Universität Konstanz

12/11/2025 | Press release | Distributed by Public on 12/11/2025 05:44

Kontaktstudium Informatik

Als ein wenig überwältigend beschreibt Barbara Pampel, Tenure-Track-Professorin für Grundlagen und Didaktik der Informatik, die Auftaktveranstaltung zum Kontaktstudium Informatik am 21. und 22. November 2025. "Da ist uns die Dimension des Ganzen erst wirklich bewusst geworden, dass es dieses Jahr 400 Teilnehmende sind!" Zusammen mit Michael Grossniklaus, Professor für Datenbanken und Informationssysteme ebenfalls an der Universität Konstanz, ist sie die wissenschaftliche Leitung des Kontaktstudiums. Nicht nur für die teilnehmenden Lehrkräfte sind dies sehr intensive Tage, auch für das 7-köpfige Team sowie die 20 studentischen TutorInnen rund um den Studiengangskoordinator Michael Blumenschein.

Ab 2018 gab es das "Kontaktstudium IMP" (Informatik Mathematik Physik), welches Lehrkräfte für den Informatikteil des Profilfaches IMP, für das Wahlfach Informatik an Realschulen und das Fach Informatik an beruflichen Schulen nachqualifizierte. Dieses Jahr wurde es als Kontaktstudium Informatik (kurz: KOIN) neu aufgesetzt und für mehr Lehrkräfte geöffnet. Hintergrund dieser Änderungen stellt das vom Baden-Württembergischen Kultusministerium neu eingeführte Pflichtfach Informatik und Medienbildung an allen allgemeinbildenden Schulen (Klasse 5-11) dar. Um das neue Stundenkontingent abzudecken, fehlt es bei weitem an grundständig ausgebildeten Informatiklehrkräften, also solchen mit Studienabschluss. Gebraucht werden ungefähr 2.500 neue Lehrende, die nun sukzessive nachqualifiziert werden müssen.

© Claudia Marion Voigtmann

Michael Blumenschein, Barbara Pampel, Michael Grossniklaus (von links)

Blended Learning für Profis

Was ist das Kontaktstudium? Es ist eine einjährige berufsbegleitende, fachwissenschaftliche Nachqualifizierung für Lehrkräfte aus ganz Baden-Württemberg.

"Wenn man die Zahl der Teilnehmenden betrachtet, ist das Konstanzer Kontaktstudium deutschlandweit die größte Maßnahme, die es in dieser Richtung gibt. Und wir kennen auch international keine größere, obwohl wir recht gut vernetzt sind. Was uns von vielen anderen Formaten unterscheidet, ist, dass wir fachwissenschaftlich ausbilden - und das inhaltlich ziemlich umfangreich. Die Didaktik ist zunächst ein Stück weit ausgeblendet, weil wir es mit Lehrkräften und damit didaktisch erfahrenen Leuten zu tun haben."

Barbara Pampel, Tenure-Track-Professorin für Grundlagen und Didaktik der Informatik an der Universität Konstanz

Wer die Prüfung am Ende besteht, erhält die Unterrichtserlaubnis für das Unterrichtsfach. Seit 2018 waren das über 1.100 Lehrkräfte.

Wie kann man sich den Ablauf des Kontaktstudiums vorstellen? Das Studium wird im Blended-Learning-Format vermittelt. Das heißt, die meisten Inhalte erwerben die teilnehmenden Lehrkräfte im Selbststudium anhand maßgeschneiderter Lernpakete, deren Inhalt von Vorlesungsaufzeichnungen bis hin zu aufwendig erstellten digitalen, interaktiven Lerneinheiten reichen. Dazu machen sie Übungsaufgaben, zu denen ihnen studentische TutorInnen individuelle Rückmeldungen geben. Im Rahmen der zweitägigen Präsenzveranstaltung werden auch Programmierungskurse gemacht, weitere bei virtuellen Präsenzterminen. Jede Woche, außer in den Ferien, gibt es eine neue Lerneinheit. Die Themen reichen von Informationscodierung und grundlegenden Datenstrukturen über die Implementation von Algorithmen bis hin zur Datensicherheit.

Ein großes Team unterstützt das Kontaktstudium Informatik.
© Philipp Uricher
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"Das Kontaktstudium ist durchaus eine Herausforderung für die Teilnehmenden und wir haben riesigen Respekt vor all denen, die gewohnt sind, vor der Klasse zu stehen und plötzlich zurück an die Schulbank bzw. Uni gehen. Wir sagen den Lehrkräften auch, dass uns das bewusst ist."

Michael Grossniklaus, Professor für Datenbanken und Informationssysteme an der Universität Konstanz

Je nach thematischer Affinität und Vorkenntnissen beläuft sich der gesamte Zeitaufwand auf durchschnittlich 150 Stunden. Allerdings wird dies größtenteils dadurch aufgefangen, dass in dieser Zeit das schulische Lehrdeputat der beteiligten LehrerInnen um zwei bis zweieinhalb Wochenstunden verringert wird.

Individualisierung ist Teil des Konzepts

"Wir hatten erkannt: Wenn so ein Kontaktstudium funktionieren soll auf dieser Skala, also mit so hohen TeilnehmerInnenzahlen, dann müssen wir das zuschneiden können, im besten Fall bis auf das Individuum. Und das ist gerade für Informatik wichtig", sagt Grossniklaus. Denn verschiedene Schultypen müssen im Kontaktstudium ebenso abgeholt werden wie TeilnehmerInnen mit ganz unterschiedlichen Informatik-Vorkenntnissen.

"Hier macht die enge Betreuung durch uns einen entscheidenden Unterschied zu vielen anderen Selbstlernprogrammen", unterstreicht Studiengangskoordinator Blumenschein. "Wenn Teilnehmende Übungen nicht abgeben, dann haken wir nach und finden gegegebenenfalls indivduelle Lösungen. Wir haben verschiedenste Unterstützungsangebote im digitalen Raum und betreuen ein viel genutztes Forum, wo sich Teilnehmende untereinander aber auch mit unserem Team austauschen können." Gerade die studentischen TutorInnen leisten viel in Bezug auf individuelle Betreuung - bei gut 20 Teilnehmenden pro TutorIn ein sehr guter Betreuungsschlüssel. Viele von ihnen sind Informatik-Lehramtsstudierende, alle werden intensiv geschult - nicht nur inhaltlich, sondern auch im Umgang mit der Zielgruppe.

Zurück in die Praxis

Diese intensive Betreuung ist laut Pampel ein Grund, warum das Kontaktstudium eine extrem geringe Abbruchquote (2%) hat und eine in Umfragen ermittelte Gesamtzufriedenheit von 94%. Viele geben an, dass sie sich gut vorbereitet fühlen auf den Informatikunterricht an den Schulen. Noch etwas Besonderes: Das Team führt wissenschaftliche Begleitforschung durch, etwa zu den Erfolgsfaktoren von Blended-Learning-Formaten.

© Philipp Uricher

Auf dem Sweater: KONSTI, ein an der Uni Konstanz selbst entwickelter Chatbot, der auf das Kontaktstudium spezialisiert ist. Zwischen Beginn des Schuljahres bis Mitte November sind bereits 2000 Anfragen an ihn gestellt worden.

Und was haben die SchülerInnen davon? Fundierten Informatikunterricht, der nicht fachfremd unterrichtet wird, zumal die fachlichen Inhalte der Informatik, so Pampel, genauso herausfordernd sind wie in allen naturwissenschaftlichen Fächern. Wichtig sei eben nicht nur Medienbildung, sondern vor allem die Informatik dahinter.

"Informatik ist die Grundlage zahlreicher sich ständig verändernder medialer Phänomene, mit denen die heutigen SchülerInnen täglich umgehen. Sie nutzen beispielsweise KI-Tools und bekommen zehnmal erklärt, dass die Künstliche Intelligenz nicht immer richtige Aussagen trifft. Aber warum das so ist, versteht man nur, wenn man weiß, wie die Systeme funktionieren. Wenn man die SchülerInnen davor schützen will, dass sie bei jedem Einkaufen, bei jedem Geschäft übers Ohr gehauen werden, dann erklärt man ihnen auch nicht eine Taschenrechner-App, sondern bringt ihnen das Rechnen bei."

Barbara Pampel

Am Kontaktstudium Informatik sind der Fachbereich Informatik und Informationswissenschaft und die Akademie für Wissenschaftliche Weiterbildung (AWW) an der Universität Konstanz, das baden-württembergische Ministerium für Kultus, Jugend und Sport und das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) beteiligt. Die letzteren beiden finanzieren das Kontaktstudium. Das ZSL führt anschließend fachdidaktische und unterrichtspraktische Fortbildungen durch. Als Kontaktstudium ist die Nachqualifizierung als Weiterbildungsformat im Landeshochschulgesetz verankert und Bologna-kompatibel ausgestaltet und qualitätsgesichert. Ulrich Wacker, Leiter der AWW, betont:
"Wir haben KOIN zudem als Microcredential ausgestaltet. Damit haben wir den von der Hochschulrektorenkonferenz umfassend diskutierten Impuls der Europäischen Kommission zu einem kompakten und perspektivisch konsequent digital abbildbaren Weiterbildungsformat und -abschluss aufgenommen."

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