12/18/2025 | News release | Distributed by Public on 12/18/2025 06:01
Die Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet sich künftig nicht allein an Innovationsgeschwindigkeit oder Rechenleistung, sondern an der Widerstandsfähigkeit seiner digitalen Systeme. Zu diesem Schluss kommt der neue EFCA-Bericht "Engineering Resilience: Current Challenges, Risks and Recommendations for the ICT Sector in Europe", der jetzt in Brüssel vorgestellt wurde. Darin warnt die European Federation of Engineering Consultancy Associations (EFCA) vor wachsenden Risiken für das digitale Rückgrat von Wirtschaft und Gesellschaft.
"Die Resilienz von Informations- und Kommunikationstechnologien ist Europas neue Wettbewerbsgrenze", sagt EFCA-Präsidentin Inés Ferguson. Europa habe die Chance, in diesem strategisch entscheidenden Feld eine führende Rolle zu übernehmen - vorausgesetzt, Resilienz werde von Beginn an mitgedacht. Nötig seien ein Resilience-by-Design-Ansatz, qualitätsbasierte Beschaffungsmodelle, interoperable Standards sowie gezielte Investitionen in Kompetenzen und Fachkräfte. Die beratenden Ingenieure stünden bereit, gemeinsam mit Politik und Industrie ein digitales Ökosystem zu gestalten, das sicher, robust und langfristig wertschöpfend sei.
Der Bericht wurde vom EFCA Future Trends Committee in Zusammenarbeit mit der Universität Marburg erarbeitet. Er analysiert den Zustand des europäischen IKT-Sektors, identifiziert Schwachstellen in digitalen Infrastrukturen und Lieferketten und zeigt konkrete Wege auf, wie Resilienz in einem zunehmend vernetzten System kritischer Infrastrukturen gestärkt werden kann.
Informations- und Kommunikationstechnologien bilden heute die Grundlage nahezu aller essenziellen Dienste - von Energie- und Wasserversorgung über Verkehr und Finanzsysteme bis hin zum Gesundheitswesen. Störungen digitaler Systeme können sich daher rasch über Sektor- und Landesgrenzen hinweg ausbreiten. Der EFCA-Bericht benennt alternde Infrastrukturen, den Mangel an qualifizierten Fachkräften, fragmentierte Märkte sowie die strategische Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern als zentrale Risikofaktoren.
Ein zentrales Ergebnis der Studie: Resilienz lässt sich nicht nachträglich "aufsetzen". Sie muss integraler Bestandteil von Planung und Design digitaler Systeme sein. Beratende Ingenieure spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie cyber-, physische und klimabezogene Risiken frühzeitig in die Systemarchitektur integrieren und so robuste, anpassungsfähige und zukunftsfähige Infrastrukturen ermöglichen.
"Resiliente IKT wirkt wie ein Kraftverstärker für kritische Infrastrukturen", betont Jeffrey Seeck, Vorsitzender des EFCA Future Trends Committee. "Wird sie richtig geplant, steigt die Widerstandsfähigkeit aller angebundenen Systeme gleich mit."
Neben Empfehlungen an die Ingenieurpraxis richtet sich der Bericht ausdrücklich an europäische und nationale Entscheidungsträger. Gefordert werden langfristige Investitionen in die digitale Infrastruktur, eine kohärente Umsetzung bestehender Resilienz- und Cybersicherheitsgesetze sowie ein regulatorisches und vergaberechtliches Umfeld, das Qualität, Innovation und Widerstandsfähigkeit belohnt - statt kurzfristig allein auf den Preis zu schauen.
Der Bericht ist Teil einer Reihe von Veröffentlichungen des EFCA Future Trends Committee. Ziel ist es, die laufende Diskussion mit politischen Entscheidungsträgern auf europäischer und nationaler Ebene fachlich zu fundieren - und die Weichen für ein digitales Europa zu stellen, das auch unter Stress handlungsfähig bleibt.