Bundesland Nordrhein-Westfalen

01/14/2025 | Press release | Distributed by Public on 01/14/2025 04:41

Problematische Darstellungen vermeiden und die Vielfalt des Judentums zeigen

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller hat am Dienstag, 14. Januar 2025, mit einem Grußwort in der Synagogen-Gemeinde Köln die Fachtagung zur Erklärung und gemeinsamen Empfehlungen für die Darstellung des Judentums in Bildungsmedien eröffnet.

Schule und Bildung

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller hat am Dienstag, 14. Januar 2025, mit einem Grußwort in der Synagogen-Gemeinde Köln die Fachtagung zur Erklärung und gemeinsamen Empfehlungenfür die Darstellung des Judentums in Bildungsmedien eröffnet. Die Bildungsministerkonferenz hat diese Erklärung gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden und dem Verband Bildungsmedien e. V. erarbeitet und im Rahmen der Fachtagung vorgestellt. Ziel ist es, in Lehrmaterialien die jüdische Geschichte und das jüdische Leben umfassend differenziert und frei von Vorurteilen darzustellen. Schulministerin Feller sprach vor dem Hintergrund der Eindrücke, die sie erst in der vergangenen Woche bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus Neuss gewonnen hatte. "80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz bleibt es unsere Aufgabe, die Erinnerung an dieses menschenverachtende Verbrechen wach zu halten und gegen jede Form von Antisemitismus konsequent vorzugehen. Gleichzeitig dürfen wir unsere jüdischen Mitmenschen nicht auf ihre Rolle als Opfer des Nationalsozialismus reduzieren. Es ist vielmehr ein wesentlicher Bestandteil in der Bekämpfung des Antisemitismus, in Bildungsmedien auch die Vielfalt und Lebendigkeit des jüdischen Lebens darzustellen." Die Ministerin betonte, dass die Art und Weise, wie Personengruppen in Büchern dargestellt werden, einen maßgeblichen Einfluss auf die Wahrnehmung der Leserinnen und Leser habe. Schulbücher seien dabei keine Ausnahmen und spielten eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung von Wissen und Werten: "Mit den neuen Leitlinien geben wir Lehrkräften, Schulbuchautoren und Verlagen ein Werkzeug an die Hand, das hilft, ein realistisches Bild jüdischen Lebens in Lernmitteln zu zeichnen und Vorurteile abzubauen. Damit leisten wir einen Beitrag, um unsere Demokratie zu stärken und Antisemitismus zu bekämpfen."

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Mitglied des Vorstands der Synagogen-Gemeinde Köln Abraham Lehrer betonte: "Die Leitlinien schaffen einen Rahmen für eine sachlich korrekte, vorurteilsfreie, unverzerrte und differenzierte Darstellung des Judentums in Bildungsmedien. Damit verbunden ist auch der Appell, dass diese Empfehlungen einen Unterschied machen und Einfluss auf die Lehrpläne, die Schulbuchmacher und nicht zuletzt die Lehrkräfte haben wird."

Der Geschäftsführer des Verband Bildungsmedien e.V. Christoph Pienkoß hob hervor: "Judentum und jüdisches Leben müssen in Bildungsmedien in ihrer Vielfalt angemessen dargestellt werden. Dies ist nicht nur Teil des demokratischen Selbstverständnisses der Bildungsmedienanbieter. Es ist auch Teil ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, wenn es um den Kampf gegen Antisemitismus geht. Die gemeinsame Erklärung und vor allem die gemeinsamen Empfehlungen zeigen, wie komplex und anspruchsvoll diese Aufgabe ist. Und sie nehmen richtigerweise deshalb alle Akteure in den Blick, die für den Erfolg dieses gemeinsamen Anliegens Verantwortung tragen: die Verlage, die Lehrkräfte und die Bildungsverwaltungen."

Die Materialien richten sich an Ersteller von Bildungsmedien, an die Bildungsverwaltungen und an die Lehrkräfte. Sie bieten Orientierung, um Vorurteile, Stereotype und Verzerrungen über die jüdische Geschichte, Kultur und Religion zu vermeiden. Die gemeinsamen Leitlinien und Empfehlungen betonen eine zeitgemäße Darstellung jüdischen Lebens, der Religion und Kultur sowie der jüdischen Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart.Insgesamt umfasst die Erklärung zwölf Punkte, die für eine sachgerechte, didaktisch angemessene und vorurteilsfreie Darstellung des Judentums und damit verbundener Themenbereiche von zentraler Bedeutung sind. Dazu gehören:

  • Aktualität und Vielfalt: Jüdisches Leben soll in seiner Gegenwart und Vielfalt dargestellt werden. Die Erklärung betont, dass das Judentum in Deutschland, Europa und der Welt ein lebendiger Teil der Gesellschaft ist, dessen Stimmen in Bildungsmedien Gehör finden müssen.
  • Integration in die Gesellschaft: Jüdinnen und Juden sind ein integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Bildungsmedien sollten vermeiden, sie als "Fremde" oder "Andere" darzustellen, und stattdessen ihre Rolle als Teil der Gemeinschaft hervorheben.
  • Differenzierte Perspektiven: Die Darstellung des Judentums muss die unterschiedlichen Lebensentwürfe, sowohl religiöse als auch säkulare, berücksichtigen und die Vielfalt jüdischer Identitäten widerspiegeln.
  • Vermeidung von Stereotypen: Bildungsmedien sind aufgefordert, stereotype Darstellungen zu vermeiden, die zu antisemitischen Vorurteilen führen können. Dies schließt eine kritische Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen Darstellungen ein.
  • Antisemitismus als Gegenstand: Antisemitismus soll nicht nur als historisches Phänomen, sondern auch in seinen aktuellen Erscheinungsformen behandelt werden. Die Erklärung fordert, dass Bildungsmedien altersangemessen über Antisemitismus informieren und dessen Erscheinungsformen erklären.

Den zwölf Punkten der Erklärung folgen detaillierte praxisnahe Empfehlungen zu den zentralen Themenbereichen "Jüdisches Leben heute", "Jüdische Religion, Ethik und Kultur", "Jüdische Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart", "Der Staat Israel" und "Historischer und gegenwärtiger Antisemitismus". Des Weiteren werden themenübergreifende pädagogische und methodisch-didaktische Aspekte wie Sprache, Materialien und Quellen, Aufgabenstellungen adressiert.

Weiterer Hintergrund

Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen hat in den vergangenen Jahren bereits verschiedene Maßnahmen zur Antisemitismusprävention ergriffen und den Schulen hierzu zuletzt neue Handlungsleitlinienübermittelt. Ebenfalls wurde in Nordrhein-Westfalen bei der Zulassung von Lernmitteln im Gutachterverfahren explizit das Prüfkriterium "Das Lernmittel ist frei von Antisemitismus" aufgenommen.

Darüber hinaus hatte das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen eine der bislang umfangreichsten Schulbuchstudien in Auftrag gegeben. Der Abschlussbericht der Studie zur "Darstellung des Judentums in Bildungsmedien"des Georg-Eckert-Instituts war im Februar 2023 veröffentlicht worden und hatte Lehrwerke untersucht, die zwischen den Jahren 2007 bis 2020/21 erschienen waren. Darin wurden Darstellungsweisen kritisiert, die sich in einzelnen Elementen an antijüdische Vorurteile anlehnen und die antisemitischen Einstellungen befördern können.

Das Schulministerium kooperiert außerdem mit der "Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit - Beratung bei Rassismus und Antisemitismus" (SABRA) der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. SABRA unterstützt Schulen beim Umgang mit Antisemitismus durch systemische Beratung und erweitert sukzessive seine Unterstützungsangebote, um immer auf die verschiedenen Formen des Antisemitismus reagieren zu können.

Die Gemeinsame Erklärung und gemeinsame Empfehlungen des Zentralrats der Juden in Deutschland, des Verband Bildungsmedien und der Bildungsministerkonferenz finden Sie hier. Weitere Informationen zur Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule finden Sie ebenfalls auf der Seite der Bildungsministerkonferenz.

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