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Bessere Orientierung für Blinde

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06.11.2024Cybathlon

Bessere Orientierung für Blinde

Kameras, die normalerweise autonome Flug-Roboter steuern, können auch blinden Menschen im Alltag helfen. Das hat das Team Sight Guide mit Beteiligung der UZH am diesjährigen Cybathlon beweisen. Ein zentrales Element des Systems hat Giovanni Cioffi, Doktorand in der Robotics and Perception Group der UZH, entwickelt.
Theo von Däniken
Pilot Lukas Hendry giesst mit Unterstützung des Assistenzsystems von Sight Guide Wasser in ein Glas. Bild: ETH Zürich, Cybathlon, Alessandro della Bella

Die Aufgaben, die die Teilnehmenden am Cybathlon-Wettkampf für visuelle Assistenzsysteme erfüllen mussten, waren vielfältig: Einen Tisch decken und ein Glas einschenken, ohne Flüssigkeit zu verschütten. Die richtige Packung Tee aus einem Regal nehmen. Auf einem Trottoir unterschiedlichen Hindernissen ausweichen. Kleidungsstücke nach Farben ordnen, und so weiter. Insgesamt zehn Aufgaben mussten die Teams in maximal acht Minuten lösen. Beim Cybathlon treten Entwicklerteams aus der ganzen Welt mit Assistenzsystemen für Menschen mit Behinderungen gegeneinander an.

Roboter-Technologie für Blinde

Für das Team Sight Guide, eine Kooperation zwischen der UZH, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW und der ETH Zürich, war Lukas Hendry am Start. Er ist fast komplett blind und kann lediglich schwach hell und dunkel unterschieden. In der Qualifikation löste Hendry am meisten Aufgaben erfolgreich und erreichte die höchste Punktzahl. Speziell gut war das Team bei den zwei Aufgaben, bei denen es um die Orientierung im Raum ging: auf einem Trottoir Hindernissen ausweichen sowie den Weg durch einen Wald finden.

Neben Sight Guide konnte nur ein anderes Team überhaupt eine dieser Aufgaben bewältigen. «Wir haben dabei gut abgeschnitten, weil wir das einzige Team waren, das aus dem Bereich der Robotik kommt», erklärt Giovanni Cioffi von der Robotics and Perception Group RPG der UZH. Die Orientierung im Raum und die Berechnung von Wegen an Hindernissen vorbei sind typische Aufgaben für Roboter, die sich im Raum bewegen. In der RPG forscht Cioffi normalerweise an diesen Fragestellungen für autonom fliegende Drohnen.

Innovativ und benutzerfreundlich

Obwohl sich Sight Guide im Final mit dem dritten Platz zufriedengeben musste, konnten sie am Ende eine Auszeichnung mit nach Hause nehmen. Denn erstmals wurde neben den Medaillen auch ein Preis für Innovation und Benutzerfreundlichkeit verliehen, den Sight Guide in seiner Disziplin gewann.

Im Vergleich mit den anderen Teams war das Assistenz-System von Sight Guide relativ komplex und bestand aus verschiedenen Hard- und Software-Komponenten: drei Kameras, ein tragbarer Computer im Rucksack, sowie ein Gürtel, der mit Vibrationen Feedback geben kann.

Um den Weg zwischen Hindernissen auf einem Trottoir oder durch einen Wald zu finden, verwendete das Team dieselbe Technologie, die die RPG auch bei ihren Drohnen einsetzt. Cioffi war dafür verantwortlich, die Software zu programmieren, die die Kameradaten auswertet und daraus dem Piloten einen kollisionsfreien Weg berechnet. Die Software identifiziert auf den Kamerabildern bestimmte markante Punkte, wie zum Beispiel die Ecke eines Gegenstandes. Aus der Veränderung der Punkte in den sich abfolgenden Bildern berechnet sie die Position der Kamera im Raum. Daraus wiederum kann sie den Weg bestimmen, der an den Hindernissen vorbeiführt, und die Person, die die Kamera trägt, entsprechend lenken.

Die Richtungsangaben erhielt der Pilot am Cybathlon dabei über Vibrationen in seinem Gürtel. «Bei den Trainings hat sich herausgestellt, dass diese Signale schneller und besser verständlich waren, als gesprochene Anweisungen», erklärt Cioffi.

Herausforderung Mensch

Das Sight-Guide-Team (v.l.n.r.): Patrick Pfreundschuh (ETH Zürich), Alexander Wyss (ZHAW), Pilot Lukas Hendry, Cornelius von Einem (ETH Zürich), Giovanni Cioffi (UZH) und Kiavas Fahti (ZHAW). Bild: ETH Zürich, Cybathlon, Alessandro della Bella

Rund zwei Jahre arbeitete das Team an den Vorbereitungen. Für Cioffi war der Cybathlon eine gute Gelegenheit, Forschung in einer Praxis-Umsetzung zu testen. «Die grösste Herausforderung im Projekt war, unsere Technologie, die wir normalerweise für Roboter entwickeln, auf Menschen zu adaptieren.» Mit dem Piloten Lukas Hendry konnten sie herausfinden, welche Impulse und Informationen ihn am besten unterstützen. «Bei Robotern können wir programmieren, wie sie auf Signale reagieren. Bei Menschen ist dies anders», so Cioffi.

Die Erkenntnisse aus dem Cybathlon sollen nun in wissenschaftlichen Arbeiten ausgewertet werden, sagt Cioffi. «Wir hoffen, dass wir damit andere inspirieren können, die an Assistenz-Systemen für blinde Menschen arbeiten.»

Theo von Däniken ist Redaktor von UZH News

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