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Wie Diversität gelebt werden kann
11.09.2025, 12:49Uhr
Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg begrüßte die Gäste in der Paulskirche © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel
600 Menschen kamen zur Veranstaltung "Gekommen, um zu bleiben" in die Paulskirche
"Ohne Zuwanderung würde in der Gesellschaft nichts funktionieren." - "Das Asylrecht ist das Herz der Verfassung und nicht verhandelbar." - "Wir müssen die Menschen unterstützen, die zu uns kommen." - "Diversität muss Kern unseres Handelns sein.": Es waren Sätze wie diese, die den 600 Gästen aus der gesamten Stadtgesellschaft am Mittwochabend, 10. September, in der Paulskirche aus der Seele sprachen. Sie stammen aus der Begrüßungsrede von Bürgermeisterin und Diversitätsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg, die zu der Veranstaltung "Gekommen, um zu bleiben" eingeladen hatte. Es gab viel Applaus.
"Aber warum", fragte Keynote-Redner Daniel Cohn-Bendit, "sind wir mit diesen Selbstverständlichkeiten in der Minderheit?" GroßeTeile der Gesellschaft dächten anders über Zuwanderung und das Asylrecht. So sei es auch bei der Gründung des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) 1989 gewesen. "Dass Frankfurt eine Einwanderungsstadt ist, wurde von der Mehrheit der damaligen Stadtregierung nicht anerkannt." Zuwanderung, sagte Cohn-Bendit weiter, "ist eine Riesenaufgabe. Sie zwingt uns, die Welt anders zu sehen". Es sei wichtig, sich in Konflikten nicht eindimensional zu verhalten.
Im Foyer der Paulskirche erinnerte eine digitale Ausstellung an die Gründung des Integrationsdezernats und des Amka 1989. "Das war eine Premiere in diesem Land", sagte Eskandari-Grünberg. Heute sei Migration in Frankfurt selbstverständlicher denn je. "Wir sprechen nicht mehr darüber, inwiefern sich Menschen in eine Mehrheitsgesellschaft integrieren sollen, sondern wie Diversität gelebt werden kann."
Wie das funktionieren kann, darüber sprachen anschließend Virginia-Wangare Greiner, Gründerin des Vereins Maisha, der Autor und Performer Gianni Jovanovic, José Sanchez, Gründer des KIZ Gallus, und Gelincik Tuzcu vom Bildungsverein Kubi. Er lehne das Wort Minderheit ab, sagte Jovanovic. "Es macht dich minderwertig." Sein Buch trägt den Titel "Kleine Mehrheit".
Greiner betonte, für zugewanderte Menschen sei es wichtig, ihre Herkunft nicht zu verdrängen: "Es gehört zur Identität." Das gelte besonders für die, die von Rassismus und Diskriminierung betroffen seien. Nach Sanchez' Worten ist die Solidarität der ersten Zuwanderer-Generation sehr bedeutsam für die dritte und vierte Generation. Am Ende stimmten alle Tuzcus Einschätzung zu, dass die Familien-Zusammenführung entscheidend für eine gelingende Integration ist.