DLR - German Aerospace Research Establishment

11/05/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/05/2025 02:46

Neuzugang für das Copernicus-Erdbeobachtungsprogramm

5. November 2025| Copernicus Sentinel-1D gestartet

Neuzugang für das Copernicus-Erdbeobachtungsprogramm

Sentinel 1 deckt unbekannte Fischfangflotten auf
Die Karte zeigt einzelne Schiffe, die durch die Sentinel-1-Mission im Zeitraum von 2017-2021 entdeckt wurden. Blau markiert sind Schiffe, die ihre Position in Ortungssystemen bekanntgegeben haben, orange markiert sind die, die dies nicht getan haben. Die Schiffe wurden mithilfe einer KI als fischend oder nicht fischend klassifiziert. Schiffe, die nicht in öffentlichen Überwachungssystemen erfasst sind, können eine Herausforderung für den Schutz und die Verwaltung der natürlichen Ressourcen der Meere darstellen.
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ESA

Kartierung von Überschwemmungsgebieten mithilfe von Sentinel-1-Daten
Das Bild zeigt Gebiete in Myanmar, die häufig von Überschwemmungen betroffen sind. Die dunklen Flächen stellen permanente Gewässer oder Felder dar, die häufig oder immer von Wasser bedeckt sind, beispielsweise Reisfelder. Verschiedene Blautöne stehen für die Häufigkeit von Überschwemmungen, die aus dem Copernicus Sentinel-1 Datenarchiv geschätzt wurde (hellblau: weniger häufig; dunkelblau: häufiger).
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ESA

Transponder und Winkelreflektor zur Kalibrierung von Sentinel-1D
Das DLR SAR Calibration Center am DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme fungiert seit 2014 als zentrale Kalibriereinrichtung für die Sentinel-1-Mission. Transponder und Winkelreflektoren dienen als Referenzziele gegen die die Radarsysteme kalibriert werden. Sie befinden sich verteilt über einen mehr als 100 Kilometer breiten Streifen westlich von München.
Bild: 4/4, Credit:
DLR (CC BY-NC-ND 3.0)
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  • Am 4. November 2025 um 22:02 Uhr MEZ (18:02 Uhr Ortszeit) ist der neue Copernicus-Sentinel-1D-Satellit in Kourou (Französisch-Guayana) gestartet.
  • Die Sentinel-Mission liefert essenzielle Daten unter anderem für das Monitoring von Umwelt und Infrastruktur sowie für die Katastrophenhilfe.
  • Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR begleitet das Programm im Auftrag des Bundes.
  • DLR-Institute unterstützen bei der Kalibrierung der Radarinstrumente.
  • Schwerpunkte: Raumfahrt, Erdbeobachtung, Klimawandel

Die Copernicus-Sentinel-1-Mission besteht aus zwei identischen Satelliten, die sich auf derselben Erdumlaufbahn befinden und alle sechs Tage die gesamte Erdoberfläche erfassen. Sentinel-1D ist am 4. November 2025 um 22:02 Uhr MEZ (18:02 Uhr Ortszeit) mit einer Ariane 6-2-Rakete in Kourou (Französisch-Guayana) gestartet. Er wird nach einer überlappenden Betriebsphase den im All befindlichen Satelliten Sentinel-1A ersetzen. Zusammen mit Sentinel-1C, der 2024 gestartet ist, bilden sie in Zukunft das neue Satellitenpaar. Die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) begleitet das Copernicus-Programm im Auftrag des Bundes auf europäischer Ebene und unterstützt die Nutzung in Deutschland durch konkrete Maßnahmen. Das Radarinstrument auf Sentinel-1D wurde von Airbus in Friedrichshafen gebaut. Institute des DLR in Oberpfaffenhofen unterstützen bei der Kalibrierung der Radarinstrumente.

Copernicus ist das größte und erfolgreichste Erdbeobachtungsprogramm in Europa. Es besteht aus mehreren parallelen Missionen. Die Sentinel-1-Mission ist mit einem speziellen Radarinstrument ausgestattet (SAR - Synthetic Aperture Radar), das hochauflösende Bilder erzeugen kann. Sie werden bei Tag und Nacht unabhängig von Wolkenbedeckung aufgenommen und decken den gesamten Planeten ab. Bilder von Sentinel-1 werden für zahlreiche Anwendungsfälle bei der globalen Überwachung von Landflächen und Ozeanen benötigt. Beispiele sind die Forschung zum Klimawandel, Umweltmanagement, Katastrophenhilfe, beispielsweise bei Überflutungen, die Detektion kleinster Bewegungen der Erdoberfläche wie Hebungen, Senkungen und langsame Rutschungen sowie das Erkennen von Ölverschmutzung und Schiffen und deren Bewegungen.

So konnte kürzlich durch die Daten der Sentinel 1-Mission gezeigt werden, dass ungefähr 75 Prozent der globalen Fischfangflotten bisher für öffentliche Ortungssysteme unsichtbar waren. Nicht alle Schiffe sind gesetzlich verpflichtet, ihre Position zu übermitteln. Jedoch können Schiffe, die nicht in öffentlichen Überwachungssystemen erfasst sind, eine Herausforderung für den Schutz und das Management der natürlichen Ressourcen der Meere oder auch für die Sicherheit auf den Meeren darstellen. Satellitendaten bieten hier, wie auch in vielen anderen Bereichen, eine große Hilfe.

Unterstützung des DLR

An der Inbetriebnahme des Satelliten wirken zudem Teams am DLR-Standort in Oberpfaffenhofen mit.

Das DLR SAR Calibration Center am DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme ist seit 2014 die zentrale Kalibriereinrichtung für Sentinel-1. Wie schon für Sentinel-1A, -1B und -1C wird auch das Synthetic Aperture Radar (SAR) System auf Sentinel-1D nach dem Start von Oberpfaffenhofen aus kalibriert. Nach dem Check-Out des Satelliten und den ersten funktionalen Tests wird das SAR-Instrument in einem minutiös geplanten Messprogramm genauestens vermessen. Dabei kommen die sehr erfolgreichen Konzepte und Verfahren von TerraSAR-X und TanDEM-X zum Einsatz, die vom Kalibrierteam des DLR-Instituts für Sentinel-1 weiterentwickelt und auch in der Genauigkeit verbessert wurden. Herzstück des SAR Calibration Center sind hochgenaue ferngesteuerte Referenzziele, so genannte Transponder und Winkelreflektoren, die verteilt über einen mehr als 100 Kilometer breiten Streifen westlich von München als "Eichnormale" betrieben werden.

Das Earth Observation Center (EOC) des DLR führt die geometrische Justierung des Radar-Instrumentes mit Hilfe von Radarreflektoren am Boden durch, prüft dessen Bildqualität, bestimmt den Rauschpegel über ruhigen und damit dunkel erscheinenden Meeresoberflächen und stellt sicher, dass die gewonnenen Radaraufnahmen die sehr hohen Anforderungen für die interferometrische Auswertung der Daten erfüllen. Dies geschieht sowohl vor der Inbetriebnahme des Satelliten im All, wie auch während seiner gesamten Lebensdauer.

Interferometrie

Mit Interferometrie werden alle Messmethoden bezeichnet, die die Überlagerung oder Interferenz von Wellen nutzen. Üblicherweise sind das Licht-, Schall-, oder wie im Beispiel von Sentinel 1-D Radarwellen. Bei dieser Radarinterferometrie mit Sentinel-1 werden zwei zeitlich versetzt, aus der gleichen Position aufgenommene Radarbilder verglichen. Aus der leicht unterschiedlichen Entfernung zu gleichen Objekten in den zwei Bildern können kleinste Bewegungen der Erdoberfläche errechnet werden. Überwacht man solche Bewegungen über einen längeren Zeitraum hinweg, lässt dies wichtige Rückschlüsse zu. So kann ermittelt werden, wo Infrastruktur durch kontinuierliche Bodenabsenkungen gefährdet wird, wo Berghänge in Bewegung geraten, oder ob vermeintlich inaktive Vulkane wieder aktiv werden könnten.

Weiterführende Links

  • Artikel zu unbekannten Fischfangflotten
  • Copernicus Data and Exploitation Platform - Deutschland
  • DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme
  • Das Earth Observation Center des DLR
  • DLR-Nachricht zum Start von Sentinel-1C

Copernicus - ein gemeinsames Programm von EU und ESA

Copernicus ist ein gemeinsames Programm der Europäischen Union (EU) und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Die EU betreibt mit dem Programm satellitengestützte Informationsdienste für Landoberflächen (CLMS), Ozeane (CMEMS), Atmosphäre (CAMS), Katastrophen- und Krisenmanagement (CEMS), Klimawandel (C3S) und zivile Sicherheit (CSS). Auch immer mehr deutsche Behörden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie innovative Unternehmen arbeiten mit Copernicus-Daten. Grundlage all dieser Anwendungen und Dienste sind sechs Satellitenfamilien, die so genannten Sentinels - zu Deutsch "Wächter" -, die von der ESA zusammen mit der Europäischen Organisation zur Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) betrieben werden. Die Sentinels stellen eine gewaltige Menge an Bildern und Messungen bereit, die für alle Nutzerinnen und Nutzer kostenfrei verfügbar gemacht werden. Dadurch sind in Deutschland und ganz Europa zahlreiche neue behördliche Anwendungen und privatwirtschaftliche Produkte entstanden. Diese Entwicklung schreitet weiter voran.

Zudem werden derzeit weitere sechs Missionen vorbereitet, die die Copernicusflotte in den kommenden Jahren sukzessive erweitern werden. Darunter auch die Mission "Copernicus Anthropogenic Carbon Dioxide Monitoring Mission" (CO2M), die ab 2026 globale Treibhausgasemissionen messen soll. In Copernicus werden auch Satellitendaten von Dritten einbezogen, so etwa Daten der deutschen Satelliten TerraSAR-X und TanDEM-X. Datenportale wie die "Copernicus Data and Exploitation Platform - Deutschland" - kurz CODE-DE - sichern Nutzerinnen und Nutzern einen unkomplizierten Zugang zu den Erdbeobachtungsdaten und Verarbeitungsmethoden.

Kontakt

Dr. Gregor Hecker-Twrsnick

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
Kommunikation & Presse
Königswinterer Straße 522-524, 53227 Bonn
Tel: +49 228 447-221
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Dr. Helmut Staudenrausch

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
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Erdbeobachtung
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