11/06/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/06/2025 03:11
Das Plakat der Nacht der Jugend 2025 unter dem Motto "We all need each other". Foto: Senatskanzlei
Bürgermeister Andreas Bovenschulte: "Die 'Nacht der Jugend' ist unverzichtbar, eine lebendige und außergewöhnliche Veranstaltung, die auf besondere Weise an die Gräueltaten der Nazis erinnert. Gerade jetzt, wo Ausgrenzung und Hass wieder lauter werden, gilt: 'We all need each other.' Unsere Gesellschaft lebt von den Erfahrungen und Talenten aller Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Identität oder Religion. Rechtsextreme Parolen und Hass bedrohen unser Miteinander. Nur gemeinsam können wir eine Zukunft schaffen, in der alle gleichberechtigt und respektvoll zusammenleben."
Das diesjährige Motto "We all need each other" wurde bei einer Online-Abstimmung aus mehreren Vorschlägen des Organisationsteams der "Nacht der Jugend" ausgewählt. Dahinter steht der Gedanke, dass jeder Mensch wertvoll und unverzichtbar ist. Deutschland sei Heimat für alle und Vielfalt schon immer Teil der Gesellschaft. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen sei es umso wichtiger, sich daran zu erinnern, dass eine starke Gesellschaft nur miteinander gestaltet werden könne. Ganz egal, woher die Menschen kommen, was sie glauben, welche geschlechtliche Identität oder körperliche Verfassung sie haben. "We all need each other": Nur gemeinsam gebe es eine Zukunft, in der alle Menschen gleichberechtigt und mit Respekt füreinander leben können.
Das Organisationsteam besteht im Wesentlichen aus ehrenamtlich arbeitenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ein Jahr lang an der Vorbereitung der nächsten Nacht der Jugend arbeiten, Kontakt zu Schulen und Verbänden halten und letztlich auch die Entscheidung über die Einladung der Ehrengäste treffen. Das sind in diesem Jahr Kurt Tallert, alias Retrogott, und Hermann Ernst und Marcus Reichert vom Bremer Sinti-Verein.
Kurt Tallert ist ein deutscher Autor und Rapper, seit 2009 bekannt unter dem Künstlernamen Retrogott. Sein Vater Harry Tallert starb 1997, als er elf Jahre alt war. 2024 veröffentlichte er das Buch "Spur und Abweg" über die Verfolgungsgeschichte seiner Familie. Im Juli 2025 wurde der in Köln lebende Tallert für sein Buch mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet. Er belege in seinem Buch eindrucksvoll, dass das Vergangene nicht tot sei, es sei nicht einmal vergangen. Kurt Tallerts Vater Harry wurde als sogenannter "Halbjude" in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Nach dem Krieg trat Harry Tallert 1953 in die SPD ein und war von 1955 bis 1965 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von 1965 bis 1972 für den Wahlkreis Bremerhaven - Bremen-Nord an.
Hermann Ernst und Marcus Reichert vom Bremer Sinti-Verein berichten von den Erfahrungen ihrer Familien während und nach der NS-Zeit und wie wichtig es ist, die Erinnerung daran wachzuhalten. Unter Befehl von Heinrich Himmler fand am 8. März 1943 vom Bremer Schlachthof aus die Deportation von 269 Sinti und Roma statt. Daran erinnert der Bremer Sinti Verein gemeinsam mit dem Arbeitskreis "Erinnern an den März 1943" jedes Jahr am 8. März. In ihrem Zeitzeugen-Gespräch wird auch ein Film über den Warturmer Platz, auf dem zwischen 1955 und 1978 viele Sinti-Familien in Wohnwagen und Wohnbaracken untergebracht waren, gezeigt. Er veranschaulicht, wie auch nach der Nazi-Zeit die Diskriminierung von Sinti und Roma andauerte.
Teile des Programms der diesjährigen "Nacht der Jugend":
Daneben gibt es etliche Infostände verschiedener Organisationen, Tanzvorführungen, Präsentationen, viel Musik. Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist für Besucherinnen und Besucher nicht erforderlich. Jacken und Taschen müssen an der Garderobe abgegeben werden. Verbotene Kennzeichen und Symbole sowie Nationalflaggen dürfen nicht mitgebracht werden.
Der Einlass beginnt um 17:30 Uhr.
1998 fand im Rathaus die erste "Nacht der Jugend" zur Erinnerung an die Pogromnacht am 9. November 1938 und die danach folgenden Novemberpogrome statt. Sie will auf eine Weise, die junge Leute anspricht, die Erinnerung an begangenes Unrecht wachhalten und Anstöße geben für eine menschenfreundliche Gesellschaft. Hier begegnen sich Jung und Alt, Fremde und Einheimische, Arm und Reich.
ACHTUNG REDAKTIONEN: Die Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind zur Teilnahme an der Nacht der Jugend und Berichterstattung eingeladen.
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