Universität Stuttgart

12/08/2025 | Press release | Distributed by Public on 12/08/2025 05:25

Unterricht muss fordern

Langeweile gehört für viele Schülerinnen und Schüler zum Schulalltag. Wie wissenschaftliche Studien belegen, ist etwa die Hälfte der Unterrichtszeit davon geprägt. Doch diese Langweile hat negative Folgen: In einer Studie, in der Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts mehrfach befragt wurden, fanden Prof. Kristina Kögler vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Stuttgart und Prof. Richard Göllner von der Universität Potsdam ein überraschendes Muster: Nicht nur schwieriger Stoff frustriert, auch zu leichte Aufgaben können das Lernen nachhaltig beeinträchtigen. Die Ergebnisse ihrer Studie haben die beiden Forschenden nun im "British Journal of Educational Psychology" veröffentlicht.

Wenn Lerninhalte zu leicht sind, entsteht Langeweile

Für ihre Untersuchung werteten die Forschenden Daten einer Tagebuchstudie aus, in der 95 Schülerinnen und Schüler über zwei Schulwochen hinweg begleitet wurden. Mehrmals pro Unterrichtsstunde wurde erfasst, wie gelangweilt sie sich fühlten, wie stark ihr Lerninteresse war und wie gut sie den Stoff verstanden. Die Ergebnisse zeigen, dass Lernende zunächst befähigt werden müssen, Inhalte zu verstehen. Im konkreten Unterricht müssen sie anschließend kontinuierlich gefordert werden, um aktiv zu bleiben und Langeweile zu vermeiden.

Ein herausfordernder Unterricht ist Grundbedingung für wirksames Lernen

"Besonders kritisch: Langeweile wirkt wie ein Bremsklotz im Lernprozess", sagt der Potsdamer Erziehungswissenschaftler Richard Göllner. "Wer am Ende einer Unterrichtsphase gelangweilt ist, zeigt anschließend weniger Interesse und ein schlechteres Verständnis, sodass ein Abwärtssog der Unaufmerksamkeit entsteht", ergänzt seine Stuttgarter Kollegin Kristina Kögler. Ein herausfordernder Unterricht sei daher keine pädagogische Option, sondern eine Grundbedingung für wirksames Lernen.

Bemerkenswert sei zudem, dass Überforderung deutlich seltener auftrete als oft angenommen. "Das zentrale Risiko im Klassenzimmer ist nicht zu viel, sondern zu wenig Herausforderung und Anspruch", betonen die beiden Forschenden.

Die Studie:
Richard Göllner, Kristina Kögler: Control-value appraisals and the emergence of students' boredom: An in situ perspective within lessons, British Journal of Educational Psychology (2025).

Zur Studie

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Kontakt

Prof. Dr. Kristina Kögler, Institut für Erziehungswissenschaft, Tel.: 0711 685 83181,

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