12/15/2025 | Press release | Distributed by Public on 12/15/2025 08:41
Quiz und Ausflüge, Vorträge und Kunst-Projekte für 10er-Klassen
Veröffentlicht am 15.12.2025
An der Theodor-Heuss-Realschule fand jetzt eine Projektwoche für die zehnten Klassen statt, die vom städtischen Team der Jugendförderung sowie zahlreichen anderen Akteuren tatkräftig unterstützt wurde. Thema der Projektwoche war "Jüdisches Leben in Coesfeld in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft". Ziel war es, die Schicksale jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Coesfeld erfahrbar zu machen und Erinnerungskultur lebendig zu halten.
Dazu gab es verschiedene Angebote für die Kinder und Jugendlichen: vom Quiz über Vorträge, Zeitzeugen-Gespräche und Ausflüge bis hin zu zwei kreativen Kunst-Aktionen, in denen 18 Schüler:innen die vorher behandelten Themen freiwillig vertieften. Diese beiden Projekte wurden von der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW unterstützt.
Unter der Leitung von Jutta Meyer zu Riemsloh vom Kunstverein Münsterland gestalteten sieben Schüler:innen 15 Dioramen aus Holz, die Szenen aus den Biografien jüdischer Jugendlicher zeigen.
Eine weitere Gruppe Jugendlicher erarbeitete unter der Leitung von Gabi Kaudewitz von der Jugendförderung der Stadt Coesfeld und gemeinsam mit der Künstlerin Ulla Vienken aus Münster in der ehemaligen Synagoge einen Erfahrungsparcours zum Lebensweg des jüdischen Jungen Karl-Heinz Freund.
Die Jugendlichen zeigten dabei nicht nur großes Engagement, sondern auch eine persönliche Betroffenheit. "Schulen sollten solche Projekte öfters machen und nicht nur zwei Tage. Ich weiß jetzt mehr über meine Stadt und wie es früher war und ich kann mein Wissen auch noch weitergeben", sagte Lorin (16). Denis (16) ergänzte: "Im Projekt war eine entspannte Arbeitsatmosphäre und wir haben gut zusammengearbeitet".
Auch die Jugendförderung zeigte sich beeindruckt. "Die Arbeit mit den Jugendlichen war sehr inspirierend. Alle haben ihre persönlichen Fähigkeiten eingebracht und so zum Gelingen des Parcours beigetragen. Während eine Jugendliche mit großer Freude an den Briefen für die Geschichte geschrieben hat, brachte ein anderer seine Physikkenntnisse ein und andere bearbeiteten Fotos oder bauten Requisiten", erklärte Gabi Kaudewitz von der Jugendförderung.
Beide Projekte gaben den Jugendlichen die Möglichkeit, sich kreativ mit der Geschichte auseinander zu setzen, was sie auch intensiv genutzt haben. Die Ergebnisse sollen weiter aufgearbeitet und in einer Ausstellung präsentiert werden, damit auch andere Jugendliche Zugang zu den Arbeiten erhalten und die Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Coesfelder Kinder und Jugendlichen wachgehalten wird.
Programm-Bausteine aus der Projektwoche
Den Auftakt der Projektwoche machte das interaktiven Lernformat "Quiz Mazel Tov", das von den Referenten Nina Coenen und Sami Alkomin vom Verein Demokratielotsen durchgeführt wurde. In der Veranstaltung in Quizform setzten sich die Jugendlichen mit fünf zentralen Themenblöcken auseinander: dem jüdischen Glauben, jüdischen Traditionen und Festen, der Geschichte des Antisemitismus, dem jüdischen Leben in Deutschland sowie dem Nahost-Konflikt.
Darüber hinaus besuchten die Teilnehmenden das Stadtmuseum DAS TOR in Coesfeld sowie die ehemalige Synagoge. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Synagoge in Münster. Dort stand ein Gemeindemitglied der aktiven jüdischen Gemeinde den Jugendlichen Rede und Antwort und berichtete sowohl über Fragen des Glaubens als auch über das heutige Leben einer Jüdin in Deutschland.
An den folgenden Tagen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit historischen Steckbriefen jüdischer Coesfelderinnen und Coesfelder. Besonders eindrücklich war das Schicksal von Wilhelmine Süßkind, das durch einen Bildvortrag von Claudia Haßkamp vermittelt wurde. Sie war früher selbst Lehrerin an der Theodor-Heuss-Realschule. Ein Stadtrundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Coesfeld vertiefte die Eindrücke. Weiterhin sahen die Jugendlichen mit VR-Brillen des Medienzentrums des Kreises Coesfeld den 3D-Film "Inside Auschwitz".
Parallel zu den Aktivitäten in der Schule nahm eine Gruppe von Schüler:innen der Klasse 10 an einer Gedenkstättenfahrt nach Oświęcim teil. Dort besuchten sie neben den Lagern Auschwitz I und II auch das Schindlermuseum und führten ein bewegendes Gespräch mit einer Zeitzeugin.
Dioramen aus Holz (unter Leitung von Jutta Meyer zu Riemsloh vom Kunstverein Münsterland)
Mit Fotos, gemalten Hintergründen und kleinen Figuren entstanden unter der Leitung von Jutta Meyer zu Riemsloh eindrückliche Darstellungen, die den leidvollen und schwierigen Alltag in der NS Zeit sichtbar machen. Besonders bewegend ist die Darstellung einer Szene am Coesfelder Bahnhof. Dort wurde Gerd Hertz auf seinem Schulweg nach Münster von Mitgliedern der Hitlerjugend bis zur Bewusstlosigkeit mit Steinen beworfen. "Das war das beste Projekt meiner Schulzeit", so Esma, "sowohl gestalterisch als auch inhaltlich." Auch Jutta Meyer zu Riemsloh war sehr beeindruckt von der intensiven Arbeitsatmosphäre und dem fundierten Wissen der Teilnehmer:innen.
Erfahrungsparcours zum Lebensweg von Karl-Heinz Freund (unter Leitung der Künstlerin Ulla Vienken)
Der Junge war 1939 zu seinen Großeltern nach Coesfeld gezogen und wurde 1941 zusammen mit den letzten jüdischen Einwohnern der Stadt nach Riga deportiert worden. Mit der Methode eines "Escaperooms" entwickelten die Jugendlichen eine interaktive Darstellung seines Lebensweges. Sie klebten Karten und Fotos auf große Pappwände, schrieben Briefe, bastelten Requisiten und versahen eine historische Stadtkarte mit LED´s die zeigen, welche Orte Karl-Heinz besuchen durfte und welche ihm verboten waren.
"Ein großer Dank geht auch an Norbert Damberg vom Stadtarchiv, Dr. Kristina Sievers-Fleer und Anne Grütters vom Stadtmuseum, Stefanie Jung vom Puppen- und Spielzeugmuseum und Rebekka Schlappa von der Theodor Heuss Realschule, die die Jugendlichen und mich mit vielen Informationen und Material versorgt haben", sagt Gabi Kaudewitz.