10/01/2025 | Press release | Distributed by Public on 10/01/2025 03:23
Suspendierungsbegleitung und Perspektivengespräch als Themen im Ministerrat
Integrations- und Jugendministerin Claudia Plakolm, Bildungsminister Christoph Wiederkehr und Staatssekretär Jörg Leichtfried haben beim Doorstep die anstehenden Beschlüsse des Ministerrats im Bildungsbereich zur Suspendierungsbegleitung sowie zum Perspektivengespräch präsentiert.
"Jedes Jahr verlassen in Österreich Jugendliche und junge Menschen die Schule ohne Abschluss. Manche finden neue Chancen, andere rutschen ab und verlieren sich damit auch im Bildungssystem und den Anschluss an ihre Altersgruppe. Besonders dramatisch ist das Ganze bei jungen Menschen, die weder in der Schule sind, noch eine Ausbildung machen, noch einen Lehrplatz haben und auch keiner Beschäftigung nachgehen. Sie stehen völlig ohne Perspektive da. Und dahinter stecken oft echte Schicksale. Jugendliche, die keinen Weg mehr für sich selbst erkennen und die auch Gefahr laufen, für immer abgehängt zu werden. In Österreich betrifft das rund 9 Prozent der 15- bis 24-Jährigen. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund beträgt die Zahl sogar 13 Prozent und ist damit fast doppelt so hoch wie bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund mit 7 Prozent", sagte Integrationsministerin Claudia Plakolm in ihren Ausführungen.
Aus diesem Grund beschließe die Bundesregierung nun die verpflichtende Suspendierungsbegleitung und die Perspektivengespräche. "Wir fangen Jugendliche auf, bevor sie unbemerkt aus dem System fallen. Wir hören zu, versuchen die Gründe nachzuvollziehen und zeigen Perspektiven auf, wie eine andere Schule, eine Lehrstelle, eine Lernhilfe oder eben auch psychosoziale Unterstützung und Betreuung", so Plakolm, die betonte, dass auf diesem Weg auch die Unterstützung der Eltern bzw. der Erziehungsberechtigten wichtig sei. Denn es sei nicht alleinige Verantwortung der Schule und des Schulsystems, sondern insbesondere die Verantwortung der Familien.
"Unser Signal an die Jugendlichen ist ganz klar: Du bist nicht allein. Es gibt Wege und wir gehen sie gemeinsam. Vor ein paar Wochen hat es den tragischen Fall in Graz gegeben, wo der Fall eines Jugendlichen ohne Schulabschluss gezeigt hat, was passieren kann, wenn man ohne Halt aus dem Schulsystem fällt und ohne Orientierung zurückbleibt. So etwas darf nicht passieren. Kein Jugendlicher, kein Schüler, keine Schülerin wird zurückgelassen. Jeder soll die Chance auf eine gute Ausbildung und damit auf ein gutes Leben haben", betonte die Ministerin.
Bildungsminister Christoph Wiederkehr betonte in seinem Statement: "Mit dem heutigen Beschluss stärken wir die Schulen in Österreich und machen sie sicher. Es ist uns als Bundesregierung wichtig, dass Schulen sichere Orte der Entfaltung sind, damit sich Kinder und Jugendliche dort entwickeln und auch wohlfühlen können."
In den letzten Jahren sehe man, dass Zwischenfälle in den Schulen zugenommen hätten, es gebe eine Verdreifachung der Anzahl von Suspendierungen in den letzten vier Jahren. "Suspendiert werden Kinder, wenn sie eine Gefahr für sich oder für andere darstellen. Bisher war die Regelung so, dass die suspendierten Kinder einfach nach Hause geschickt worden sind. Manche haben das gerne aufgenommen und haben die Zeit dann im Einkaufszentrum oder im Park verbracht. Das kann nicht Ziel dieser Sache sein. Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, dass die Suspendierung ab dem kommenden Schuljahr 2026/2027 neu geregelt wird", so Wiederkehr.
"Zukünftig wird es für suspendierte Schülerinnen und Schüler eine verpflichtende Suspendierungsbegleitung im Ausmaß von mindestens acht Stunden geben. In dieser Suspendierungsbegleitung wird es sowohl eine pädagogische Begleitung geben, bei der es darum geht, dass man pädagogisch begleitet im Lernfortschritt vorankommt. Gleichzeitig wird es auch eine sozialpädagogische Begleitung geben, beispielsweise über die Schulpsychologie. Denn das Ziel dieses Programmes ist eine Rehabilitierung, eine Sozialisierung in den eigenen Klassenverband hinein, damit ein gutes Miteinander nach der Suspendierung wieder funktioniert." Auch Eltern hätten dann die Verpflichtung mitzuwirken: "Wenn Eltern diese Mitwirkungspflicht vernachlässigen, gibt es einen Eskalationsmechanismus, der bis zu einer Verwaltungsstrafe in Höhe von 150 bis 1.000 Euro führen kann", sagte der Bildungsminister.
Darüber hinaus werde auch das verpflichtende Perspektivengespräch beschlossen, wenn Jugendliche nach dem Pflichtschulalter die Schule abbrechen. Wenn diese minderjährig sind, gebe es auch eine Verpflichtung der Eltern, hier mitzuwirken "Es ist uns wichtig, dass wir die Anzahl der Schulabbrechenden und insbesondere die Anzahl der Jugendlichen, die weder in Ausbildung noch im Beruf sind, verringern." Die Lehrpersonen könnten bei diesem Gespräch auch Unterstützung hinzuziehen, beispielsweise über das Jobcoaching oder auch über psychosoziale Unterstützung, so Wiederkehr.
Der Staatssekretär im Innenministerium, Jörg Leichtfried, betonte zur Sicherheit in der Schule, dass die Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen eine zunehmende Rolle spiele. "Die geopolitische Situation weltweit ist so, dass Österreich auf vielfältige Art und Weise angegriffen wird. Ein Angriffsziel sind die jungen Menschen in Österreich, die radikalisiert werden sollten aus Sicht jener, die das betreiben", erläuterte Leichtried. Dies sei ein massiver Sicherheitsfaktor für die heimischen Schulen.
Die Antwort darauf sei Prävention: "Extremismusprävention wird ein Schwerpunkt dieser Bundesregierung für die Zukunft sein." Es gehe darum, frühzeitig etwas zu unternehmen und zu sensibilisieren, damit Radikalisierung in einem möglichst frühen Stadium erkannt werden könne. "Wir werden Programme entwickeln, die das möglich machen und die nötigen Mittel zur Verfügung stellen", so der Staatssekretär. Dabei soll es zu keiner Zusatzbelastung für die Lehrkräfte kommen. "Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst wird alles, was in ihrer Kompetenz liegt, tun, um dabei mitzuhelfen, Radikalisierung einzudämmen", so Leichtfried. Abschließend betonte der Staatssekretär, dass Radikalisierung oft "ein erster Schritt" in Richtung von Sicherheitsproblemen sei. Deshalb wolle man "ganz massiv" dagegenwirken, um "dafür zu sorgen, dass unsere Schulen wieder sicherer werden".