Universität Bielefeld

01/09/2025 | Press release | Distributed by Public on 01/09/2025 05:07

Mehrsprachigkeit im Mathematikunterricht fördern

Mit einem neuen, von der EU geförderten Projekt gibt die Universität Bielefeld gemeinsam mit Partneruniversitäten aus Europa einen neuen Impuls für den Mathematikunterricht. Ziel ist es, die sprachliche Vielfalt in Klassenzimmern als Ressource für ein verständnisorientiertes Lernen zu nutzen. Das Projekt heißt CaLSAM - "Content-and-language-sensitive Approach to Multilingualism in School" (Inhalts- und sprachsensibler Zugang zur Mehrsprachigkeit in der Schule). Mit einer Fördersumme von 400.000 Euro aus dem EU-Programm Erasmus+ wird CaLSAM in den kommenden drei Jahren ein innovatives Trainingsprogramm für die Aus- und Fortbildung von Mathematiklehrkräften entwickeln, das den Mathematikunterricht in sprachlich heterogenen Klassen nachhaltig verbessern soll.

Mehrsprachigkeit ist in vielen europäischen Schulen eine alltägliche Realität, sei es durch Migration oder durch historisch gewachsene sprachliche Vielfalt. Lehrkräfte stehen vor der Herausforderung, diese Heterogenität gewinnbringend in den Unterricht zu integrieren. Wissenschaftliche Studien zeigen unter anderem für den Mathematikunterricht, dass ein sprachsensibler Fachunterricht nicht nur Sprachkompetenzen, sondern auch das fachliche Lernen stärken kann.

© Thomas Gerlach

Seitens der Universität Bielefeld leitet Prof'in Dr. Kerstin Gerlach das neue Projekt.

CaLSAM setzt genau an diesem Potenzial an: Es entwickelt Aus- und Fortbildungsmodule, die (angehenden) Lehrkräften praktische Materialien und digitale Werkzeuge an die Hand geben, um Mehrsprachigkeit gezielt für das Mathematiklernen zu nutzen - und das nicht nur für mehrsprachige, sondern für alle Lernenden. "Mehrsprachigkeit auch im Mathematikunterricht aktiv zu fördern, ist eine Aufgabe, die europaweit an Bedeutung gewinnt. Mit CaLSAM möchten wir Lehrer*innen befähigen, alle sprachlichen Ressourcen ihrer Schüler*innen gewinnbringend für das Mathematiklernen zu nutzen", erklärt Professorin Dr. Kerstin Gerlach, die das Projekt an der Universität Bielefeld leitet.

Drei Phasen zur Umsetzung

Das Projekt gliedert sich in drei Phasen: Zunächst werden theoretische und methodische Leitlinien sowie ein modulares Aus- und Weiterbildungsprogramm entwickelt. Diese Module bilden die Grundlage für ein Trainingskonzept, das flexibel an nationale Gegebenheiten angepasst werden kann. In der zweiten Phase entstehen digitale Unterrichtsmaterialien wie Präsentationen, Erklärvideos und Aufgaben. Diese werden in einem speziell ausgestatteten Medienlabor entwickelt und in Pilotprogrammen getestet, um ihre Praxistauglichkeit sicherzustellen. Die dritte Phase umfasst die Implementierung der Aus- und Fortbildungsmodule in drei Formaten: als Seminar für Lehramtsstudierende, als Präsenz-Fortbildung sowie als Online-Kurs für Lehrpersonen im aktiven Schuldienst. Ein integriertes Feedbacksystem stellt sicher, dass die Module und Materialien kontinuierlich verbessert werden.

CaLSAM wird von einem internationalen Netzwerk getragen, dem neben der Universität Bielefeld auch Universitäten aus Irland, Norwegen, der Türkei und der Schweiz angehören. Das Trainingsprogramm entwickeln die Partner gemeinsam, sodass Lehrkräfte in unterschiedlichen europäischen Kontexten nicht nur theoretisch geschult, sondern auch in die Lage versetzt werden können, eigenständig inklusive, sprachlich sensible Lernumgebungen für den Mathematikunterricht zu gestalten.

Nach Abschluss des Projekts Ende 2027 soll CaLSAM nachhaltig wirken. Das Trainingsprogramm wird samt der digitalen Materialien online frei zugänglich gemacht, sodass es europaweit für die Aus- und Fortbildung von Mathematiklehrkräften genutzt werden kann. Damit trägt das Projekt dazu bei, Mehrsprachigkeit langfristig als Ressource eines modernen Mathematikunterrichts in europäischen Schulen zu fördern.