11/15/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/15/2024 05:22
Meldung vom 15. November 2024
1977 erwarb das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum eine Ansicht des Eckgebäudes Ringstraße/Sophienblatt. Es war das erste Stadtbild der Kieler Künstlerin Gretel Riemann (1924-2012) in der noch jungen Sammlung des Museums. Heute umfasst der Bestand mehr als 30 Stadtansichten der Künstlerin. Diese Werke, ergänzt mit Leihgaben aus Privatbesitz, stehen im Mittelpunkt einer Sonderausstellung, die das Museum anlässlich des 100. Geburtstages von Gretel Riemann zeigt.
Die Ausstellung "Kiel festhalten. Stadtansichten von Gretel Riemann" ist vom 17. November 2024 bis 25. Mai 2025 im Stadtmuseum Warleberger Hof, Dänische Straße 19, zu sehen. Eröffnet wird sie am Sonntag, 17. November, um 11.30 Uhr. Dann sprechen Stadtpräsidentin Bettina Aust, die Leiterin des Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseums Dr. Sonja Kinzler, die Tochter der Künstlerin Gerlind Buscher sowie die Kuratorin Katrin Seiler-Kroll.
Seit den 1970er Jahren verfolgte die in Kiel geborene Gretel Riemann den Wandel ihrer Heimatstadt. Mit sicherem Gespür für die Orte des Umbruchs schuf die Künstlerin Momentaufnahmen der Kieler Stadtlandschaft zwischen Verfall und Weiterentwicklung. Es sind ausdrucksstarke Bilddokumente der baulichen Veränderungen des Stadtbildes. Sie zeigen Kieler Wahrzeichen wie auch auf den ersten Blick unscheinbaren Orte des Ab- und Umbruchs: zunächst die Abbruchhäuser an der Brunswiker Straße und am Exerzierplatz, die Altbauten der in den 1980er Jahren überplanten südlichen Vorstadt mit dem Sophienhof und schließlich die Kieler Altstadt mit dem Berliner Platz, dem Bootshafen und der Schloßstraße.
Mit den Architekturbildern Kiels fand Gretel Riemann ihr künstlerisches Thema, das sie bis zu ihrem Tode im Jahr 2012 mit großer Konsequenz verfolgen sollte. In den 1970er Jahren war der Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zum Teil stark zerstörten Stadt nach damals fortschrittlichen stadtplanerischen Konzepten weitgehend abgeschlossen. Das neue Kiel zeigte sich räumlich aufgelockert mit weiten Freiräumen und verkehrsgerecht. Lediglich die aus der Gründerzeit und dem Jugendstil stammende vereinzelte Bebauung, die den Krieg überstandenen hatte, passte nicht in dieses moderne Erscheinungsbild und wurde zum Abbruch freigegeben.
Es sind die Abbilder dieser als nicht schutzwürdig betrachteten Architektur, mit denen Gretel Riemann ihre künstlerische Auseinandersetzung mit Kiel begann. Über Jahrzehnte begleitete sie als malende Chronistin die städtebaulichen Transformationsprozesse. Mit ihren zumeist menschenleeren und von einer großen formalen Strenge geprägten Ansichten erschuf sie ein eindringliches Porträt Kiels. In den letzten Jahren ihres künstlerischen Schaffens, etwa seit 2002, widmete sich Gretel Riemann auch intensiv der Darstellung der großen innerstädtischen Stadträume wie der Schloßstraße, der Eggerstedtstraße, dem Alten Markt, dem Bootshafen oder dem Berliner Platz.
Die Ausstellung ist thematisch als städtebaulicher Spaziergang durch Kiel auf den Spuren von Gretel Riemann konzipiert. Bei ihren Streifzügen durch die Stadt fand sie ihre Motive, die sie zunächst mit der Kamera festhielt. Im Atelier setzte sie die Fotos in Gemälde um. Erscheinen diese zunächst als exakte Bilddokumente, sind sie aber auch Ausdruck einer künstlerischen Inszenierung und Interpretation ihrer Schöpferin. Sie selbst beschrieb ihre Malweise als realistisch, der neuen Sachlichkeit zugewandt. Authentisch und realistisch sollten ihre Stadtbilder sein.
Insbesondere die Kieler Innenstadt erlebt seit 2017 einen bedeutenden Wandel. Daher werden den Stadtansichten Gretel Riemanns Fotos des heutigen Zustandes gegenübergestellt. Im Sommer 2024 begab sich der Fotograf und Museumsmitarbeiter Matthias Friedemann auf die Spuren von Riemann und hat die Orte, die ihre Bilder in der Ausstellung zeigen, fotografisch dokumentiert. Ein jeweils kurzer Abriss zur Geschichte der dargestellten Orte und Häuser bietet zugleich die historische Perspektive. Die Ausstellung lädt zum Entdecken ein, zugleich möchte sie den Blick für die Architektur und die aktuellen Veränderungen des Stadtbildes schärfen.
Kiel ist immer im Wandel. Es wird gebaut, Orte verändern sich oder werden neu genutzt. Dabei kann Wandel sehr unterschiedliche Gesichter haben: Manchmal verändern sich Kleinigkeiten, die einen eher persönlich betreffen, manchmal beschäftigen Veränderungen die ganze Stadt. Wandel kann unbemerkt geschehen und erst im Rückblick auffallen, oder er bringt sofort drastische Veränderungen.
Unter der Frage "Wo und wie ist Kiel für Sie im Wandel?" haben die Besucher*innen der Ausstellung die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden: Sie können ihre Ideen zu diesem Thema auf Notizzetteln hinterlegen oder ein Foto nach einem Streifzug durch die Stadt von ihrem persönlichen Ort des Wandels an die E-Mail [email protected] schicken Die Fotos werden anonym in der Ausstellung als Ausdruck im Format 10 x 15 Zentimeter veröffentlicht.
Das Team des Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseums hat ein abwechslungsreiches Begleitprogramm zur Ausstellung zusammengestellt. Unter anderem sind besondere Führungen, Workshops und Kinderaktionen geplant.
Zum Auftakt des Begleitprogramms lädt das Museum am Dienstag, 26. November, zu einer Themenführung durch die Ausstellung mit der Kunsthistorikerin Dr. Telse Wolf-Timm ein. Dann können die Teilnehmer*innen den malerischen Realismus in den Werken von Gretel Riemann entdecken. Die Teilnahme ist kostenfrei, um eine Anmeldung unter der Kieler Telefonnummer 901-3425 wird gebeten.
17. November 2024 bis 25. Mai 2025
Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum Warleberger Hof
Dänische Straße 19, 24103 Kiel
Telefon 0431/901-3425
E-Mail: [email protected]
www.kiel-museum.de
Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr
Eintritt frei
Öffentliche Führungen: sonntags 15.30 Uhr
Gruppenführungen und Führungen für Schulklassen auf Anfrage unter Telefon 0431/901-3425 oder 0431/901-3488
Pressemeldung 829/15. November 2024/kin-ari