt haben. Und schließlich möchte ich meinem guten Freund, Herrn Kommissar Olivér Várhelyi, für unsere starke Partnerschaft beim Vorantreiben dieser Agenda danken.

Liebe Freunde, die Sicherheit von Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene ist nicht nur eine Frage des Komforts oder der Bequemlichkeit, sondern vielmehr eine Frage des Überlebens, der Menschenwürde und des Wohlstands. Wie Kofi Annan es einst wortgewandt formulierte: "Wir werden keine der Infektionskrankheiten besiegen, die die Entwicklungsländer plagen, solange wir nicht auch den Kampf um sicheres Trinkwasser, angemessene sanitäre Einrichtungen und eine grundlegende Gesundheitsversorgung gewonnen haben."

Lassen Sie uns das Protokoll in vollem Umfang nutzen, um unseren Verpflichtungen für gesündere künftige Generationen gerecht zu werden.

Ich danke Ihnen.

WHO - World Health Organization Regional Office for Europe published this content on November 05, 2025, and is solely responsible for the information contained herein. Distributed via Public Technologies (PUBT), unedited and unaltered, on November 05, 2025 at 22:58 UTC. If you believe the information included in the content is inaccurate or outdated and requires editing or removal, please contact us at [email protected]