10/24/2025 | Press release | Distributed by Public on 10/24/2025 05:18
Am 27. Oktober 2025 wäre Jörg Hartmann 70 Jahre alt geworden. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin erinnert an den zehnjährigen Jungen, der am 14. März 1966 im Grenzgebiet zwischen Berlin-Treptow und Berlin-Neukölln erschossen wurde - eines der jüngsten Opfer an der Berliner Mauer.
Jörg Hartmann wuchs gemeinsam mit seinen Geschwistern bei seiner Großmutter in der Schreinerstraße in Berlin-Friedrichshain auf. Seine Mutter war erkrankt, den Vater hatte er nie kennengelernt. Klassenkameradinnen und -kameraden erinnern sich an einen schüchternen, freundlichen Jungen mit hellblonden Haaren, der gern lachte, aber auch oft nachdenklich war.
Am Abend des 14. März 1966 war Jörg mit seinem älteren Freund Lothar Schleusener unterwegs. In der Dämmerung gelangten die beiden Jungen unbemerkt in den Grenzbereich an der Kiefholzstraße, nahe der Kleingartenkolonie "Sorgenfrei". Von einem Wachturm aus eröffneten Grenzsoldaten das Feuer. Jörg Hartmann starb noch an Ort und Stelle, Lothar Schleusener wenige Stunden später im Krankenhaus.
In der DDR wurde das Geschehen vertuscht; den Angehörigen wurde erzählt, die Kinder seien verunglückt. Erst Jahrzehnte später konnte die Wahrheit durch Ermittlungen nach der Wiedervereinigung ans Licht gebracht werden. Heute erinnert ein Mahnmal in der Kiefholzstraße, errichtet 1999 auf Initiative seiner ehemaligen Lehrerin Ursula Mörs, an die beiden erschossenen Kinder.
Bezirksbürgermeister Oliver Igel erklärt dazu:
"Jörg Hartmann war ein Kind - zehn Jahre alt, neugierig auf die Welt und auf der Suche nach seinem Vater, als er an der Berliner Mauer den Tod fand. Sein Schicksal steht für das unermessliche Leid, das die Mauer über Familien und über ganz Berlin gebracht hat. Dass hier in Treptow-Köpenick ein so junges Menschenleben ausgelöscht wurde, mahnt uns bis heute, Freiheit, Menschlichkeit und Demokratie zu schützen und niemals für selbstverständlich zu halten."
Hintergrund:
Jörg Hartmann wurde am 27. Oktober 1955 geboren und am 14. März 1966 erschossen. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Baumschulenweg. Der ehemalige Grenzsoldat, der die tödlichen Schüsse abgegeben hatte, wurde 1997 vom Landgericht Berlin wegen Totschlags zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.