WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

06/11/2025 | Press release | Archived content

Die Klimakrise ist eine Gesundheitskrise – und die Europäische Region steht unter Druck

Neue Kommission soll pragmatische und kostenwirksame Lösungen für das Gesundheitswesen zur Bekämpfung des Klimawandels anbieten

Reykjavík, 11. Juni 2025

In Reaktion auf die eskalierenden klimabedingten gesundheitlichen Bedrohungen, einschließlich Notlagen, ruft WHO/Europa heute die Paneuropäische Kommission Klima und Gesundheit (PECCH) ins Leben, eine mutige neue Initiative zur Bewältigung einer der definierenden gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit.

Unter dem Vorsitz der ehemaligen isländischen Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir und mit Unterstützung des Obersten wissenschaftlichen Beraters Prof. Sir Andrew Haines von der London School of Hygiene & Tropical Medicine umfasst die PECCH elf Kommissionsmitglieder aus der gesamten Europäischen Region der WHO. Sie verfügen über vielfältige Erfahrungen an der Spitze von politischen und wissenschaftlichen, nationalen und internationalen Institutionen und Organisationen. Gemeinsam werden sie Empfehlungen für umsetzbare Lösungen an der Schnittstelle von Gesundheit und Klima abgeben.

Im Rahmen von öffentlichen Anhörungen und Expertenanhörungen wird die PECCH zudem aktiv mit Vertretern aus anderen Regionen zusammenarbeiten, um gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Besonders wichtig wird dabei die Einbeziehung von kleinen Mitgliedstaaten und Inselstaaten sein, die häufig als erste die Folgen der Klimakrise zu spüren bekommen.

"Es ist an der Zeit, eine unbestreitbare Wahrheit anzuerkennen: Die Klimakrise ist eine Gesundheitskrise. Sie hat bereits tödliche Folgen, und ohne dringende Maßnahmen wird es noch viel schlimmer werden", sagt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.

"Unsere Gesundheitssysteme stehen bereits unter großem Druck, aber sie können auch Teil der Lösung sein", fügt Dr. Kluge hinzu. "Aus diesem Grund habe ich die Paneuropäische Kommission Klima und Gesundheit einberufen. Unter der Leitung der ehemaligen isländischen Ministerpräsidentin, Ihrer Exzellenz Katrín Jakobsdóttir, wird diese Kommission erschwingliche und umsetzbare Empfehlungen für das Gesundheitswesen zur Bewältigung des Klimawandels ausarbeiten, um dazu beizutragen, die gesundheitlichen Resultate zu verbessern und gleichzeitig die Kosten zu senken. Von der Abfallvermeidung über den Bau energieeffizienter Einrichtungen bis hin zur Rettung von Menschenleben durch Frühwarnsysteme zum Schutz der Gesundheit vor Hitze wird diese Kommission ein breites Spektrum neuer und bereits vorhandener Lösungen im Gesundheitswesen untersuchen."

Nullpunkt für die Auswirkungen des Klimas auf die Gesundheit

Die Europäische Region ist die sich am schnellsten erwärmende aller WHO-Regionen. Nahezu jeder Indikator für Klima und Gesundheit - von hitzebedingter Sterblichkeit bis zu Klimaangst - verschlechtert sich.

Ein Drittel aller hitzebedingten Todesfälle auf der Welt ereignen sich bereits in der Region, und vier der wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen waren allesamt seit 2020 zu verzeichnen. Ein Zehntel der städtischen Bevölkerung in der Region lebt derzeit in überschwemmungsgefährdeten Gebieten, und der Klimawandel wird voraussichtlich zu häufigeren und intensiveren Starkniederschlägen und einem Anstieg des Meeresspiegels führen, wodurch Überschwemmungen neunmal wahrscheinlicher werden.

Auf der globalen Ebene lebt bereits fast die Hälfte der Menschheit (3,6 Mrd. Menschen) in Gebieten, die besonders anfällig für den Klimawandel sind. Unterdessen wird davon ausgegangen, dass bis 2030 80 % der Bevölkerung in der Europäischen Region in städtischen Gebieten leben wird, was unsere Groß- und Kleinstädte zu den Frontlinien im Kampf gegen den Klimawandel macht.

Obwohl sich die Beweise für die gegenwärtige und prognostizierte existenzielle Bedrohung unserer Gesellschaft durch den Klimawandel häufen, können die politischen Maßnahmen - auch im Gesundheitswesen - nur schwer mit der Dringlichkeit und dem Umfang der Reaktion mithalten, die zum Schutz der Menschen und des Planeten erforderlich ist.

"Die Klimakrise ist nicht nur eine Umweltkatastrophe, sondern auch eine zunehmende Herausforderung für die öffentliche Gesundheit", sagt Katrín Jakobsdóttir. "Das Jahr 2024 war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, und wir steuern mit Höchstgeschwindigkeit auf einen katastrophalen Anstieg der globalen Temperaturen um 3 °C in diesem Jahrhundert zu. Mehr als 100 000 Menschen in 35 Ländern der Europäischen Region starben in den Jahren 2022 und 2023 zusammen genommen an den Folgen von Hitze."

Sie betont: "Wir müssen erkennen, dass das Wechselspiel zwischen steigenden Temperaturen, Luftverschmutzung und sich verändernden Ökosystemen als Folge des vom Menschen verursachten Klimawandels bereits jetzt die Gesundheit und das Wohlbefinden von Gemeinschaften in der gesamten Europäischen Region wie auch weltweit beeinträchtigt. Diese Veränderungen stellen eine Bedrohung für unsere Sicherheit dar. Die Bewältigung der gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels ist nicht optional - sie ist eine Notwendigkeit für widerstandsfähige Gemeinschaften und unerlässlich, um soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit, generationsübergreifende Verantwortung und Menschenwürde zu gewährleisten."

Warum all dies wichtig ist

  • Die Klimakrise wirkt sich unverhältnismäßig stark auf die Gesundheit der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen aus, darunter Kinder, ältere Menschen, Schwangere, immungeschwächte Menschen und indigene Bevölkerungsgruppen.
  • Hitze, Überschwemmungen und neue Krankheitsbilder sind auf dem Vormarsch, mit massiven Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit. Diese Auswirkungen belasten die ohnehin schon überlasteten Gesundheitssysteme und -etats zusätzlich.
  • Allein das Gesundheitswesen trägt mit rund 5 % zu den weltweiten Emissionen bei - mehr als der gesamte kommerzielle Flugverkehr.
  • Unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bringt uns um: Allein die Luftverschmutzung verursacht weltweit 7 Millionen Todesfälle pro Jahr, davon eine halbe Million in der Europäischen Region.
"Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig: Der Klimawandel stellt eine ernste und zunehmende Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar", erklärt Prof. Sir Andrew Haines. "Von der Ausbreitung von Infektionskrankheiten bis hin zu hitzebedingten Erkrankungen und Ernährungsunsicherheit - die Risiken sind breit gefächert und treffen die am stärksten Gefährdeten unverhältnismäßig stark. Deshalb müssen wir entschlossen handeln, um die Emissionen zu verringern, und in Anpassungsstrategien investieren, die die Gesundheit schützen, Ungleichheiten verringern und widerstandsfähigere Gesundheitssysteme aufbauen, die für diese neue, unberechenbarere Welt gerüstet sind."

Die PECCH wird die Stimmen von Experten aus Wissenschaft, Politik, Hochschulen, Jugendorganisationen und der Zivilgesellschaft bündeln. Ihr Ziel ist es, evidenzbasierte Argumente und Empfehlungen bereitzustellen, die dazu beitragen, die Gesundheitssysteme klimaresisilient zu machen, die Emissionen zu senken und die Zukunftssicherung von Gemeinschaften gegenüber den wachsenden Gesundheitsrisiken eines sich rasch verändernden Planeten zu gewährleisten.

Dr. Kluge schließt mit den Worten: "Die Paneuropäische Kommission Klima und Gesundheit ist ein entscheidender Schritt nach vorn bei der Bewältigung einer der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit, und das in einer Zeit zunehmender finanzpolitischer Einschränkungen. Die nationalen und multilateralen Etats für Klimamaßnahmen schrumpfen, während der Bedarf exponentiell steigt. Aus diesem Grund wird sich die Kommission darauf konzentrieren, praktikable Lösungen für das Gesundheitswesen zu finden, damit wir aussagekräftige Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen umsetzen können."

WHO - World Health Organization Regional Office for Europe published this content on June 11, 2025, and is solely responsible for the information contained herein. Distributed via Public Technologies (PUBT), unedited and unaltered, on June 14, 2025 at 03:06 UTC. If you believe the information included in the content is inaccurate or outdated and requires editing or removal, please contact us at support@pubt.io