Regierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

01/13/2025 | Press release | Distributed by Public on 01/12/2025 17:24

Schwesig: Träger des Landesordens leisten Großartiges für die Gemeinschaft

Nr.10/2025 | 13.01.2025 | MPin | Ministerpräsidentin

Auf dem Neujahrsempfang der Ministerpräsidentin werden traditionell besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern geehrt. "Mit dieser höchsten Auszeichnung, die unser Land zu vergeben hat, wollen wir Menschen ehren, die etwas ganz Besonderes, etwas Herausragendes geleistet haben für unser Land und für unser Miteinander hier in MV."

In diesem Jahr werden Birgit und Horst Michael Lohmeyer aus Jamel geehrt. Als sie 2004 nach Jamel zogen, wollten sie eigentlich ihre Ruhe haben in einem ruhigen Dorf ohne Durchgangsverkehr in Ostseenähe. Wenn da nicht die Nachbarn wären: Rechtsextreme, die das Dorf ab 2005 gezielt übernehmen wollten und aus ihrer Nazi-Gesinnung kein Geheimnis machen. "Wie unangenehm und bedrohlich es ist, dort zu leben, haben die Lohmeyers erst am Silvesterabend wieder erleben müssen, als sie mit einer Rakete beschossen wurden", erinnerte die Ministerpräsidentin.

Andere wären vielleicht wieder weggezogen. Die Lohmeyers sind geblieben und haben ihr Dorf nicht den Nazis überlassen. Seit 2007 organisieren sie das Festival "Jamel rockt den Förster" - ein Musikfestival mit Informationsständen und Begleitangeboten, die über Rechtsextremismus aufklären und über die Möglichkeiten, sich zu engagieren. Viele lokale und überregionale Initiativen waren schon dabei.

2008 sind 100 Leute zu "Jamel rockt den Förster" gekommen. Mittlerweile könnten die Lohmeyers viel mehr Karten verkaufen als die 2.500 des vergangenen Jahres. Auch die Bands wurden immer bekannter. "Jamel rockt den Förster" schlägt als große Solidaritätsaktion Wellen, weit über MV hinaus. Aber auch die Nazis geben nicht auf. Das zeigt der Angriff am Silvesterabend. Es braucht immer noch Mut und ganz viel Kraft, als demokratisch engagierte Menschen in Jamel zu leben. "Deshalb ist es so wichtig, dass wir hier im Land nach Jamel schauen. Auch dann, wenn dort nicht gerade der Förster rockt. Denn so schön und idyllisch unsere Dörfer sind: Wir dürfen alle miteinander nicht zulassen, dass Nazis dort ihre Vorstellungen einer geschlossenen Volksgemeinschaft ausleben und andere ausgrenzen."

Die Lohmeyers wünschen sich mehr politische Bildung, betonte Schwesig. Und, dass Vielfalt nicht als Gefahr, sondern als Gewinn und Bereicherung angesehen wird. Und sie wünschen sich mündige Bürgerinnen und Bürger, die Haltung zeigen und Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen.

Alle diese Wünsche sind auch Aufträge an die Politik unseres Landes. Aufträge, hinter denen ich voll und ganz stehe", betonte Schwesig.

"Ich wünsche Birgit und Horst Lohmeyer weiter viel Kraft und Durchhaltevermögen und zeichne sie für ihr herausragendes bürgerschaftliches Engagement, für ihr Eintreten für die Werte der Demokratie und für ihren großen Mut, sich täglich den Widrigkeiten und Anfeindungen entgegenzustellen, mit dem Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern aus."

Ebenfalls mit dem Landesorden wird Petra Schwaan-Nandke geehrt. Bereits mit sieben Jahren hat sie plattdeutsche Gedichte vor Publikum vorgetragen. Viele weitere Auftritte sollten diesem folgen. "Und eine lebenslange Liebe zur alten Sprache unseres Landes, dem Plattdeutschen."

Nach ihrer Ausbildung als Facharbeiterin für Gemüsebau begann Frau Schwaan-Nandke als Kulturmitarbeiterin beim Rat der Stadt Grimmen zu arbeiten. Später studierte sie Kulturwissenschaft in der DDR. "Ihr Abschluss wurde nach der politischen Wende 1989/90 nicht anerkannt. Dafür brachten die politischen Veränderungen ganz neue Chancen und eröffneten ihr die Möglichkeit, als vielseitige freie Künstlerin kreativ tätig zu sein. Von 2001 bis 2010 war sie ehrenamtliche künstlerische Leiterin der "Plattdütsch Späldäl to Stralsund". In dieser Zeit hat sie der Späldäl zu einem enormen Ruf weit über die Landesgrenzen von Mecklenburg-Vorpommern hinaus verholfen. Zudem hat sie zahlreiche Soloprogramme im gesamten Bundesland und auf ihrem Hof in Wilmshagen gespielt und so die plattdeutsche Sprache in den Blickpunkt gerückt."

Auch mit den Darß-Festspielen sei ihr Name untrennbar verbunden.

Über Jahre war sie das Gesicht der Darß-Festspiele und der unumstrittene Publikumsliebling. Um Kindern und Jugendlichen Platt näher zu bringen, hat sie darüber hinaus Märchen an Schulen aufgeführt, Plattdeutschkurse für Lehrerinnen und Kitaerzieher gegeben und dafür selbst die Materialien entworfen. Außerdem war sie viele Jahre Gemeindevertreterin sowie von 2004 bis 2009 1. Stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Wilmshagen.

"Frau Schwaan-Nandke stand auf vielen großen Bühnen und ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ihr Einsatz für das Plattdeutsche ist beispielhaft. Ich freue mich sehr, sie für ihren herausragenden und wichtigen Beitrag für die Pflege und Vermittlung der Niederdeutschen Sprache in unserm Land mit dem Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern auszeichnen zu können."