Ein neuer globaler Bericht der WHO über Trends bei der Prävalenz des Tabakkonsums im Zeitraum 2000-2024 und Prognosen für den Zeitraum 2025-2030 zeigt, dass der Tabakkonsum zwar weltweit weiter zurückgeht, die Europäische Region der WHO aber die höchste Prävalenz des Tabakkonsums aufweist - und diese Position voraussichtlich auch in den kommenden Jahren halten wird. Dies bedeutet für die Menschen in ganz Europa höhere Risikoraten für nichtübertragbare Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Weltweit ist der Tabakkonsum von 1,38 Mrd. Konsumenten im Jahr 2000 auf 1,20 Mrd. im Jahr 2024 zurückgegangen, wobei die Fortschritte auf strenge Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums zurückzuführen sind. Aber das Tempo des Rückgangs ist ungleichmäßig, und die Europäische Region hinkt hinterher und hat mit vielen unbewältigten Herausforderungen zu kämpfen.
Langsamster Rückgang bei Frauen
Im Jahr 2000 konsumierte mehr als ein Drittel der Erwachsenen in der Region Tabak (34,9 %). Dem neuen Bericht zufolge sank diese Zahl bis 2024 auf 24,1 %, was einer Zahl von 173 Mio. Menschen entspricht. Dieser Rückgang liegt jedoch weit unter der globalen Zielvorgabe einer 30-prozentigen Verringerung bis 2025 im Rahmen der Zielvorgabe 3.a der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG). Modellierungen zeigen, dass die Region eine relative Verringerung der derzeitigen Prävalenz des Tabakkonsums von nur 19 % verzeichnen wird.
Bei den Männern ist der Tabakkonsum stärker zurückgegangen: von fast 50 % im Jahr 2000 auf 30,8 % im Jahr 2024, wobei ein weiterer Rückgang erwartet wird. Bei den Frauen hingegen sind die Fortschritte langsamer: Die Prävalenz ging von 22,3 % im Jahr 2000 auf heute 17,4 % zurück und wird bis 2030 voraussichtlich weiterhin bei über 16 % liegen. In der Europäischen Region leben heute mehr als 40 % aller Raucherinnen weltweit. Dieses Ungleichgewicht steht im Widerspruch zu dem globalen Trend, wonach Frauen bei der Raucherentwöhnung führend sind.
E-Zigaretten sind eine Gefahr für Heranwachsende und Kinder
Im Tabakbericht der WHO wurden erstmals die globalen Muster des E-Zigarettenkonsums untersucht. Die Ergebnisse sind markant: Mehr als 100 Mio. Menschen weltweit benutzen inzwischen E-Zigaretten, wobei die höchsten Raten in der Europäischen Region der WHO zu verzeichnen sind. Die Prävalenz von E-Zigaretten bei Erwachsenen in der Region liegt bei 4,6 % - mehr als doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt.
Bei den Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren ist das Bild noch besorgniserregender: 14,3 % geben an, E-Zigaretten zu nutzen; das ist die höchste Rate weltweit. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche E-Zigaretten konsumieren, ist dreimal so hoch wie bei Erwachsenen. Bei Jungen ist der Konsum von E-Zigaretten 2,7 Mal höher als bei Männern. Bei Mädchen ist die Rate 3,6 Mal höher als bei Frauen.
"Diese Zahlen zeigen, dass Konzepte zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor neuen und aufkommenden Nikotin- und Tabakprodukten in allen Ländern oberste Priorität haben müssen", erklärte Kristina Mauer-Stender, WHO/Europa-Regionalbeauftragte für Tabakbekämpfung. "Die Marketingtaktiken der Industrie, wie die Verwendung von Aromen und ansprechenden Verpackungsdesigns, um so die tödlichen Produkte für Jugendliche attraktiv zu machen, sowie die Ausnutzung gesetzlicher Grauzonen, um sie in den sozialen Medien zu bewerben - machen eine neue Generation nikotinabhängig."
Insgesamt konsumieren 11,6 % der Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren in Europa eine Form von Tabak. Die Region weist zudem die weltweit höchste Prävalenz des Zigarettenrauchens unter Jugendlichen auf (8,4 %), wobei die Mädchen (8,7 %) leicht vor den Jungen (8,2 %) liegen.
Fortschritte in den Ländern
Trotz der bestehenden Herausforderungen hebt der Bericht Länder in der Region hervor, die auf dem bestem Weg sind, SDG 3.a zu verwirklichen. Elf haben das Ziel einer relativen Verringerung des Tabakkonsums um 30 % bis 2025 bereits erreicht oder werden es voraussichtlich erreichen. Acht weitere Länder stehen kurz davor und weisen eine Verringerung um 25 % oder mehr auf, wobei sechs Länder nur einer geringfügigen Verschärfung ihrer Handlungskonzepte bedürfen, um den Meilenstein zu erreichen.
Welche Schritte kann Europa unternehmen?
Die Staats- und Regierungschefs der Region zeigen, dass beschleunigte Fortschritte möglich sind, wenn solide und umfassende Maßnahmen in Einklang mit dem WHO-Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakkonsums (FCTC) angenommen und eine konsequente Durchsetzung gewährleistet wird. Ein Paket von wirkungsvollen "Quick-Win"-Maßnahmen kann innerhalb eines politischen Zyklus (1-5 Jahre) messbare Ergebnisse liefern. Zu diesen Maßnahmen zählen hohe Tabaksteuern, die vollständige Durchsetzung gesetzlicher Rauchverbote, ein umfassendes Verbot von Werbung, Verkaufsförderung und Sponsoring sowie weithin zugängliche Unterstützung bei der Raucherentwöhnung.
Mit Stand von 2024 besteuerten 28 von 53 Ländern in der Region Tabak in der empfohlenen Höhe, nur 18 Länder verfügten über ein umfassendes Rauchverbot, nur 13 Länder verboten alle Formen der Tabakwerbung sowie entsprechender Verkaufsförderung und entsprechenden Sponsorings, und 12 Länder boten Unterstützung bei der Raucherentwöhnung auf dem Niveau der bewährten Praktiken an.
"Die Ergebnisse des neuen WHO-Berichts verdeutlichen die erheblichen politischen Lücken, durch die die Menschen in der Region weiterhin den von der Tabakindustrie ausgehenden Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind", fügte Kristina Mauer-Stender hinzu. "Um eine gesündere und glücklichere Zukunft für die nächsten Generationen zu gewährleisten, müssen die Länder dringend evidenzbasierte Handlungskonzepte annehmen und durchsetzen."