12/04/2025 | Press release | Distributed by Public on 12/04/2025 06:21
Kulturministerin Dr. Manja Schüle hat heute gemeinsam mit dem Potsdamer Kulturbeigeordneten Torsten Wiegel und dem Kirchenmusikdirektor des Evangelischen Kirchenkreises Potsdam und Nikolaikantor, Björn O. Wiede, das Aufführungsmaterial des Potsdam Requiems an Marion Mattekat, Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, übergeben. Es wird Teil der Musikabteilung der Sammlung Brandenburgica.
Kulturministerin Dr. Manja Schüle:
"Ein wertvolles Geschenk in der Vorweihnachtszeit: Die Noten, Materialien und Regieanweisungen des Potsdam Requiems von Björn O. Wiede sowie wertvolle alte Bach-Noten aus den Beständen der Nikolaikirchengemeinde ziehen in die Musikabteilung der Brandenburgica ein. Die Komposition erzählt auf sehr bewegende Weise von diesem furchtbaren Ereignis, bei dem kurz vor Kriegsende noch fast 1.600 Menschen ihr Leben und 60.000 ihre Wohnungen verloren. Björn O. Wiede verknüpft moderne Töne und Klänge mit Elementen wie dem Verlesen der Namen der beim Angriff getöteten Menschen. So entsteht aus Noten und Text ein Raum der Erinnerung. Herzlichen Dank für dieses besondere Geschenk! Möge das Potsdam Requiem noch oft seinen Weg in die Kirchen und Konzertsäle - und Ohren der Menschen finden!"
Björn O. Wiede, Kirchenmusikdirektor des Evangelischen Kirchenkreises Potsdam und Nikolaikantor:
"Das Potsdam Requiem ist ein abendfüllendes Oratorium in Erinnerung an die Zerstörung der Stadt 1945 und im Gedenken an den Tod in unserem Leben. Es soll ansprechen, erinnern und ermutigen. Mir ging es darum, zwei Seiten zu verbinden: der Tod, der vor uns steht oder hinter uns liegt, ist Anlass zur Trauer und auch immer wieder Anstoß zum wachen, dankbaren Tun in der Welt. Die Texte gehen über das Erinnern hinaus und deuten die Situation der Stadt heute an. Die musikalische Ausformung für Sprecher, Solisten, Klavier, Orgel, farbenreichem Schlagwerk und Streichern versucht, diesem Ansatz durch unterschiedliche Stile, freie Polyphonie, strenge Chorsätze, Jazzelemente und lyrische Klangflächen gerecht zu werden. Eine gewisse Dramaturgie, halbszenische Momente und der Gesang des Nikolaichores ohne Noten vermochten in den bisher sechs Aufführungen zu berühren."
Das von Björn O. Wiede komponierte Potsdam Requiem wurde am 14. April 2013 in der Nikolaikirche uraufgeführt und wird seither oft am Jahrestag aufgeführt. Das achtteilige Werk für ein kammermusikalisch besetztes Orchester mit reichem Schlagwerk, einen Chor und Solisten erinnert an die Zerstörung der Stadt am 14. April 1945 durch Bomber der Royal Air Force. Dabei wurden große Teile der Innenstadt zerstört, fast 1.600 Menschen starben. Das Requiem vereint Texte aus dem Neuen und Alten Testament, Zeitzeugenberichte sowie Zitate aus Kompositionen von Mozart und Bach, die mit Potsdam verbunden sind. Als herausragendes Stück aktueller Zeit- und Musikgeschichte soll die Komposition künftig in der Bibliothek gesichert werden und für Forschung zur Verfügung stehen. Die Stadt- und Landesbibliothek erhält Partituren, Aufführungsmaterial, Programmhefte und Plakate sowie mehr als 40 Bände der ersten Bach-Ausgabe (1851-1899) aus den Beständen der Nikolaikirchengemeinde.
Sowohl bei den Materialien des Potsdam Requiems als auch bei der alten Bach-Gesamtausgabe handelt es sich um bedeutsame Ergänzungen für die Brandenburgica, der bedeutendsten Sammlung zur Geschichte Brandenburgs, die durch die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB) betreut wird. Seit 1992 nimmt die in Trägerschaft der Landeshauptstadt Potsdam befindliche SLB auch landesbibliothekarische Aufgaben wahr. Das Land Brandenburg fördert die Stadt- und Landesbibliothek in Potsdam mit jährlich 684.100 Euro. Weitere Informationen: https://www.bibliothek.potsdam.de