City of Berlin

10/08/2025 | Press release | Distributed by Public on 10/08/2025 04:42

Berliner Gedenktafel für Gabriele Tergit

Die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt erinnert seit heute in Siegmunds Hof 21, 10555 Berlin-Tiergarten, mit einer Berliner Gedenktafel an Gabriele Tergit (1894-1982).

"Am 4. März gegen fünf Uhr trommelte der Sturm 33 an unsere Wohnungstür. Sie klingelten wie verrückt. Heinz schrie dem Mädchen zu: 'Nicht aufmachen.' Diesen zwei Worten habe ich es zu verdanken, daß ich noch da bin." So knapp beschrieb die Journalistin und Schriftstellerin Gabriele Tergit den Versuch der Nationalsozialisten, sie 1933 in ihrer Wohnung wegen antinazistischer Gerichtsreportagen festzunehmen. Unmittelbar nach dem Überfall auf ihre Wohnung in Siegmunds Hof 22 in Berlin-Tiergarten, in der sie seit 1930 mit ihrer Familie lebte, trat Tergit die Flucht aus Deutschland an.
Elise Hirschmann, so Gabriele Tergits Geburtsname, wurde am 4. März 1894 in Berlin geboren und wuchs in einer jüdischen Familie auf, die zunächst in einem Arbeiterviertel lebte. Sie arbeitete in der Kinderbetreuung und besuchte zur Ausbildung das Pestalozzi-Fröbel-Haus. Hier bekam sie erste Kontakte zur Frauenbewegung. Später holte sie ihr Abitur nach, studierte Geschichte und Philosophie und promovierte. Ihre erste Veröffentlichung in einer Tageszeitung erschien 1915.
Bekannt wurde sie in den 1920er-Jahren mit Feuilletons über Kultur, über den zeitgenössischen Frauentyp und den Generationswechsel innerhalb der Frauenbewegung. Seit 1924 berichtete sie regelmäßig für das "Berliner Tageblatt" über Prozesse am Moabiter Gericht und deren soziale Hintergründe. Ihr erster Roman "Käsebier erobert den Kurfürstendamm" erschien 1931, karikierte den Kulturbetrieb und brachte ihr den literarischen Durchbruch.
Nach der Flucht aus NS-Deutschland kam Gabriele Tergit zunächst ins Riesengebirge, kurz darauf nach Prag. Im November folgte sie ihrem Mann Heinz Reifenberg in das Britische Mandatsgebiet Palästina und veröffentlichte Reportagen. 1938 ging die Familie nach London. Tergits 1951 erschienener zweiter Roman "Effingers" war auf verschiedenen Exilstationen entstanden und schilderte die Chronik einer deutsch-jüdischen Familie im 19. und 20. Jahrhundert. In London war sie 20 Jahre lang Sekretärin des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autorinnen und Autoren im Ausland und gab die Biografien und Autobiografien seiner Mitglieder heraus. Am 22. Juli 1982 starb Gabriele Tergit in London. Ein Jahr später erschien die Autobiografie "Etwas Seltenes überhaupt".
Unter dem Pseudonym Gabriele Tergit war sie in den 1920er-Jahren eine erfolgreiche Journalistin, eine Chronistin des Alltags, der kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Milieus. Gerade ihre genauen Beobachtungen und ihr sozial- und gesellschaftskritischer Blick zeigen Berliner Zeitgeschichte. Das macht sie für ein Publikum immer wieder interessant.

Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche für den Tafeltext und die Organisation der Enthüllung lagen bei dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.
Besonderer Dank gilt der GASAG AG, die als langjährige Hauptsponsorin des Berliner Gedenktafelprogramms die Tafel für Gabriele Tergit finanziert hat.

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