City of Berlin

01/08/2025 | Press release | Distributed by Public on 01/08/2025 07:48

Symposium im Schloss Biesdorf: 'Ordnung und Störung von Ordnung'

Am Freitag, den 17. Januar 2025, findet zwischen 18.00 und 22.00 Uhr im Schloss Biesdorf (Alt Biesdorf 55, 12683 Berlin) ein Symposium statt. Im Rahmen der Ausstellung "Achim Freyer Bilder" beschäftigen sich zwei Podiumsdiskussionen mit den Formen des Widerstands und des Untergrunds in den Künsten. Der Eintritt ist frei.

Das Symposium im Schloss Biesdorf thematisiert die Beziehung von künstlerischer Praxis und kulturpolitischer Ordnung, stellt die Frage nach ästhetischer Freiheit und den Methoden subversiver oder widerständiger Kunst. Ausgangspunkt ist das Werk von Achim Freyer und die Kunstgeschichte der DDR. Kontextualisiert wird diese spezifische Situation durch einen Blick auf Widerstandsformen in den Künsten der Nachkriegszeit und Gegenwartskunst.

Seit den 1950er Jahren entwickelten sich in der DDR parallel zu einer kulturpolitisch bevormundeten Kunstszene bedeutende Werke von Künstlern wie Hermann Glöckner, A.R. Penck, Carlfriedrich Claus, Ruth Wolf-Rehfeldt, Gabriele Stötzer oder Achim Freyer, um nur einige wenige zu nennen.

Der Konflikt zwischen einer politisch verordneten sozialistischen Ästhetik in den 1950er Jahren und einer radikalen Suche nach Ausdrucksformen in der Nachkriegszeit wurde exemplarisch in der Akademie der Künste ausgetragen. Werke, die mit westlichen Positionen verwandt waren, abstrakte Formen und existentialistisch geprägte Bildsprachen wurden diffamiert und fanden nicht mehr im Öffentlichen Raum statt. Der Versuch des Bildhauers Fritz Cremer, die Akademie für jüngere Positionen zu öffnen, wurde 1961 zum Kulturkampf.
Das betrifft auch die Werke einer Avantgarde im Untergrund.
Ende der 1960er Jahre macht eine radikale abstrakte Werkgruppe von Achim Freyer aus Streifenbildern, die 1971 im Kernforschungszentrum Rossendorf als nicht-öffentliche Ausstellung für eine Woche gezeigt werden konnte, die Grenzen künstlerischer Freiräume deutlich. Für Freyer war das ein wesentlicher Grund für die Republikflucht 1972. Im Westen muss sich Achim Freyer vollkommen neu positionieren, sich künstlerisch neu erfinden. Wieder sind es die Strukturen von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, die den Rahmen von Erfolg definieren.

Eröffnung mit Thomas Krüger (Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung)

Panel I mit Alexia Pooth, Uwe Warnke, Achim Freyer

Wie wurden Künstler:innen aus der DDR und dem Ostblock im Westen rezipiert, wie waren sie auf den großen internationalen Ausstellungen wie der documenta 1977 vertreten? Und welche Rolle spielte die DDR-Avantgarde? Der Bildende Künstler und Theatermacher Achim Freyer war 1977 Teilnehmer der documenta 6, bei der erstmals auch die DDR-Malerei ausgestellt wurde. Die Kunsthistorikerin Alexia Pooth eröffnet mit ihren Forschungen im documenta Archiv einen neuen Blick auf die kulturpolitischen Rahmenbedingungen der internationalen Kunstszene. Der Schriftsteller und Kurator Uwe Warnke erschließt mit seinem großen Interview-Archiv Transformationsprozesse in der zeitgenössischen bildenden Kunst in Deutschland und ermöglicht eine komplexe Perspektive auf die Kunstszenen in West und Ost.

Panel II mit Andrea Pichl, Mark Lammert, Heinz Havemeister

Wie haben sich Widerstand und individuelle Freiheit in der Bildenden Kunst ausgedrückt? Welche Strategien wurden genutzt, radikale Positionen zu entwickeln oder im Untergrund fortzuschreiben? Und wie wirken diese Strategien nach dem Fall der Mauer international weiter?

Die Künstlerin und Kuratorin Andrea Pichl aktualisiert Strategien des Widerstands in ihren aktuellen Ausstellungen ebenso wie der Bildende Künstler, Bühnenbildner und Hochschullehrer Mark Lammert. Der Autor, Musiker und Kurator Heinz Havemeister fragt nach der Tyrannei des Intimen und den Bedingungen von Öffentlichkeit in den Künsten. Wie behauptet sich künstlerische Freiheit zwischen Kulturpolitik und Markt?

Konzept und Moderation Johannes Odenthal - eine Veranstaltung des Schloss Biesdorf in Kooperation mit der Achim Freyer Stiftung.

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Internetpräsenz des Schlosses Biesdorf. Um Anmeldung wird gebeten.