Universität Bielefeld

09/17/2025 | Press release | Archived content

Zusammen Wachsen

Zusammenarbeit innerhalb der Universität fördern, Synergieeffekte nutzen, Vernetzungen schaffen und den Blick über die eigenen Grenzen hinaus zu ermöglichen - darum ging es bei der BI.research Conference 2025. In ihrem Profilbildungsprozess bündelt die Universität ihre Stärken, und die dabei gegründeten Forschungsnetzwerke tauschten sich auf der Konferenz aus. Erstmals präsentierten sich die Fokus- und Erkundungsbereiche. Zudem stellte die neue Jahreskonferenz potenzielle Profilbereiche vor - dieses Format wird künftig die bedeutendste Ebene des wissenschaftlichen Profils bilden.

Wer in der Uni-Halle nach oben schaut, entdeckt eine Struktur, die an ein Gewächshaus erinnert. Unter dem Glasdach und in den umliegenden Gebäuden zeigt sich, was das bedeutet: Überall wächst und gedeiht es. Viele Pflanzen entwickeln sich prächtig, bei manchen stockt das Wachstum. Dann braucht es Impulse von außen - Licht, Wasser, Rat aus der Nachbarschaft. So wird es interdisziplinär, ein Markenzeichen der Universität Bielefeld. Rund 500 Gärtner*innen - Verzeihung - Wissenschaftler*innen sind Anfang Juli zusammengekommen, um sich auszutauschen, über den Tellerrand zu schauen und oft mit dem eigenen Wissen die Projekte der anderen zu befruchten. Und es geht um viel - nämlich darum, wie sich die Universität künftig aufstellt, welches Profil sie entwickelt und welche Schwerpunkte sie setzt. Das Programm ist straff, mehrmals am Tag präsentieren sich verschiedene Forschungsnetzwerke in parallel stattfindenden Sessions.

© Stefan Sättele

Rund 500 Teilnehmer*innen waren bei der BI.research Conference 2025 dabei.

Dazwischen gibt es Zeit für Begegnungen, Diskussionen und weitere Informationen über einzelne spannende Forschungsgebiete. Es entwickeln sich Gespräche, Kontakte, Ideen - kurz: Die Konferenz ist ein voller Erfolg. "Ich bin begeistert, wie die Forschenden das umsetzen", sagt die Prorektorin für Forschung und Forschungsvernetzung, Professorin Dr. Christiane Fuchs schon während der Mittagspause. "Meine Erwartungen sind übertroffen, man sieht die Menschen hinter der Forschung, die das hier mit Leben füllen." Silke Schwandt, Vorsitzende des Senats, ergänzt: "Das tut der Uni gut! Man merkt, wie diese Veranstaltung die Menschen zusammenbringt."

Im Hörsaal werden Kontakte geknüpft

Zum Beispiel bei der Vorstellung von "AI*IM" - einem von inzwischen 13 Fokusbereichen der Universität. In dem Netzwerk geht es darum, die medizinische Versorgung für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen durch interaktive KI zur Unterstützung der Kommunikation mit der Umwelt zu verbessern. In der Session werden aktuelle Projekte und Ideen in Pitches präsentiert und von Diskutant*innen kommentiert. Wie kann KI bei der Diagnose von Autismus helfen? Wie kann sie zum Beispiel bei Blutentnahmen unterstützen? Die Zuhörer*innen bringen zwischendurch ihre Fragen und Kommentare auf Papierstreifen an Stellwänden an, später wird im Plenum diskutiert - und schnell kommt Input von Kolleg*innen aus anderen Fachbereichen, die im KI-Bereich forschen.

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Rektorin Prof'in Dr. Angelika Epple will das interdisziplinäre Arbeiten an der Universität Bielefeld auf eine neue Ebene heben.

Das Konzept geht auf, schon bei den einzelnen Veranstaltungen gibt es Diskussionen: Wissenschaftler*innen aus dem medizinischen Bereich kommen in Kontakt mit Forschenden, die sich mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Hintergrund ebenfalls mit KI beschäftigen, schon im Hörsaal werden erste Ideen ausgetauscht und Kontakte geknüpft - Dünger von außen. So wie im Hörsaal H7, wo sich der potenzielle Profilbereich zu mathematischen Innovationen durch kollaborative Synergien (MICoS) vorstellt und um Mitstreiter*innen wirbt.

Die Forschenden wollen einen besseren Umgang mit den "unfassbaren Datenmengen" finden, die nicht zuletzt durch die Nutzung Künstlicher Intelligenz entstehen. Und sie wollen die sich schnell entwickelnde Technik dafür einsetzen, mathematische Fragestellungen zu bearbeiten, die aus angrenzenden Disziplinen wie Data Science, Ökonomie und den Naturwissenschaften hervorgehen. Aus der Zusammenarbeit sollen sich Synergien innerhalb der Mathematik und neue Perspektiven ergeben. Schon jetzt wird auf hohem Niveau diskutiert.

Im Hörsaal H4 wird bei der unterhaltsamen Einführung ins Thema des Fokusbereichs InChangE viel gelacht: Mit Cartoons, Leitsätzen und überspitzten Beschreibungen geht es darum, wie sich Individuen im Tierreich durch den Kontakt zu anderen Individuen und ihrer Umwelt entwickeln. Die Ursachen und Folgen, den offenbar auch bei Tieren vorhandenem "Drang oder Wunsch zu verstehen, was die anderen machen", wie es der Verhaltensforscher Professor Dr. Oliver Krüger nennt, sind noch unklar und sollen erforscht werden. InChangE bringt Fachleute aus verschiedenen Bereichen zusammen, um diese Lücke zu schließen und die Ursachen sowie Folgen der Individualisierung bei Tieren und Menschen zu untersuchen.

Interdisziplinäres Arbeiten auf einem neuen Level

An einem Tag wie diesem wird spätestens auf dem Weg zum nächsten Hörsaal klar: Licht und Dünger gibt es an der Universität fast im Überfluss. Aber das Wasser - sprich: die finanziellen Mittel - ist begrenzt. Das Land sieht Kürzungen der Mittel für die Universitäten vor. Nicht weit vom Audimax entfernt haben Studierende einen Hörsaal besetzt, um dagegen zu protestieren. Die Profilbildung soll künftig dafür sorgen, dass die vorhandenen Ressourcen so verteilt werden, dass aufblühende und ertragreiche Forschungsfelder weiterwachsen können.

Während im Hörsaal protestiert wird, läuft in der Uni-Halle die Wahl des neuen Studierendenparlaments. Gleichzeit diskutieren die Teilnehmenden der REFLECT-Session die Bedeutung des kritischen Denkens für Demokratie und Gesellschaft.

Gibt es wohl einen passenderen Moment und Ort als diese Universität, um die Zukunftskompetenz kritisches Denken zu erforschen? Die Aufbruchsstimmung, die über der ganzen Konferenz liegt, ist auch bei der Session der Initiative für den Fokusbereich REFLECT deutlich zu spüren. Die Teilnehmenden diskutieren bereits konkret in Gruppen - ganz so, wie es die Idee für den heutigen Tag war, sagt die Rektorin, Professorin Dr. Angelika Epple: "Als Universität Bielefeld sind wir dafür bekannt, dass wir sehr interdisziplinär arbeiten. Das jetzt konsequent auf ein nächstes Level zu heben, war daher ein zentrales Anliegen."

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Nicht nur Publikum, sondern aktives Engagement: Gruppenarbeit bei REFLECT.

Interesse gepaart mit Neugier

Dass dafür nicht nur die Bereitschaft da ist, sondern die Teilnehmenden vom Interesse aneinander erfüllt sind, ist auch zwischen den mit Pitches, Diskussionen und Vorträgen gefüllten Blöcken in den Hörsälen sichtbar - zum Beispiel bei der Poster-Session, die den rund 30 Erkundungsbereichen Raum gibt. Zwischen Stellwänden mit Plakaten, die kurz wiedergeben, worum es sich bei den Forschungsprojekten und Einrichtungen dreht, stehen die Teilnehmenden der Konferenz. Manche lesen, andere sind bereits tief in Gespräche verwickelt. Ähnlich ist die Stimmung auch beim abschließenden Get-together, wo Gesprächsfäden weitergesponnen und alte und neue Bekanntschaften gepflegt werden. Interesse aneinander gepaart mit Neugier, Aufbruchsstimmung und deutsch-englisches Sprachgewirr, es hat etwas von einer übergroßen WG-Party.

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Verhaltensforscher Prof. Dr. Oliver Krüger, einer der Initiator*innen des potenziellen Profilbereichs InChangE, konnte die Zuhörenden mit seiner unterhaltsamen Präsentation für sein Thema begeistern.

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Professorin Dr. med. Katja Kölkebeck moderierte die interaktive Gruppenarbeit bei AI*IM.

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Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen haben ähnliche mathematische Fragestellungen. Prof. Dr. Roland Langrock vom potenziellen Profilbereich MICoS und seine Kolleg*innen versuchen, hier Synergien zu nutzen,

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Rektorin Professorin Dr. Angelika Epple (Mi.) und Prorektorin Professorin Dr. Christiane Fuchs bei der Eröffnung der Konferenz mit Moderator Jörg Heeren vom Referat für Kommunikation. Die Erwartungen waren groß und wurden übertroffen.

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Die Postersession bot vielen Initiativen und Forschungsvorhaben die Möglichkeit, sich vorzustellen.

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Die Forschenden wählten ihre Formate bei der Vorstellung der Profil- und Fokusbereiche selbst, hier eine Panel-Diskussion im Fokusbereich CoIn.

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Dass die Menschen hinter der Wissenschaft sichtbar werden, ist für die Senatsvorsitzende Prof'in Dr. Silke Schwandt ein großer Erfolg der Konferenz.

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Gemeinsam und Interdisziplinär: Die Vertreter*innen der Fokusbereiche und potenziellen Profilbereiche.

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Rektorin Prof'in Dr. Angelika Epple (li.) und Prorektorin Prof'in Dr. Christiane Fuchs sehen die BI.research Conference als zentrales Element der Vernetzung von Wissenschaft innerhalb der Universität.

Schon jetzt ist klar - einen solchen Tag wird es wieder geben. "Diese Konferenz soll das zentrale Kommunikationselement unserer Profilbildung werden", sagt Christiane Fuchs. "Wir wollen Bereiche ausflaggen, die pulsieren, wo intensiv gearbeitet und gesprochen wird. Die sollen sich hier der Universitätsöffentlichkeit auch für neue Leute öffnen." Es scheint, dass das heute hier gelingt - das Gewächshaus ist mit Leben gefüllt.

Und das soll möglichst immer so bleiben, hofft Angelika Epple: "Hoffentlich nimmt jede Person, die heute hier war, diesen Drive mit, weil es wirklich unglaublich eindrücklich war. Ich finde es so wichtig, dass Wissenschaft einerseits eine ganz ernste, tiefgehende und intensive Beschäftigung mit dem gleichen Thema ist aber das es wirklich auch mit Spaß einhergehen kann - und das wurde heute richtig deutlich."

Universität Bielefeld published this content on September 17, 2025, and is solely responsible for the information contained herein. Distributed via Public Technologies (PUBT), unedited and unaltered, on September 23, 2025 at 07:41 UTC. If you believe the information included in the content is inaccurate or outdated and requires editing or removal, please contact us at [email protected]