11/04/2025 | Press release | Archived content
Der Bundeskanzler betonte beim Besuch des Unternehmens Ypsomed, dass die Medizintechnik ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Deutschland sei.
Foto: Bundesregierung/Sandra Steins
Im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Mecklenburg-Vorpommern war Bundeskanzler Friedrich Merz beim Medizintechnik-Unternehmen Ypsomed in Schwerin zu Gast. Hier erhielt er einen Einblick in die Produktion, das Unternehmen und in die digitalen Lösungen, die das Unternehmen erprobt.
Ypsomed ist führend bei der Entwicklung und Herstellung von Injektionssystemen zur Selbstverabreichung flüssiger Medikamente. Der Bundeskanzler hob hervor, "dass wir mit der pharmazeutischen Industrie, mit der Medizintechnik, aber natürlich auch mit den vielfältigen Versorgungseinrichtungen einen Wirtschaftsfaktor in Deutschland haben, der mittlerweile der am schnellsten wachsende Sektor unserer Volkswirtschaft ist".
Ypsomed investiere in den Standort und "Investitionen in die Zukunft sind wichtig", betonte der Kanzler. Mit Blick auf Unternehmen hat die Bundesregierung deshalb Abschreibungsbedingungen verbessert: "Sie können bereits innerhalb von drei Jahren zwei Drittel ihrer Investitionen abschreiben. Zweitens werden wir die Körperschaftssteuer ab dem Jahr 2028 in fünf Schritten um jeweils einen Prozentpunkt senken", erklärte der Kanzler.
Simon Michel:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, meine Herren Wirtschaftsminister, Staatsminister und Staatssekretär, sehr geehrte Damen und Herren, im Namen von Ypsomed danke ich Ihnen herzlich für Ihren Besuch. Ihr Interesse an unserem Unternehmen ehrt uns. Es freut uns unglaublich, dass Sie heute hier sind.
Ypsomed ist seit 2019 hier in Schwerin ansässig. Mit unseren modernen Anlagen stellen wir Injektionssysteme zur Verabreichung von flüssigen Medikamenten her und helfen weltweit Millionen von Menschen, ihre Therapie besser in den Griff zu bekommen. Heute beschäftigen wir gruppenweit rund 2.000 Mitarbeitende und bereits mehr als 500 hier in Schwerin. Wir beabsichtigen, allein in den nächsten drei Jahren 500 neue Stellen hier am Standort zu schaffen, und investieren dafür mehr als 500 Millionen Euro in ein neues Werk, um entsprechend weitere solcher Pen-Systeme für Deutschland und die Welt herstellen zu können. Unser Ziel ist es, näher beim Kunden zu sein und vor Ort zu produzieren. Damit tragen wir auch zur Versorgungssicherheit bei und schützen die Umwelt mit kürzeren Transportwegen. Wir transportieren weniger Luft, sondern sind näher bei unseren Kunden.
Wir schaffen auch attraktive Stellen und Ausbildungsplätze. Wir haben bereits heute mehr als 50 Auszubildende und wollen auch das verdoppeln. Die duale Ausbildung ist uns wichtig. Wir hatten heute die Gelegenheit, auch junge Menschen bei ihrer Arbeit zu sehen.
Die Schweiz und Deutschland sind eng miteinander verbunden, wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich. Diese enge Partnerschaft ist ein großer Wert, den es zu bewahren gilt. Als Mitglied des Schweizer Parlaments setze ich mich persönlich dafür ein, dass die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union auch künftig Bestand haben und weiterentwickelt werden können; denn Unternehmen leben von offenen Märkten, sie leben von verlässlichen Beziehungen und von fairen Rahmenbedingungen.
Wir brauchen auch vor Ort gute Voraussetzungen, um langfristig erfolgreich zu sein, steuerliche Attraktivität, gut ausgebildete Fachkräfte und eine leistungsfähige Infrastruktur. Darüber haben wir uns heute unterhalten, Herr Bundeskanzler, und uns ausgetauscht, und dafür und für dieses offene Gespräch bin ich Ihnen dankbar.
Auch Ihnen, Frau Ministerpräsidentin, und Ihrer Regierung möchte ich für die gute Zusammenarbeit, die enge und immer verlässliche Zusammenarbeit danken. Sie schaffen ein Umfeld, in dem Unternehmen prosperieren können. Sie schaffen Steine aus dem Weg, und das ist die Grundlage für alles Weitere.
Ypsomed ist stolz, hier in Schwerin aktiv zu sein und einen Beitrag zur industriellen Stärke Deutschlands leisten zu können und weltweit den Menschen ein bisschen mehr Gesundheit liefern zu können. Vielen Dank!
Bundeskanzler Friedrich Merz:
Sehr geehrter Herr Michel, Herr Abgeordneter, meine Damen und Herren, ich will zunächst Ihnen und Ihrer Mannschaft hier in Schwerin herzlich Dank für die Gastfreundschaft und für das herzliche Willkommen in diesem Unternehmen Ypsomed sagen. Ich bedanke mich bei der Ministerpräsidentin, die angeregt hat, dass wir heute gemeinsam im Rahmen meines Besuches in Mecklenburg-Vorpommern dieses Unternehmen besuchen. Ich habe sofort Ja gesagt, weil ich gerne die Bedeutung nicht nur der produzierenden Industrie unterstreichen möchte. Sie alle wissen vermutlich, dass ich ein wirklich nachhaltiger Befürworter von produzierender Industrie bin. Deutschland und unser Wohlstand sind abhängig davon, dass wir auch in Zukunft produzierende Industrie haben.
Es gibt aber einen zweiten Aspekt, der mir wichtig ist. Die gesamte Gesundheitspolitik wird in Deutschland häufig genug und auch richtigerweise als ein Kostenfaktor angesehen. Was weniger häufig gesehen wird, ist die Tatsache, dass wir mit der pharmazeutischen Industrie, mit der Medizintechnik, aber natürlich auch mit den vielfältigen Versorgungseinrichtungen einen Wirtschaftsfaktor in Deutschland haben, der mittlerweile der am schnellsten wachsende Sektor unserer Volkswirtschaft ist. Die Medizintechnik und pharmazeutische Industrie, aber auch der gesamte Pflegebereich sind Teile unseres Landes im Sinne einer volkswirtschaftlichen Wertschöpfung. Deswegen bin ich so dankbar, dass ein Unternehmen wie Ypsomed nicht nur hier ist, sondern jetzt auch so investiert, wie Sie es gerade, Herr Michel, beschrieben haben. Das gibt nicht nur Hoffnung für die Region. Das ist ein wichtiger Beitrag zur volkswirtschaftlichen Entwicklung der ganzen Bundesrepublik Deutschland. Dieser Sektor soll wachsen, und der muss wachsen. Deswegen bin ich dankbar, dass wir die Gelegenheit haben, heute Morgen dieses Unternehmen hier zu besichtigen.
Ich habe einen kleinen Einblick in die Produktion und in das Unternehmen gewonnen, auch in die digitalen Lösungen, die hier erprobt werden. Das ist eindrucksvoll. Ich muss sagen: Es macht große Freude, zu sehen, wie ein Schweizer Unternehmen mit einer so umfangreichen Produktion in Deutschland auch erfolgreich wirtschaften kann, ein Unternehmen im Übrigen, das hier im Norden Ostdeutschlands investiert, das expandiert, das auch Ausbildungsplätze und Arbeitsplätze zur Verfügung stellt und das für das Wirtschaftswachstum in der Region steht. Das gab mir übrigens sehr viel Hoffnung auf dem Weg hierher. Es ist ja nicht das einzige Unternehmen der Medizintechnik, das man hier sehen konnte. Ich habe mich sehr darüber gefreut, das in dieser Dichte zu sehen, einfach auch schon auf dem Weg hierher.
Investitionen in die Zukunft sind wichtig. Sie brauchen politische Rahmenbedingungen. Ich habe Ihnen kurz erläutert, was wir in der Bundesregierung schon gemacht haben und welche Beschlüsse auch das Parlament schon gefasst hat. Das Wichtigste für Sie ist, einfach zu wissen, dass wir die Abschreibungsbedingungen für Investitionen drastisch verbessert haben. Es geht um dreimal 30 Prozent degressive Abschreibung. Das heißt im Klartext, Sie können bereits innerhalb von drei Jahren zwei Drittel ihrer Investitionen abschreiben. Zweitens werden wir die Körperschaftssteuer ab dem Jahr 2028 in fünf Schritten um jeweils einen Prozentpunkt senken. Wir werden dann am Ende dieses Zeitraums bei zehn Prozent Körperschaftssteuer stehen. In Deutschland kommt die Gewerbesteuer immer noch obendrauf, aber das, was der Bund mit der Körperschaftssteuer tun kann, tun wir, um gerade solchen Unternehmen auch steuerlich entgegenzukommen. Dass wir darüber weiterreden müssen, ist mir klar. Aber - der Oberbürgermeister ist da, und wir haben eben auch kurz über die Gewerbesteuer gesprochen - dieses Thema ist so komplex, dass sich das mit einer kurzen Gesetzgebung nicht lösen lässt.
Ja, meine Damen und Herren, in diesem Sinne noch einmal sehr herzlichen Dank! Ich wünsche dem Unternehmen viel Erfolg. Ich bedanke mich auch herzlich für die Begegnungen, die wir heute in der Produktion mit den Arbeitnehmern hatten, die dort arbeiten. Das alles geschieht in einer guten Atmosphäre. Das ist ein interessantes Unternehmen. Ich kann Ihnen nur weiter viel Erfolg wünschen.
Ich möchte hier auch noch einmal das Angebot wiederholen, dass wir gerade zwischen Deutschland und der Schweiz eng zusammenarbeiten. Die Schweiz ist unser wichtigster Nachbar im Süden, und ich werde dieses Land auch bald besuchen. Wir haben sehr enge Beziehungen. Ich habe beruflich viel in der Schweiz gearbeitet, und ich weiß es einzuschätzen. Also ganz herzlichen Dank, dass Sie hier sind. Wir freuen uns sehr darüber. Auf weiter gute Zusammenarbeit. Vielen Dank.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig:
Vielen Dank, Herr Bundeskanzler, lieber Herr Merz, lieber Herr Michel, es ist heute ein wichtiger Tag für unser Land gewesen, vor allem für die Menschen im Land, an dem der Bundeskanzler nach MV kommt und sich hier Zeit nimmt.
Wir haben im ersten Teil über Themen aus MV gesprochen. Sie haben die wichtige Nachricht auch hier von Schwerin aus gleich nach Vorpommern gegeben, dass es mit wichtigen Infrastrukturprojekten wie der Ortsumgehung Wolgast, der Brücke, vorangeht und dass das auch zu Ende gebracht wird.
Wir haben diesen Tag gemeinsam vor allem dem Thema der Wirtschaft gewidmet, weil die wirtschaftliche Entwicklung in ganz Deutschland das Thema des Kanzlers ist, für uns und für mich als Ministerpräsidentin vor allem hier in Mecklenburg-Vorpommern. Wir haben dieses Jahr das 35-jährige Jubiläum des Landes gefeiert. Das ist damit verbunden, dass immer, jedes Jahr, das Thema lautet: wirtschaftliche Entwicklung, Arbeitsplätze, sichere Arbeitsplätze, gute Arbeitsplätze, gute Löhne. Dazu ist es wichtig, die Unternehmen, die sich hier nach der Wende auf den Weg gemacht haben, Klein- und Mittelstand, zu unterstützen.
Wir sind aber auch sehr froh, dass wir internationale Investitionen von außen haben. Ich will das allen hier noch einmal vor Augen führen, gerade vielleicht denjenigen, die nicht aus MV kommen: Das ist eben erst seit 35 Jahren möglich, diese Internationalität, diese Investitionen. Das mussten sich alle zusammen hart erarbeiten, natürlich zunächst die Unternehmen selbst, die uns das Vertrauen entgegenbringen, wie Ypsomed. Dafür vielen Dank, Herr Michel, Ihnen und dem gesamten Team! Sie hatten von Anfang an Vertrauen in den Standort.
Aber das ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie Stadt, Land und Bund zusammen diese wirtschaftliche Entwicklung unterstützen. Nur durch die regionale Wirtschaftsförderung, die sogenannten GRW-Mittel, hatten wir die Möglichkeit, dieses Gewerbegebiet überhaupt zu entwickeln, nur damit haben wir auch die Möglichkeit, Unternehmen in der Ansiedlung zu unterstützen, und nur mit den schnellen Genehmigungsverfahren der Stadt sind wir in der Lage, auch attraktiv zu sein. Dafür vielen Dank an den Oberbürgermeister und an die Stadtverwaltung. Ihr habt mit einem eigenen digitalen Bauantrag ermöglicht, dass die Erweiterung hier digital eingereicht wird und in ein paar Wochen genehmigt wurde. Genau das ist das, was wir uns überall wünschen. Es geht noch nicht überall, aber ich finde, es auch einmal wichtig zu sagen, dass es schon geht, und nun auch darüber zu reden, warum es woanders noch nicht geht. Es ist mir sehr wichtig, dass sichtbar wird, dass alle, die unser Bundesland als beliebtes Tourismusland kennen, wissen: Hier kann man nicht nur gut Urlaub machen, sondern auch arbeiten und leben und investieren.
Wir brauchen die Investitionen von den Unternehmen, die schon hier sind, und von denen, die zu uns kommen. Deswegen unterstützen wir die Bundesregierung sehr in dem Vorhaben, wirtschaftliche Anreize zu geben. Insbesondere der große Wachstumsboostermit den Sonderabschreibungen, die der Kanzler angesprochen hat, und mit der Senkung der Körperschaftssteuer war ein großes Paket, das wir als Land unterstützt haben und in dem der Bund Augenmaß gegenüber den Kommunen hatte und dort für Kompensation gesorgt hat. Wir als Land haben unseren Beitrag geleistet. Es ist einfach wichtig, zu sehen, dass es, wenn Stadt, Land, Bund und Unternehmen gemeinsam an einem Strang ziehen, nach vorne geht. Das sage ich ganz bewusst in Zeiten, in denen andere behaupten, es wäre alles schlechter und es würde alles nur rückwärtsgehen. Das ist nicht so.
Das hier ist ein gutes Beispiel. 2017 hat Ypsomed den Grundstein gelegt, 2019 das Werk eingeweiht. Heute haben hier 500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Arbeit. Weitere 500 kommen dazu. Das ist eine wirkliche Erfolgsgeschichte, die zuallererst in der Kompetenz und in dem Know-howdes Unternehmens begründet liegt, und wir sind froh, dass wir es unterstützen können.
Herr Merz, wir haben eben ganz konkret gesehen, wie sich Entscheidungen von Bund und Land auswirken. Ein Mitarbeiter von Ypsomed, der bei Ihnen die Chance hatte, einen neuen Job zu bekommen - mit Umschulung; Leute erhalten also auch neue Perspektiven -, pendelt. Diese Pendler, von denen wir sehr viele haben - 70.000 im ganzen Land -, werden zukünftig mit der Pendlerpauschale besser unterstützt. Das sind konkrete Maßnahmen, die wir bringen können. Mir ist es wichtig, das so konkret zu machen, weil wir von der allgemeinen Überschriftendebatte wegkommen müssen, alles in Deutschland sei schlecht und funktioniere nicht, sondern dahin kommen müssen, zusammen zu schauen, wo es denn mit uns allen funktioniert, da weiterzumachen und an anderen Stellen die Baustellen zu lösen.
Für die Zukunft dieses Landes, und das gilt sicherlich auch für alle anderen Regionen in Deutschland, ist entscheidend, dass wir uns weiter wirtschaftlich gut entwickeln und dass gesehen wird, dass Orte in Mecklenburg-Vorpommern Platz haben für innovative Investitionen, für wirtschaftliche Entwicklung.
Lieber Herr Merz, wenn Sie jetzt nach Berlin fahren und abgespeichert haben, dass hier in Schwerin noch viel Platz ist, dass wir noch viele Möglichkeiten haben, dann würden wir uns freuen. Wir haben jetzt gerade hier das Richtfest gefeiert, und ich hoffe, dass die Bauarbeiten so weitergehen, dass wir dann bald die zweite Produktionshalle einweihen und in Angriff nehmen können und weiter dafür sorgen, dass es hier gut weitergeht. Herr Merz, vielen Dank für Ihr großes Interesse, für Ihre Zeit, die Sie sich genommen haben. Gute Reise nach Erfurt und gutes Gelingen und auf weitere gute Zusammenarbeit!
Bundeskanzler Merz:
Vielen Dank!