11/03/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/03/2025 08:26
Campus Weihenstephan erinnert an verfolgte Hochschulangehörige
Die Technische Universität München (TUM) setzt die kritische Auseinandersetzung mit ihrer Rolle in der NS-Zeit fort und hat nun auch am Campus Weihenstephan einen Gedenkort eingerichtet. Dieser informiert über die Verbindungen zwischen dem NS-Regime und der Technischen Hochschule München, der Vorgängerin der TUM, und gedenkt vierer verfolgter Professoren.
"Weihenstephan war zur Zeit des Nationalsozialismus bereits ein wissenschaftlicher Standort der damaligen Technischen Hochschule München. Deshalb ist es wichtig, sichtbar zu machen, dass auch hier Unrecht geschehen ist, und der Menschen zu gedenken, die in Weihenstephan aufgrund der NS-Ideologie verfolgt wurden", sagt Prof. Winfried Nerdinger. Er ist Emeritus of Excellence der TUM, Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums und begleitet die Aufarbeitung der NS-Zeit schon lange mit seiner Expertise. Gemeinsam mit der TUM Senior Excellence Faculty und dem TUM Center for Culture and Arts hat er den Gedenkort am Campus Weihenstephan initiiert.
Die Informationstafeln im Zentralen Hörsaalgebäude am Maximus-von-Imhof-Forum klären über diese Zeit auf. Sie erinnern an vier Professoren der Hochschule, die am Campus Weihenstephan geforscht und gelehrt haben: Hans Raum (Professor für Pflanzenzüchtung und Pflanzenbau), Anton Fehr (Professor für Milchwirtschaft), Carl Sachs (außerordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre und Agrarpolitik) und Kurt Trautwein (außerordentlicher Professor für theoretische Gärungsphysiologie).
Die NS-Studentenschaft war massiv gegen die Lehrenden vorgegangen, die sie für politisch unzuverlässig hielt. Die Professoren Raum, Fehr, Sachs und Trautwein wurden schließlich in den Jahren zwischen 1934 und 1936 zwangspensioniert oder entlassen. Nachdem die Hochschulleitung zunächst noch die fachliche Kompetenz dieser Hochschulmitglieder gegenüber dem Ministerium betont hatte, fanden sich schließlich weder in der Hochschulleitung noch im Kollegium Fürsprecher.
Die Einrichtung des Gedenkorts in Weihenstephan ist Teil einer umfassenden Aufarbeitung, die die TUM bezüglich ihrer Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus betreibt. So wurden in den vergangenen Jahren Bezeichnungen von Gebäuden und Räumen entfernt, die nach von in der NS-Historie belasteten Persönlichkeiten benannt worden waren. Doktorwürden, die vier jüdischen Absolventen aberkannt worden waren, wurden symbolisch wieder anerkannt. Von in der NS-Zeit verliehenen Ehrenwürden distanzierte sich die TUM.
Im Juli 2024 hat die TUM auf dem Stammgelände in der Arcisstraße in München einen Ort des Gedenkens an 17 vom NS-Regime entlassene und verfolgte Universitätsangehörige eröffnet. Dieser informiert zudem über die Indienstnahme der Hochschule für die Kriegsvorbereitung und skizziert auch ideologische und institutionelle Veränderungen.
"Sich das geschehene Unrecht vor Augen zu führen, dem Vergessen entgegenzutreten und auch die eigene Bereitschaft zur Zivilcourage kritisch zu hinterfragen, ist immer wieder wichtig - nicht nur als Bürgerinnen und Bürger, sondern auch als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Denn diese Courage brauchen wir auch in der Wissenschaft, um die Freiheit von Forschung und Lehre als höchstes Gut zu verteidigen", sagt Martin Klingenspor, der Dekan der TUM School of Life Sciences.
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