12/15/2025 | News release | Distributed by Public on 12/16/2025 02:00
Johanna Ziegel möchte als Statistikerin die Zukunft möglichst genau vorhersagen. Privat hingegen hat sie gelernt, nicht allzu präzise zu planen.
Wie gehen Sie privat mit Unsicherheiten um?
Ich bin ein strukturierter und disziplinierter Mensch und habe gelernt, nicht allzu präzise zu planen, wo es nicht nötig ist. Das zahlt sich im Familien- und Arbeitsalltag aus, denn es ist einfacher, dass etwas klappt, wenn die Definition von «es hat geklappt» weit gefasst ist. Ausserdem lehrt es einen zu reflektieren, was wirklich wichtig ist.
Was macht statistische Vorhersagemethoden so spannend?
Es ist immer interessant, in die Kristallkugel zu blicken. Ich untersuche, wann Vorhersagen gut sind. Gut heisst, dass die Vorhersagen statistisch kompatibel sind mit dem, was später real passiert, und dass sie die Zukunft möglichst genau voraussagen. Um Vorhersagen fair und sinnvoll miteinander vergleichen zu können, müssen die Ausgangssituationen mathematisch genau beschrieben werden. So lässt sich beweisen, welche Bewertungskriterien gute Vorhersagen tatsächlich zuverlässig bevorzugen - und sich nicht durch Tricks täuschen lassen.
Dieser Text ist in der Ausgabe 25/04 des ETH-Magazins Globe erschienen.
Ihre Erkenntnisse finden in verschiedenen Bereichen Anwendung. Was sind die grössten Herausforderungen?
Ich arbeite eher an Theorie und Methodik als an spezifischen Anwendungen. Mein Anspruch ist es aber, dass die entwickelte Methodik in mehr als einem Anwendungsgebiet Erkenntnisse bringt. Bei der Wettervorhersage zum Beispiel wird künstliche Intelligenz (KI) immer wichtiger. Manche KI-Modelle sind jetzt schon besser als die klassischen physikalischen Modelle. Ich möchte neue statistische Modelle entwickeln, um besser bewerten zu können, ob KI-Modelle mit den Gesetzen der Physik übereinstimmen und wie gut sie extreme Wetterereignisse vorhersagen können.
Sie sind früh Professorin und Mutter geworden. Was braucht es, um Karriere und Familie zu vereinbaren?
Es ist wichtig, eine gesunde Selbsteinschätzung zu haben und Methoden der Selbstfürsorge zu lernen. Das bin ich nicht nur mir selbst schuldig, sondern auch meinen Kindern. Kinder sollten gesunde und grundsätzlich glückliche Eltern haben, sonst wird es schwierig für sie zu lernen, wie man ein gesunder, zufriedener Erwachsener wird.