DLR - German Aerospace Research Establishment

12/04/2025 | Press release | Distributed by Public on 12/04/2025 04:29

Erhöhtes Sonnensturm-Risiko – DLR beobachtet Weltraumwetter in Echtzeit

4. Dezember 2025| Große Sonnenfleckenregionen entdeckt

Erhöhtes Sonnensturm-Risiko - DLR beobachtet Weltraumwetter in Echtzeit

Aufnahme der großen Sonnenfleckenregion vom 3. Dezember 2025
Am 28. November 2025 hat ein riesiger Sonnenfleckenkomplex begonnen, den südöstlichen Sonnenrand zu passieren (helle Region in der linken unteren Hälfte des Bildes). Er besteht aus drei aktiven Regionen: AR 4298, 4294 und 4296. In den nächsten ein bis zwei Tagen könnte ein Sonnenflare auftreten und gegebenenfalls eine Plasmawolke Richtung Erde ausstoßen. Sollten diese Bedingungen erfüllt werden, könnte ein geomagnetischer Sturm auftreten - mit der Möglichkeit, dass bei klarem Himmel Polarlichter auch in Deutschland sichtbar werden.
Bild: 1/4, Credit:

NOAA SWPC

Aufnahme der drei aktiven Sonnenfleckenregionen AR 4292, 4294, 4296 des Solar Dynamics Observatory
Am 28. November 2025 hat ein riesiger Sonnenfleckenkomplex begonnen, den südöstlichen Sonnenrand zu passieren. Er besteht aus drei aktiven Regionen: AR 4298, 4294 und 4296, die auf diesem Weißlichtbild des Helioseismic and Magnetic Imager (HMI) auf dem 2010 gestarteten Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA zu sehen sind. AR 4294 ist der größte des Trios und einer der größeren des laufenden Sonnenzyklus. Er hat eine Sonnenfleckenfläche, die mindestens zehnmal so groß ist wie die gesamte Erdoberfläche, und seine Länge entspricht 14 Erddurchmessern oder fast 180.000 Kilometern. Die Region ist so groß, dass sie immer noch das Potenzial für ein starkes Ereignis der M- oder sogar X-Klasse hat.
Bild: 2/4, Credit:

NASA (SDO)

Standardschema eines Sonnensturms
Eine Magnetfeldschleife auf der Sonnenoberfläche wird durch magnetische Rekonnexion zerteilt: Der obere Teil wird samt eingeschlossenem Plasma abgestoßen (Massenauswurf) und der untere Teil wird auf die Sonne zurückgeschleudert. Beim Auftreffen auf die Sonne entsteht Röntgenstrahlung (das sogenannte Flare).
Bild: 4/4, Credit:
  • Mehrere besonders große und aktive Sonnenfleckenregionen sind derzeit auf der Sonnenscheibe sichtbar.
  • Es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Tagen ein Sonnenflare auftritt und gegebenenfalls eine Plasmawolke Richtung Erde ausgestoßen wird - mit der Möglichkeit, dass Polarlichter in Deutschland zu sehen sind.
  • Die aktiven Regionen sind zusammengenommen so groß, wie die Sonnenfleckenregion, die 1859 zum stärksten Sonnensturm der letzten Jahrhunderte führte.
  • Das DLR-Institut für Solar-Terrestrische Physik analysiert Änderungen in der Sonnenaktivität und mögliche Auswirkungen auf das Weltraumwetter in Echtzeit.
  • Schwerpunkte: Raumfahrt, Sicherheit, Weltraumwetter

Am vergangenen Wochenende sind am östlichen Sonnenhorizont mehrere besonders aktive Sonnenfleckenregionen erschienen. Zusammengenommen erreichen sie eine Größe, die mit der jener Sonnenfleckenregion vergleichbar ist, die der britische Astronom Richard Carrington am 1. September 1859 beobachtete und die zum stärksten Sonnensturm der letzten Jahrhunderte führte. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beobachtet die Situation mit besonderer Aufmerksamkeit. Änderungen in der Sonnenaktivität und mögliche Auswirkungen auf das Weltraumwetter werden in Echtzeit analysiert, um Frühwarnungen und nötige Schutzmaßnahmen rechtzeitig zu ermöglichen.

Möglicher Ablauf in den kommenden Tagen

Die sogenannten "aktiven Regionen" sind durch intensive, komplexe Magnetfelder gekennzeichnet und gelten in der Sonnenphysik als Hauptquellen von starken Sonneneruptionen - etwa Flares und koronalen Massenauswürfen. Mit dem Auftauchen der aktiven Regionen AR 4294, 4296 und 4298 und ihrer vergleichbaren Größe zur Carrington-Region steigen die Chancen auf Sonneneruptionen merklich.

Derzeit bewegen sich die Sonnenflecken von der Erde aus betrachtet auf die Mitte der Sonnenscheibe zu. Sollten in den kommenden Tagen starke Eruptionen auftreten, könnten diese - je nach Ausrichtung und Stärke - zumindest teilweise auf die Erde gerichtet sein. Dabei sähe der Ablauf typischerweise so aus:

  • Zuerst kommt es zu einem hellen Sonnenflare mit starker Röntgen- und UV-Strahlung, der vor allem die Ionosphäre beeinflusst.
  • Ein bis zwei Tage später könnte eine Plasmawolke folgen, die das Erdmagnetfeld streifen oder treffen könnte - mit der Gefahr eines geomagnetischen Sturms. Dann könnten bei klarem Himmel auch in Deutschland Polarlichter sichtbar werden.

Auswirkungen auf Technik und Infrastruktur

Ein Beispiel dafür, wie gravierend solche Sonnenstürme sein können, liefert das Carrington-Ereignis von 1859: Beim Nachzeichnen von Sonnenflecken entdeckt der Hobbyastronom Richard Carrington eine gewaltige Eruption auf der Sonne. Etwa 20 Stunden später traf der daraus resultierende geomagnetische Sturm die Erde - bis heute das stärkste wissenschaftlich beobachtete Weltraumwetterereignis. Polarlichter, die normalerweise auf die hohen nördlichen und südlichen Breiten begrenzt sind, wurden weltweit - selbst in Regionen nahe des Äquators - beobachtet. In Mitteleuropa und Nordamerika kam es zu massiven Störungen der damals vorhandenen Telegrafensysteme; in einigen Fällen sorgten induzierte Spannungen sogar für Brände.

Heute ist unsere Infrastruktur deutlich empfindlicher: Satelliten, Navigation (GPS), Kommunikation, Stromnetze und viele weitere Technologien könnten bei einem extrem starken Sturm empfindlich gestört werden.

Weltraumwetterforschung im DLR

Das umfangreiche Spektrum der am Weltraumwetter beteiligten Vorgänge wird am DLR-Institut für Solar-Terrestrische Physik in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern erforscht. Hier wird der Bogen gespannt von der Grundlagenforschung an den physikalischen Prozessen bis hin zu den anwendungsorientierten Konzepten zur Reduzierung der Auswirkungen auf anfällige Technologien. Das Ziel: durch zeitnahe, genaue und zuverlässige Beobachtungen und Vorhersagen die nationalen Infrastrukturen zu schützen und betroffene Industrien zu unterstützen.

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