Die European Junior Doctors' Association (EJD) - eine nichtstaatliche Organisation, die offizielle Beziehungen zur WHO unterhält - hat gerade ein neues "Konzept zur personalgesteuerten Optimierung von Gesundheitssystemen" eingeführt. WHO/Europa begrüßt diese wichtige Neuerung, die einen entscheidenden Schritt darstellt, um die Gesundheitssysteme in der Europäischen Region mit den Werkzeugen auszustatten, die sie benötigen, um den sich wandelnden Anforderungen der Bevölkerung und der Arbeitskräfte gerecht zu werden.
Die Optimierung des Gesundheitspersonals - definiert als die Gewährleistung des Vorhandenseins der richtigen Anzahl von Gesundheitsfachkräften mit den richtigen Fähigkeiten zur rechten Zeit am richtigen Ort - ist von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen, mit denen die große Mehrheit der Gesundheitssysteme in der Europäischen Region der WHO konfrontiert ist. Angesichts der rapiden Alterung der Bevölkerung in der Europäischen Region deuten Prognosen der Europäischen Union darauf hin, dass viele Länder der Region bis 2071 bis zu 30 % mehr Ärzte und 33 % mehr Pflegekräfte benötigen, um das derzeitige Versorgungsniveau aufrechtzuerhalten.
Das neue Konzept der EJD enthält gezielte Empfehlungen, die sich eng an den von WHO/Europa ausgearbeiteten Handlungsrahmen für das Gesundheits- und Pflegepersonal anlehnen, dessen Schwerpunkte auf einer evidenzbasierten Politik, einer besseren Abstimmung zwischen Bildung und Beschäftigung und dem Einsatz innovativer Modelle zur Regulierung und Optimierung der vorhandenen personellen Kapazitäten liegen.
So werden insbesondere hervorgehoben:
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Optimierung des Qualifikationsmixes und der Aufgabenverteilung, einschließlich der Notwendigkeit, durch die Übernahme und Integration bewährter Verfahren in der Gesundheitsversorgung die Schwankungen in der Leistungserbringung zu verringern;
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Stärkung der Datensysteme für die Personalplanung, die eine genaue Modellierung von Angebot und Nachfrage gemäß dem von der WHO geschaffenen Instrument zur Bestimmung des Personalbedarfs anhand von Arbeitsbelastungsindikatoren (Workload Indicators of Staffing Need - WISN) ermöglichen; und
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Nutzung digitaler Tools und flexibler Personaleinsatz unter Berücksichtigung der laufenden Arbeiten und Empfehlungen von WHO/Europa zu der Frage, wie Daten und digitale Gesundheit die Effizienz und Widerstandsfähigkeit des Gesundheitspersonals verbessern können.
"Das Konzept der EJD ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie Gesundheitsfachkräfte an vorderster Front grundlegende Veränderungen herbeiführen können", sagt Dr. Cathal Morgan, Fachreferent für Gesundheitspersonal und Leistungserbringung bei WHO/Europa. "Es unterstreicht, dass die Optimierung des Personalbestands und -einsatzes nicht nur ein technischer Vorgang ist, sondern eine strategische, personenzentrierte Antwort auf kritische Engpässe und künftige Systemschocks."
Warum das wichtig ist
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Europa spürt bereits die Auswirkungen. Die Gesundheitssysteme stehen weiterhin vor enormen Herausforderungen bei der Gewinnung und Bindung belastbarer Arbeitskräfte, die die Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeleistungen decken können. Die Länder der Europäischen Region sind besorgt über die Einflussfaktoren, die die Gesundheitssysteme weiterhin bedrohen, etwa die Alterung der Belegschaften, eine mangelnde psychologische Betreuung von Fachkräften sowie Probleme bei der Anwerbung und Bindung junger Nachwuchskräfte im Gesundheitswesen.
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Obwohl viele Länder im weltweiten Vergleich eine besonders hohe Dichte an Gesundheitspersonal aufweisen, sind sie oft mit Engpässen in ländlichen Gebieten und bei speziellen Teams konfrontiert, die durch die Alterung des Personals und die zunehmende Migration noch verschärft werden.
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Es ist erwiesen, dass die Optimierung der Arbeit des Gesundheitspersonals, etwa durch verbesserten Personaleinsatz, gezielte Schulungen und wirksame Unterstützungssysteme, die gesundheitlichen Ergebnisse und die Kosteneffektivität verbessern kann, auch ohne Erhöhung der Mitarbeiterzahl. Dieser Ansatz ist vor allem vor dem Hintergrund zunehmender finanzieller Engpässe in den Gesundheitssystemen von entscheidender Bedeutung.
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Die WHO unterstützt die aufeinander abgestimmten Bemühungen voll und ganz. Das Konzept der EJD ergänzt und unterstützt die laufenden Initiativen von WHO/Europa auf diesem Gebiet und dient als Anregung für andere Berufsverbände, namentlich die der verbreitetsten Gruppen im Gesundheits- und Pflegewesen (z. B. Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Psychologen und Ergotherapeuten), ähnliche Schritte zur Verstärkung der Optimierungsbemühungen zu unternehmen.
Was dies in der Praxis bedeutet
Aufgrund seines Handlungsrahmens, der 2023 von den 53 Ländern der Europäischen Region einstimmig angenommen wurde, bleibt WHO/Europa verpflichtet, die Länder bei der Entwicklung evidenzbasierter Personalkonzepte, dem Aufbau digitaler Kapazitäten und der Verbesserung der Bildungs- und Regulierungssysteme zu unterstützen. Das Konzept der EJD verleiht diesen Bemühungen zusätzlichen Schwung.
"Die Beschäftigten im Gesundheitswesen müssen ebenso wie Institutionen und Regierungen ein aktives Interesse an der Optimierung entwickeln", sagt Dr. Patrick Pihelgas, Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheitspersonal bei der EJD. "Letztendlich kommt es darauf an, wie gut wir die wertvolle Zeit des Gesundheitspersonals nutzen und was wir für ihr Wohlbefinden zu tun bereit sind. Damit es zu sinnvollen Veränderungen kommt, müssen die Beschäftigten im Gesundheitswesen bei allen Optimierungsmaßnahmen in vorderster Linie beteiligt sein."
WHO/Europa ermutigt die Mitgliedstaaten, die Berufsverbände des Gesundheitswesens und andere maßgebliche Akteure in der Europäischen Region dazu:
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die Empfehlungen der EJD zu prüfen und sie in die Personalplanung auf nationaler Ebene zu integrieren;
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in eine kompetenzbasierte Ausbildung und eine kontinuierliche berufliche Weiterbildung zu investieren, die auf die sich verändernden Bedürfnisse abgestimmt ist;
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die datengestützte Personalanalyse auszuweiten, um die Einstellung und Bindung sowie den Einsatz von Arbeitskräften zu steuern; und
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Plattformen für Angehörige der Gesundheitsberufe einzurichten, insbesondere für neue Praktiker, um Führungskompetenz in der Politikgestaltung zu fördern.
"Wir sind bereit, die Länder Europas dabei zu unterstützen, nachhaltige Fortschritte zu erzielen", fügte Dr. Morgan hinzu. "Die Optimierung des Gesundheitspersonals ist eine Grundvoraussetzung für die Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung, für gesundheitliche Chancengleichheit und für widerstandsfähige Gesundheitssysteme."