ENSI - Swiss Federal Nuclear Safety Inspectorate

12/19/2025 | Press release | Distributed by Public on 12/19/2025 01:29

Kernkraftwerk Leibstadt: ENSI fordert Verbesserungen für den Langzeitbetrieb

Artikel, News
19. Dezember 2025

Kernkraftwerk Leibstadt: ENSI fordert Verbesserungen für den Langzeitbetrieb

Das Kernkraftwerk Leibstadt wurde im Überprüfungszeitraum vom 1. Januar 2016 bis 31. Dezember 2021 mit der notwendigen Sorgfalt betrieben und war sicherheitstechnisch auf einem guten Niveau. Das hält das ENSI in seiner Stellungnahme zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) 2022 fest. Zudem beurteilt das ENSI das Nachrüstungskonzept des Kernkraftwerks Leibstadt für den Langzeitbetrieb als adäquat und fordert dessen zeitgerechte Umsetzung.

Von der Auslegung und der Betriebserfahrung, den Ergebnissen von Störfallanalysen, der Organisation und dem Personal bis hin zur Alterungsüberwachung der gesamten Technik und dem Notfallschutz: Mit einer umfassenden Überprüfung der Sicherheit weisen Betreiber nach, dass ihre Kernkraftwerke (KKW) die gesetzlichen Vorgaben zur nuklearen Sicherheit und zum Strahlenschutz erfüllen. Alle zehn Jahre reichen sie dem ENSI eine umfassende Sicherheitsüberprüfung, die sogenannte periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ), ein.

Ende 2022 reichte das KKW Leibstadt die Unterlagen zur PSÜ für den Überprüfungszeitraum vom 1. Januar 2016 bis 31. Dezember 2021 ein. Erstmalig hat das KKW Leibstadt aufgrund seines Alters den PSÜ-Unterlagen auch einen Sicherheitsnachweis für den Langzeitbetrieb (das heisst, für den Betrieb über 40 Jahre hinaus) beigelegt. Nach ausführlicher Überprüfung veröffentlicht das ENSI nun seine sicherheitstechnische Stellungnahme dazu.

  • Darum geht es in der periodischen Sicherheitsüberprüfung

    Alle zehn Jahre muss der Inhaber einer Betriebsbewilligung für ein KKW eine umfassende periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) durchführen. Damit beurteilt der Betreiber das KKW sicherheitstechnisch. Das Kernenergiegesetz (Art. 22 Abs, 2 Bst. e) und die Kernenergieverordnung (Art. 34 und 34a) verlangen dies.

    Die PSÜ deckt folgende Themen ab:

    • Übersicht über die Anlage
    • Betriebsführung und Betriebsverhalten
    • Sicherheitsrelevante Anlagenteile
    • Instandhaltung und Alterungsüberwachung
    • Deterministische Sicherheitsanalysen (unter anderem Störfallanalysen)
    • Probabilistische Sicherheitsanalysen (unter anderem Risikoabschätzung von schweren Unfällen)
    • Organisation und Personal
    • Notfallschutz
    • Sicherheitsnachweis für den Langzeitbetrieb (Für den Betrieb über 40 Jahre hinaus ist eine zusätzliche Analyse notwendig. Dabei handelt es sich um den Nachweis, dass die Sicherheitsgrenzen im nachfolgenden Betriebsjahrzehnt mit genügend Marge eingehalten werden).

    Zu jeder PSÜ verfasst das ENSI eine ausführliche Stellungnahme. Beurteilungsgrundlage ist das aktuell gültige Regelwerk wie die ENSI-Richtlinien, Verordnungen und Gesetze.

Das ENSI kommt in seiner Stellungnahme zu dem Schluss, dass das KKW Leibstadt im Beurteilungszeitraum umsichtig betrieben wurde und sich auf einem guten sicherheitstechnischen Niveau befand. So waren die grundlegenden nuklearen Schutzziele «Kontrolle der Reaktivität», «Kühlung der Brennelemente», «Einschluss der radioaktiven Stoffe» und «Begrenzung der Strahlenexposition» stets erfüllt. Das Barrierenkonzept ist wirksam und die physischen Barrieren sind in einem einwandfreien Zustand. Das Konzept der gestaffelten Sicherheitsvorsorge wird auf allen Sicherheitsebenen vollständig erfüllt.

Damit das Sicherheitsniveau der Anlage weiter erhöht wird, stellt das ENSI eine Reihe an Forderungen. Die Forderungen zielen beispielsweise darauf ab, eine systematische Überprüfung der Auslegung sicherheitstechnisch wichtiger Komponenten durchzuführen, die deterministischen und probabilistischen Störfallnachweise zu verbessern und Optimierungen in den Bereichen Brand- und Notfallschutz vorzunehmen. In den Kapiteln 1 bis 9 der sicherheitstechnischen Stellungnahme geht das ENSI detailliert auf diese und andere Themen ein.

Hohes Sicherheitsniveau ist die Basis für den Langzeitbetrieb

Ende 2024 ging das KKW Leibstadt nach vier Jahrzehnten Betrieb in den Langzeitbetrieb über. Um auch in Zukunft und mit zunehmender Alterung der Anlage ein hohes Sicherheitsniveau zu gewährleisten, hat das KKW Leibstadt neben seinem Alterungsüberwachungsprogramm und dem Betriebsdauermanagement ein umfassendes Nachrüstungskonzept erarbeitet und bereits im laufenden Aufsichtsverfahren mit dessen Umsetzung begonnen. Für die Grosskomponenten (Reaktordruckbehälter mit Einbauten, Umwälzschleifen, nukleares Dampferzeugungssystem, Stahldruckschale und Betonhülle), die schwer oder gar nicht zu ersetzen sind, führt der Betreiber die erforderlichen Nachweise.

Das ENSI beurteilt den Zustand der Grosskomponenten als gut (siehe Kapitel 10 der sicherheitstechnischen Stellungnahme). Damit sind aus Sicht des ENSI die Voraussetzungen für einen sicheren Langzeitbetrieb erfüllt.

  • Nachrüstungskonzept für den Langzeitbetrieb

    Das Nachrüstungskonzept für den Langzeitbetrieb basiert einerseits auf dem Abgleich der Auslegung mit dem Stand von Wissenschaft und Technik. Andererseits sollen mit den Nachrüstungen die Anforderungen des nationalen und internationalen Regelwerks erfüllt werden.

    Beim Nachrüstungskonzept für den Langzeitbetrieb ist entsprechend der Richtlinie ENSI-A03 ein besonderes Augenmerk auf folgende Themen zu legen:

    • auf den Redundanzgrad und die Diversität von Sicherheitsfunktionen,
    • auf die funktionale Unabhängigkeit und räumliche Trennung der Sicherheitssysteme,
    • auf den Automatisierungsgrad der Sicherheitssysteme,
    • auf den Schutz gegen äussere Einwirkungen und
    • auf die Vorsorge gegen schwere Unfälle.

    Darüber hinaus ist der Sicherheitsgewinn des Nachrüstungskonzepts mittels deterministischer und probabilistischer Sicherheitsanalysen zu zeigen.

«Die PSÜ zeigt, dass sich das KKW Leibstadt in einem sicherheitstechnisch guten Zustand befindet und die Voraussetzungen für einen sicheren Langzeitbetrieb erfüllt.»

Ralph Schulz, Leiter des Bereichs Sicherheitsanalyse beim ENSI

Die für den Langzeitbetrieb bereits durchgeführten und geplanten Nachrüstungen, insbesondere im Rahmen der Projekte YUMOD (Umbau des Reaktorumwälzsystems), ERKO (Austausch des Kondensators), NEX (Ersatz der Strahlenschutzinstrumentierung) und SILT (Austausch der Leittechnik), bewertet das ENSI gesamthaft als angemessen und sinnvoll.

Infolge der vom KKW Leibstadt durchgeführten Nachrüstungen und der Einführung weiterer Accident-Management-Massnahmen beurteilt das ENSI die gestaffelte Sicherheitsvorsorge als weiter verbessert. Das ENSI begrüsst die proaktive Haltung des Betreibers, in die Sicherheit des KKW Leibstadt für den Betrieb über 40 Jahre hinaus zu investieren.

Sämtliche Ergebnisse der Prüfung und die ENSI-Forderungen sind in Kapitel 11 «Gesamtbewertung» der Stellungnahme zusammengefasst.

Die PSÜ ist Teil des umfassenden ENSI-Aufsichtsprogramms

Die Fachkräfte des ENSI verschaffen sich fortlaufend einen Überblick über die Sicherheit der Kernanlagen und prüfen, ob der Betrieb die gesetzlichen Leitplanken einhält und der aktuelle Stand von Wissenschaft und Technik berücksichtigt wird. Die PSÜ ist Teil des umfassenden ENSI-Aufsichtsprogramms.

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