10/02/2025 | Press release | Distributed by Public on 10/02/2025 06:12
PI 074/2025
Die Folgen der Klimakrise zeigen sich auch an der Elbe: Neben extrem hohen Wasserständen seit den 2000er Jahren wurden auch vermehrt Niedrigwasserstände verzeichnet. So betrug der Unterschied am Pegel Neu Darchau zwischen den Rekordjahren 2019 (Wasserstand: 61 cm) und 2013 (Wasserstand: 792 cm) über sieben Meter. Und: Das Jahr 2025 verzeichnet bisher mit einem Wasserstand von nur 65 cm den drittniedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1892.
Anlässlich der heutigen Deichkonferenz zur "Unteren Mittelelbe" in Bleckede betonte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer daher die Notwendigkeit sowohl des verstärkten Klimaschutzes als auch des länderübergreifenden Hochwasserschutzes an den Flüssen. "Die Häufung solcher Extremwerte ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich das Klima verändert. Das Land investiert immer höhere Summen in den Hochwasserschutz, um das Hab und Gut der Menschen hinter den Deichen zu schützen."
Um den Flüssen bei Hochwasserereignissen mehr Raum zu geben, gehören Deichrückverlegungen zu den wichtigsten Maßnahmen des Hochwasserschutzes, da sie alle Unterlieger bei Hochwasser entlasten. Dazu gehören im Nationalen Hochwasserschutz-programm Elbe auch zwei große Deichrückverlegungen in Niedersachsen, die nun endlich umgesetzt werden. Gerade gestern wurde dazu eine Ländervereinbarung für eine Verbundmaßnahme mit drei Deichrückverlegungen im Dreiländereck Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen unterzeichnet. Die Gesamtkosten werden derzeit mit 120 Millionen Euro beziffert (Vgl. PI "Dreiländereck ").
Minister Meyer: "Wir sind Sachsen-Anhalt und Brandenburg sehr dankbar, dass sie großflächig der Elbe mehr Raum geben und uns damit entlasten. Auf niedersächsischer Seite gehört die geplante Deichrückverlegung bei Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg zu der Maßnahme. Dazu sollen bis zu 108 Hektar ehemalige natürliche Überschwemmungsflächen entlang der Elbe reaktiviert werden." Die voraussichtlichen Kosten für den niedersächsischen Teil belaufen sich nach erster Schätzung auf ca. 12 Millionen Euro.
Weiter fortgeschritten sind die Planungen bei der Deichrückverlegung in Bleckede/Radegastim Bereich "Vitico" im Landkreis Lüneburg. Hier sollen durch die Deichrückverlegung über 114 Hektar natürlicher Retentionsraum entstehen. "Der Artlenburger Deichverband, dem ich sehr danke, hat mit großer Unterstützung vor Ort die dafür benötigten Flächen weitgehend zusammen, so dass wir diese überfällige Maßnahme endlich umsetzen können", so Meyer. Die Planungen für die Maßnahme werden durch die Betriebsstelle Lüneburg des NLWKN durchgeführt.
Um die Verfahren für derart aufwendige Maßnahmen künftig zu beschleunigen, hat der NLWKN jetzt eine neue Projektgruppe "Beschleunigung Hochwasserschutz Elbe" eingerichtet. Durch die Projektgruppe sollen Potenziale zur Vereinfachung und Beschleunigung der Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen sowie zur Beseitigung planungs- und verwaltungsrechtlicher Hemmnisse aufgezeigt werden. Die regionalen Ansätze zur Beschleunigung des Hochwasserschutzes an der Elbe sollen möglichst innerhalb der kommenden zwei Jahre umgesetzt werden.
Minister Meyer: "Niedersachsen stärkt den Hochwasserschutz in den kommenden Jahren mit zusätzlichen 254 Millionen Euro und ermöglicht dem NLWKN mehr qualifiziertes Personal zur Umsetzung. Wir müssen den Hochwasserschutz beschleunigen, daher planen wir im Wasserrecht weitere Genehmigungserleichterungen für Hochwasserschutz- und Renaturierungsmaßnahmen sowie einen generellen öffentlichen Vorrang für den Hochwasser- und Küstenschutz. Die Klimakrise beschleunigt sich, da müssen wir auch bei Klimaschutz und Klimaanpassung schneller werden, zum Schutz der Menschen und der Natur. Das machen wir in Partnerschaft mit allen Anrainern der Elbe. Mit den länderübergreifenden Deichrückverlegungen schaffen wir an der Elbe sowohl neue Überflutungsflächen - also Retentionsräume - von rund 1.560 Hektar als auch Wasserrückhalteflächen in Trockenzeiten. Mit den Deichrückverlegungen verbessern wir nicht nur die Hochwassersicherheit für die gesamte Region, sondern stärken jeweils auch die wichtige ökologische Funktion der Flusslandschaft Elbe."
Hintergrund:
Im Dreiländereck von Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt verläuft ein Abschnitt der unteren Mittelelbe, der ursprünglich durch mäandrierende Flussläufe und ausgedehnte Auenlandschaften mit großen Überschwemmungsflächen geprägt war. Infolge intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, Gewässerausbau und Veränderungen in der Landnutzung wurde die Elbe über die Jahrhunderte stark reguliert und umgestaltet. Heute steht dem Fluss nur noch ein geringer Anteil seiner ursprünglichen Überflutungsfläche zur Verfügung. Dies führte zur Bildung von Engstellen und - zusätzlich zu den sich verändernden Klimabedingungen - zu einer Verschärfung der Hochwassersituation entlang der Elbe. Die Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg haben aus diesem Grund am 1. Oktober 2025 vereinbart, beim Hochwasserschutz an der Elbe noch enger zusammenzuarbeiten.
Niedersachsen investiert bis 2048 eine Rekordsumme in Höhe von 254,4 Millionen Euro zusätzlich für den investiven Hochwasserschutz, 10,6 Millionen Euro jährlich. Zudem konnte mit dem Haushalt 2025 der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Bereich Küsten- und Hochwasserschutz dauerhaft um 30 Stellen verstärkt werden. Damit können Hochwasservorhersage und Klimaprognosen weiterentwickelt, regionale Kümmerteams geschaffen sowie Planungen und Bewilligung der Maßnahmen beschleunigt werden. Die neue Projektgruppe "Beschleunigung Hochwasserschutz Elbe" ist ein Teil davon.