Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

10/30/2025 | News release | Distributed by Public on 10/30/2025 08:36

Die Keimzelle der Universität

  • Das Alte Lehrerseminar - fotografiert in den 1950er-Jahren - war das erste Gebäude, in dem angehene Lehrerinnen und Lehrer an der Pädagogischen Akademie (später: Pädagogische Hochschule) Oldenburg studierten. Stadtmuseum Oldenburg

  • Ralph Bruder betonte die Tradition der Universität, die auf einen Zeitraum weit vor ihrer eigenen Gründung zurückreicht. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

  • Vizepräsidentin Andrea Strübind führte durch die Festveranstaltung, die Rückblicke und Ausblicke rund ums Thema Lehrkräftebildung vereinte. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

  • Wo einst die Studierenden der Pädagogischen Akademie saßen, lauschten jetzt Interessierte dem Rückblick auf den Beginn der Akademischen Lehrkräftebildung in Oldenburg. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

  • Dietmar von Reeken gab einen Überblick über die Entwicklung der Pädagogischen Akademie Oldenburg ab 1. Oktober 1945. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

  • Die Festveranstaltung fand dort statt, wo am 1. Oktober 1945 alles begann: Im Alten Lehrerseminar an der Peterstraße. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

  • Moderiert von Julia Michaelis (r.) diskutierten Dietmar von Reeken, Hilbert Meyer, Ira Diethelm, Till-Sebastian Idel und Julia Gillen über gegenwärtige und künftige Anforderungen an Lehrkräftebildung. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

Die Keimzelle der Universität

30.10.2025 Top-Thema Bildungswissenschaften

80 Jahre akademische Lehrkräftebildung in Oldenburg - eine Feierstunde im Alten Lehrerseminar beleuchtete die Vorgeschichte der Universität und gab Ausblicke auf die Lehrkräftebildung von morgen.

80 Jahre akademische Lehrkräftebildung in Oldenburg - eine Feierstunde im Alten Lehrerseminar beleuchtete die Vorgeschichte der Universität und gab Ausblicke auf die Lehrkräftebildung von morgen.

Gerade einmal etwas mehr als 50 Jahre alt - und "trotzdem haben auch wir als Universität Oldenburg eine Tradition und stehen auf den Schultern von Riesen", sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder im Rahmen einer Festveranstaltung, bei der die Vorgeschichte der Universität im Mittelpunkt stand. Ein wichtiger Meilenstein dafür war die Gründung der Pädagogischen Akademie, die kurze Zeit später in Pädagogische Hochschule umbenannt und 1973 Teil der neu gegründeten Universität wurde. An ihrem Standort, dem Alten Lehrerseminar an der Peterstr. 42, blickten Interessierte, darunter zahlreiche Wegbegleiter*innen auf die "Keimzelle der Universität" zurück.

"In diesem Ambiente kommt doch sofort das Gefühl vergangener Zeiten, vergangener Ausrichtungen und Perspektiven der Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen auf. Das Katheder, die Bankreihen, die Orgel. Alles steht für ein Leitbild akademischer Bildung, wie es einmal war", sagte Prof. Dr. Andrea Strübind, Vizepräsident für Studium und Lehre der Universität Oldenburg, mit Blick auf den Veranstaltungsort.

Schon damals war der 1.Oktober 1945 ein besonderer Tag: Oldenburg war mit der Einrichtung der Pädagogischen Akademie deutschlandweit der erste Standort, der die Volksschullehrkräftebildung nach Kriegsende wiederaufnahm. Heute, 80 Jahre später, hat dieses Datum eine weitere Bedeutung: Es markiert ein Umdenken hin zu einer akademisierten Ausbildung auch für Lehrer*innen, die an Volksschulen unterrichteten. Zuvor hatten sie die Fähigkeiten für den sogenannten "niederen Schuldienst" an Lehrerseminaren erlernt, während ihre Kolleginnen und Kollegen aus den Gymnasien bereits längst eine Universitätsausbildung genossen.

Warum der Startschuss für die Akademie eine so große Bedeutung für die Universität Oldenburg hat, erklärte Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Dietmar von Reeken unter dem Titel "Volksschullehrerbildung als ,Keimzelle' der Universität?" und übernahm damit eine Formulierung der ehemaligen Oldenburger Geschichtsdidaktikerin Prof. Dr. Hilke Günther-Arndt.

Mit der neuen Pädagogischen Akademie hatten sich die britische Militärregierung und das Staatsministerium Oldenburg für einen Mittelweg in der Volksschullehrkräftebildung zwischen Lehrerseminar und Universität entschieden. Das dürfte auch pragmatische Gründe gehabt haben: Nach dem Krieg fehlten Lehrer*innen, die jetzt gut, aber zügig ausgebildet werden sollten.

Ständige Weiterentwicklung

Auch wenn die neue Akademie trotz ihres Anspruchs an ihre Ausbildung zunächst noch weit entfernt war vom wissenschaftlichen Betrieb einer Universität, entwickelte sie sich stetig weiter. Drei Jahre nach Gründung erfolgte die Umbenennung in "Pädagogische Hochschule". Die Ausbildung wurde vertieft. Auch die angehenden Volksschullehrer*innen spezialisierten sich nun wie ihre Kolleginnen und Kollegen vom Gymnasium immer stärker auf einzelne Unterrichtsfächer. Räumlich gab es ebenfalls Veränderungen: Die PH bezog 1956 das erste Gebäude an der Ammerländer Heerstraße, dem heutigen Universitätsstandort.

In den 1960er-Jahren folgte der erste Generationenwechsel bei den Hochschullehrenden - immer häufiger berief das Land dafür inzwischen forschungsstarke Wissenschaftler*innen. Immer deutlicher zeigte sich: Es geht nicht mehr ausschließlich um Erziehung und Wissensweitergabe, sondern auch darum, neue Anforderungen an Bildung, Schule und Unterricht zu erforschen und die Lehrkräftebildung an veränderte Anforderungen anzupassen.

Auch auf Betreiben Oldenburger Hochschullehrer schloss Niedersachsen 1969 seine acht Pädagogischen Hochschulen zu einer Einrichtung zusammen. Die neue PH Niedersachsen war ganz offiziell eine wissenschaftliche Hochschule, sollte aber nach Wunsch der Oldenburger Befürworter nur eine Übergangslösung auf dem Weg zu einer Universität in Oldenburg sein.

Bereits ein Jahr später fasste die Landesregierung den Beschluss, eine Universität zu errichten und setzte einen Gründungsausschuss ein. Der 5. Dezember 1973 markierte das Gründungsdatum der Universität Oldenburg und die Pädagogische Hochschule wurde Teil der neuen Einrichtung. Im April 1974 folgte die Aufnahme des Studienbetriebs mit acht Diplomstudiengängen und doppelt so vielen Lehramtsstudiengängen.

Bedeutung für die Gegenwart

Bis heute ist die Universität stark von der Pädagogik und Lehrkräftebildung geprägt. Rund 40 Prozent der Studierenden sind angehende Lehrerinnen und Lehrer. Sie studieren an einer Universität, die fest in der Region verankert sowie international und interdisziplinär ausgerichtet ist. Die Universität Oldenburg ist dabei die Einzige in Niedersachsen, die Lehramtsstudiengänge für alle Schulformen bietet - und zwar in 28 Fächern.

Dass die Lehrkräftebildung dort nach wie vor ständig in Entwicklung ist, zeigte die anschließende Podiumsdiskussion, bei der Bildungsexpertinnen und -experten über ihre Zukunftsvisionen sprachen. Moderiert von Dr. Julia Michaelis, Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrkräftebildung - Didaktisches Zentrum, diskutierten von der Universität Oldenburg Prof. Dr. Ira Diethelm, Professorin für Didaktik in der Informatik, Prof. Dr. Till-Sebastian Idel, Professor für Erziehungswissenschaft, und Prof. Dr. Dietmar von Reeken, Professor für Geschichtsdidaktik, gemeinsam mit Prof. Dr. Julia Gillen, Vizepräsidentin für Bildung der Universität Hannover und Mitvorsitzende des Niedersächsischen Verbunds für Lehrkräftebildung, und dem emeritierten Prof. Dr. Hilbert Meyer, der bis 2009 an der Universität in der Schulpädagogik forschte und lehrte.

Helmut Schirmer blickte auf das Leben von Helene Ramsauer, zurück, die von Anfang an zum Lehrkörper der Pädagogischen Akademie gehörte.

Wegbegleiterin von Anfang an: Oldenburgs erste Professorin Dr. Helene Ramsauer

Der Historiker Dr. Helmut Schirmer, selbst Absolvent der PH und der Universität Oldenburg, zeichnete im Rahmen der Feststunde das Leben einer Frau nach, die die gesamte Entwicklung von der Pädagogischen Akademie beziehungsweise Hochschule als Teil des Lehrkörpers miterlebte: die Religionspädagogin Dr. Helene Ramsauer, die Mitte der 1950er-Jahre eine der ersten Professorinnen der Bundesrepublik wurde. In diesem Jahr hat Schirmer das Buch "Anpassung und Selbstbehauptung" über ihr Leben veröffentlicht.

Der Historiker lenkte die Aufmerksamkeit dabei besonders auch auf Ramsauers Tätigkeit unmittelbar vor dem Wechsel nach Oldenburg, über die wenig bekannt ist. Bereits 1935 war die Lehrerin der NSDAP in Hoya beigetreten - aus "Sorge um drohende Brotlosigkeit", wie sie 1981 rückblickend selbst berichtete.

Schirmer referierte, dass Ramsauer während des Zweiten Weltkriegs als Studienrätin an einer aufgelösten Klosterschule in Eger unterrichtete. Eger/Cheb liegt im Westen des heutigen Tschechiens - in einem Gebiet, das als "Reichsgau Sudetenland" 1938 durch das Münchner Abkommen dem Deutschen Reich zugesprochen. Außer ein paar Randnotizen wie zum Beispiel in einer Maturazeitung der 1940er-Jahre hat Schirmer keine Hinweise auf Ramsauers dortige Tätigkeit während des Nationalsozialismus gefunden. Insbesondere für die christliche Haltung der in Rodenkirchen geborenen Pfarrerstochter, die später als Religionspädagogin bekannt wurde, fand Schirmer während dieser Zeit keine Belege. Religion als Schulfach gab es an der nationalsozialistischen Ausbildungsstätte nicht und auch Hinweise auf Bibelhauskreis oder ähnliches seien nicht überliefert. "Die Zeit in Eger bleibt deshalb für mich in mehrfacher Hinsicht ein dunkles Kapital", resümierte er.

Nach ihrer Flucht aus Eger zu Kriegsende erreichte Helene Ramsauer Oldenburg - und wurde bereits zehn Tage später Teil des Lehrkörpers der neuen Pädagogischen Akademie, dessen Mitglieder vielfach ihre NSDAP-Vergangenheit teilten. In Oldenburg erlangte Ramsauer hohe Beliebtheit. "Sie setzte sich für die Studierenden ein, war wach und präsent und hatte das Herz am rechten Fleck", zitierte Schirmer Christine Reents, Ramsauers Assistentin in den 1960er-Jahren.

Von Brüchen im Glaubensverständnis in der NS-Zeit sei nichts mehr zu spüren gewesen. Obwohl sie in Geschichte promoviert hatte, wurde sie 1956 auf den Lehrstuhl für Evangelische Theologie und Religionspädagogik berufen. In den 1960er-Jahren habe ihre kirchliche Orientierung und ihr selbstbewusst christliches Auftreten ihr sogar den Spitznamen "fromme Helene" beschert. Den Schwerpunkt ihrer Lehre setzte sie nun auf die historisch-kritische Analyse biblischer Texte. Schirmer selbst habe sie Ende der 1960er-Jahre als humorvolle Geschichtenerzählerin erlebt, die plattdeutsche Döntjes liebte und von Studierenden für ihre vertrauensvolle und vertrauliche Kommunikation geschätzt wurde.

Helene Ramsauer starb 2001 im Alter von 95 Jahren in Oldenburg. 2010 wurde das Turmzimmer in der St. Lambertikirche nach ihr benannt.

Das Alte Lehrerseminar - fotografiert in den 1950er-Jahren - war das erste Gebäude, in dem angehene Lehrerinnen und Lehrer an der Pädagogischen Akademie (später: Pädagogische Hochschule) Oldenburg studierten.

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Ralph Bruder betonte die Tradition der Universität, die auf einen Zeitraum weit vor ihrer eigenen Gründung zurückreicht.

Vizepräsidentin Andrea Strübind führte durch die Festveranstaltung, die Rückblicke und Ausblicke rund ums Thema Lehrkräftebildung vereinte.

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Wo einst die Studierenden der Pädagogischen Akademie saßen, lauschten jetzt Interessierte dem Rückblick auf den Beginn der Akademischen Lehrkräftebildung in Oldenburg.

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Dietmar von Reeken gab einen Überblick über die Entwicklung der Pädagogischen Akademie Oldenburg ab 1. Oktober 1945.

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Die Festveranstaltung fand dort statt, wo am 1. Oktober 1945 alles begann: Im Alten Lehrerseminar an der Peterstraße.

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Moderiert von Julia Michaelis (r.) diskutierten Dietmar von Reeken, Hilbert Meyer, Ira Diethelm, Till-Sebastian Idel und Julia Gillen über gegenwärtige und künftige Anforderungen an Lehrkräftebildung.

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