09/29/2025 | Press release | Distributed by Public on 09/29/2025 06:06
Es gibt eine Frage, die sich wie ein roter Faden durch den diesjährigen Weltmarktführer Innovation Day zieht: Spielen wir in Deutschland mit oder schauen wir nur zu, wenn es um den wirtschaftlichen und technologischen Aufschwung geht? Die kurze Antwort ist: Wir spielen mit. Wie die ausführlichen Antworten lauten -hier nur ein paar Highlights von vielen vom Weltmarktführer Innovation Day, den die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) als wissenschaftliche Partnerin begleitet hat.
Ob deutsche Unternehmen nur zuschauen, während in Ländern wie den USA, China oder Indien die Wirtschaft weiter an Auftrieb gewinnt? Die Rückmeldungen der Sprecherinnen und Sprecher sind am 25. September ehrlich, zeigen Herausforderungen auf, sind aber gleichzeitig optimistisch. In Talks, kurzlebigen Impulsvorträgen und Panelgesprächen teilen Expertinnen und Experten aus Forschung und Wirtschaft ihre Erkenntnisse und Einblicke, wenn es um die Bedeutung neuer Technologien für den Erfolg hiesiger Unternehmen geht.
Lust auf Zukunft und Austausch
Zuvor aber, noch ganz zu Beginn der Veranstaltung, hält Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, fest: "Wir haben Lust auf Zukunft!" Ein optimistischer Ton für den Start in diesen Tag, der aber nicht von Herausforderungen ablenken möchte. Vielmehr soll auf Forschungsgeist gesetzt, Innovationspotenzial wahrgenommen werden.
Als "Treffen der Zukunftsmacherinnen und Zukunftsmacher" bezeichnet Prof. Dr. Joachim Hornegger den Weltmarktführer Innovation Day. Der FAU-Präsident ruft die Gäste der Veranstaltung in seinem Grußwort zum Networking auf: "Denken Sie nicht an disziplinäre Grenzen, denken Sie nicht an institutionelle Grenzen. Tauschen Sie sich aus!" Gerade die FAU zeichne sich unter anderem dadurch aus, dass sie kurze Wege zu den Wirtschaftspartnern der Region pflegt. So kann der Innovationsspirit in die Welt getragen werden.
Mehr Mut
Dass es in Deutschland Unternehmergeist und Innovationskraft gibt, bestätigen im Laufe des Tages die Redner/-innen quasi durchweg. Als Teil eines ehrlichen Dialogs kommen darüber hinaus aktuelle Herausforderungen zur Sprache.
Auf die Frage, was Deutschland und Europa in zehn Jahren geschafft haben wird, erwidert Kira Engelhardt, Global Head of Data & AI von Energy Networks, E.ON: "Mutiger zu werden."
In der Diskussion mit dem Titel "Wie gelingt es die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas wieder herzustellen?" beteuert sie, dass die deutsche Qualität Unternehmen in Zukunft stark machen werde. Sie teilt jedoch die Beobachtung, dass sich Firmen unter Umständen hinter der Bürokratie zu verstecken scheinen.
In Bezug auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz betont sie die Notwendigkeit einer Strategie, so dass die Technologie dort eingesetzt werde, wo sie einen tatsächlichen Mehrwert bringe. In ihrem Impulsvortrag hebt sie zudem hervor, dass der Einsatz von KI nicht als IT-Projekt abgestempelt werden dürfe, sondern ein Thema der Führungskräfte sei.
In der Live-Schalte "TECH-Standort Europa - welche Erfolgsfaktoren entscheiden über die Wettbewerbsfähigkeit?" mit Prof. Olaf Groth aus den USA kommen Ländervergleiche mit China und den Vereinigten Staaten zur Sprache. Der Professor für Strategie, KI, Technologie-Innovation und Weltwirtschaft an der Haas School of Business der UC Berkeley University in Kalifornien plädiert für einen einheitlichen Datenmarkt, mehr und billigere Energie und eine Kapitalmarktreform, so dass Deutschland wettbewerbsfähig bleibe.
Darüber hinaus hebt er hervor, dass Mensch bzw. Angestellte und KI einander nicht gegenübergestellt werden sollten, sondern das Ziel vielmehr eine Symbiose der beiden sei. Experimentierfreude mit der Technologie müsse belohnt, Risiken weniger oft in den Vordergrund gestellt werden.
Quanten: Mehr Lösungen, weniger Daten
Auch im späteren Panel "Quantencomputing und Künstliche Intelligenz" geht es um Mut - mehr Mut zur Lücke. Eine der Beobachtungen, die hier gemacht werden, ist dass Länder wie die USA den Willen zeigen, etwas auf den Markt zu bringen, das unter Umständen noch nicht fertig ist. Die noch junge Welt des Quantencomputing bietet dafür das passende Paradebeispiel.
Besonderes Potenzial für die Arbeit mit Quantencomputing in Deutschland sieht die Panelistin Dr. Annika Möslein, Head of Engineering bei Quantum Dice, in den Bereichen Photonik, Lasertechnik und Kryotechnik, und spricht sich dabei für die Entwicklung von Fullstack-Lösungen aus, also Technologie-Lösungen, die bereits über alle notwendigen Komponenten verfügen.
Prof. Dr. Roland Nagy, FAU-Professor für Applied Quantum Technologies, gibt im gleichen Panel Einblicke, wo die Quantensensorik bereits jetzt Fuß fasst. So setzen deutsche Start-ups beispielsweise im Bereich der Halbleiterproduktion sowie beim autonomen Fahren die Technologie zur präzisen Messung physischer Größen ein.
Prof. Dr. Sabina Jeschke, Mitglied des CxO-Councils an der FAU und Vorstandsvorsitzende des "KI Park e.V.", stellt in ihrem Impulsvortrag zu Quantencomputing zehn Thesen auf. Diese besagen unter anderem, Quantencomputing sei bereits in der Gegenwart angekommen und durchbruchsreif oder, dass wir alle innerhalb weniger Jahre Quantencomputing einsetzen werden. Am meisten Mut macht aber vermutlich die Betonung der Managerin, Gründerin und Wissenschaftlerin, dass es keinen ernsthaften Grund gibt, warum Deutschland in diesem Bereich nicht vorne sein könne. Wir wären ein extrem gut ausgebildetes Volk - auch im europäischen Vergleich.
Eine neue Ära der Medizin
Prof. Dr. Ricardo Grieshaber-Bouyer, FAU-Professor für Klinische Systemimmunologie, bringt das Thema der Biotechnologie auf die Bühne. Rund 12,5 Milliarden Euro Jahresumsatz verzeichnet diese in Deutschland bereits jetzt - und steckt dabei noch in den Kinderschuhen. Am Beispiel erfolgreich durchgeführter CAR-T-Zellen-Therapien für Autoimmunerkrankungen stellt der Forscher bedeutende Fortschritte der Biotechnologie vom ersten Konzept bis hin zu neuen Therapeutika vor. Dazwischen lägen Jahre, zwischen zehn und 15 vom Labor bis zur Therapie. Deshalb - so sagt es eine seiner Folien - brauche es geduldiges und spezialisiertes Risikokapital. Auch der aktive Dialog mit internationalen Forschenden, etwa in China oder dem Silicon Valley, sei nötig, um vom gegenseitigen Wissen zu profitieren. Gleichzeitig bestätigt Grieshaber-Bouyer, dass wir uns bereits in einer neuen Ära der Medizin befänden, wo Tests beispielsweise jetzt schneller und mit weniger Kapital durchgeführt werden könnten als noch vor zehn Jahren.
Über den Weltmarktführer Innovation Day
Initiiert von FAU und Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach findet in Erlangen jährlich der Weltmarktführer Innovation Day statt. Es handelt sich um eine Veranstaltung der WirtschaftsWoche, die Vertreterinnen und Vertretern aus Forschung, Wirtschaft und Politik eine Plattform des Austauschs bieten möchte. Im Mittelpunkt stehen aktuelle Chancen und Herausforderungen für Unternehmen im Mittelstand.
Weitere Informationen zum Event, inklusive Programm und Rückblicke, gibt es hier: https://live.handelsblatt.com/event/weltmarktfuehrer-innovation-day/
Weitere Informationen: Stabsstelle Presse und Kommunikation Tel.: 09131/85-70229 [email protected]