German Federal Chancellor

11/05/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/06/2025 01:31

Alles bauen, das baureif ist

Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte in seiner Rede auf dem Verbandstag des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe () weitere Maßnahmen an, um die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Die Bundesregierung stehe vor den größten Herausforderungen seit Jahrzehnten, unter anderem stagniere die deutsche Wirtschaft seit drei Jahren. Man habe bereits einiges zur Korrektur unterbliebener Reformen auf den Weg gebracht und arbeite an weiteren konkreten Schritten.

Im Anschluss an seine Rede gratulierte der Bundeskanzler dem Nationalteam Deutsches Baugewerbe zu ihren Erfolgen bei den diesjährigen EuroSkills: Die jungen Handwerker - Zimmerer, Stuckateur, Maurer, Betonbauer und Fliesenleger - gewannen fünf Medaillen bei den Berufs-Europameisterschaften - den EuroSkills- in Dänemark.

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe () vertritt rund 35.000 mittelständische, inhabergeführte Bauunternehmen verschiedener Größen und Sparten. Die Unternehmen beschäftigen etwa 996.000 Mitarbeitende und bilden fast 80 Prozent der Branchenlehrlinge aus.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Rahmenbedingungen für mehr Wachstum: Mit dem Infrastruktur-Sondervermögen, den degressiven Abschreibungenvon bis zu 30 Prozent bis Ende 2027 für Anlageinvestitionen, den geplanten Sozialreformen sowie den Bürokratieentlastungen habe die Bundesregierung die ersten notwendigen Weichen gestellt.
  • Modernisierungsagenda: "Wir geben jetzt wirklich Gas bei der Digitalisierung unseres Landes", so der Bundeskanzler. Für die Fachkräftegewinnung etwa würden mit der Work-and-Stay-Agentur die Verfahren für Arbeitskräfte vereinfacht, die aus dem Ausland kommen und in Deutschland arbeiten wollen.
  • Wohnungsbau voranbringen: Der Bund investiere eine Rekordsumme in den sozialen Wohnungsbau. Einfachere Bauregeln, der Bauturbo und die geplante Novelle des Baugesetzbuchs sollen das Bauen beschleunigen. "In dieser Wahlperiode kann alles gebaut werden, das baureif ist", sagte der Kanzler. Die Maßnahmen hätten zudem das Potenzial das Wohnungsbauproblem zu entschärfen und so das Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern in den Staat wieder zu stärken.
  • Bedeutung des Mittelstands: Viele Länder in der würden Deutschland um seine mittelständisch geprägte Wirtschaft beneiden. Dazu gehöre die berufliche Bildung - "eine unserer größten Stärken", so Merz. Man müsse junge Menschen begeistern, in die Handwerksberufe zu gehen. Dies sei wichtig für einen tragfähigen wirtschaftlichen Aufschwung.

Lesen sie hier die Mitschrift der Rede:

Bundeskanzler Friedrich Merz:

Sehr geehrter Herr Präsident, Herr Schubert-Raab,
Herr Pakleppa,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung! Ich bin etwas zu spät, weil die Wege hierher mit zu vielen Umwegen verbunden waren. Aber ich bin da, und ich freue mich, dass ich Sie sehe. Ich sehe einige Kolleginnen und Kollegen aus dem Parlament, und ich freue mich, dass Sie in großer Zahl zu Ihrer diesjährigen Verbandstagung nach Berlin gekommen sind!

Sie kommen nach Berlin in einer außergewöhnlich spannenden und herausfordernden Zeit, nicht nur in der nationalen Politik, auch in der europäischen und in der internationalen Politik. Ich will es gleich zu Beginn sagen: Es sind keine normalen Zeiten, in denen wir uns treffen, sondern wir erleben zurzeit auf der Welt Veränderungen, die wir vor Jahr und Tag wahrscheinlich alle zusammen nicht für möglich gehalten hätten. Ich werde nicht müde, immer wieder zu sagen: Wir werden wahrscheinlich erst im Abstand von einigen Jahren richtig verstehen, was wir zurzeit erleben. Da ist nicht nur der Krieg in der Ukraine, da ist nicht nur China mit neuem Selbstbewusstsein, da ist nicht nur Russlands Aggression und gleichzeitig ein amerikanischer Präsident, der sich kaum noch an Regeln hält. Auf der Welt werden autoritäre politische Systeme immer attraktiver, und wir - das, was wir einmal "den Westen" genannt haben - stehen da und bestehen auf einer regelbasierten Ordnung, die immer weniger Regierungen auf dieser Welt einzuhalten bereit sind.

Weil das so ist, meine Damen und Herren, und auch das will ich gleich zu Beginn sagen, werde ich trotz mancher Kritik nicht in meinem Bemühen nachlassen, diese Europäische Union zusammenzuhalten. Denn wenn uns etwas in Deutschland auf Dauer stark macht, dann ist es der Zusammenhalt in Europa. Das hat uns stark gemacht, das hat Deutschland stark gemacht, das hat die Wiedervereinigung ermöglicht, und das ist auch die einzige Chance, wie wir mit einem Land mit gut 80 Millionen Einwohnern in der Mitte Europas auf Dauer stark und erfolgreich sein können. Ich werde jedenfalls in meinem Engagement nicht nachlassen, das zu versuchen und zu zeigen, dass das, was wir in Europa erreicht haben, was wir einmal Aufklärung genannt haben - mit offenen, freien Gesellschaften, mit liberalen Demokratien, mit sozialem Rechtsstaat -, jedem Bemühen überlegen ist, in autoritäre politische Systeme hinüberzugleiten.

Insofern sind wir mit dieser Bundesregierung, die am morgigen Tag genau sechs Monate im Amt sein wird, vor Herausforderungen gestellt, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten vielleicht keine Bundesregierung zu bewältigen hatte. Ich sage das ohne jede Wehleidigkeit, ohne jede Larmoyanz. Aber dies alles sind Rahmenbedingungen, vor die wir gestellt sind, die außergewöhnlich sind.

Zum gleichen Zeitpunkt sind wir im dritten Jahr einer wirtschaftlichen Stagnation. Unsere Volkswirtschaft wächst nicht mehr. Das hat viel mit dieser beschriebenen internationalen Lage zu tun, mit den geopolitischen Krisen, mit dem Rückfall in Protektionismus. Aber das hat natürlich auch etwas mit unterbliebenen Reformen im eigenen Land zu tun. Wir versuchen das jetzt Stück für Stück zu korrigieren. Wir wollen offene Märkte, wir wollen freien Handel, aber wir wissen, dass wir uns neu bewähren müssen und dass alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik darin liegen, dass wir jetzt Rahmenbedingungen schaffen, die besser sind als diejenigen, die wir in den letzten Jahren vorgefunden haben.

Lassen Sie mich einiges dazu sagen, was wir in den letzten Monaten auch bereits auf den Weg zu bringen versucht haben. Schon bevor wir die Regierungsverantwortung übernommen haben, haben wir mit dem 21. Deutschen Bundestag noch Entscheidungen im Hinblick auf unser Grundgesetz getroffen. Wir haben mit den notwendigen Zweidrittelmehrheiten im Bundestag und im Bundesrat das Grundgesetz geändert, um ein großes Investitionsprogramm für unsere Infrastruktur zu ermöglichen und gleichzeitig die Bundeswehr so auszustatten, dass wir wieder verteidigungsfähig werden - in Deutschland, in Europa und in der . Diese letztgenannte Entscheidung, meine Damen und Herren, ist wegweisend für die ganze gewesen, nicht, weil die Amerikaner das so gewollt haben, sondern, weil wir es für uns so gewollt haben. Wenn wir diese Entscheidung in Deutschland nicht getroffen hätten, dann wäre ziemlich sicher Anfang Juni in Den Haag die auseinandergebrochen. Es wäre jedenfalls das letzte -Treffen dieser Art gewesen und möglicherweise das definitiv letzte unter amerikanischer Beteiligung.

Das geht einher mit einem Infrastrukturinvestitionsprogramm in der Größenordnung von 500 Milliarden Euro für die nächsten zwölf Jahre. Wir haben noch nie in Deutschland in einem solchen Umfang Investitionsmittel bereitgestellt wie mit diesem Programm. Ja, ich gebe zu: Das sind hohe Schulden, die wir jetzt damit machen. Aber wenn es ein Land in Europa gibt, das die Schuldentragfähigkeit in einem solchen Umfang hat, dann ist es die Bundesrepublik Deutschland. Das ist dem Umstand geschuldet, dass wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten weitgehend sorgfältig mit unseren Haushalten umgegangen sind und dass wir uns mit dem, was wir heute tun, immer noch im Rahmen der europäischen Verschuldungsregeln bewegen.

Wir haben dabei die Stabilität des Euro im Blick, die ganz wesentlich von uns abhängt. Das ist ein Sachverhalt, den wir uns immer wieder vor Augen führen müssen. Dieser Euro, von dem wir mit am meisten profitieren, muss stabil bleiben. Wir brauchen auch auf Dauer eine stabile Währung.

Mit dem, was wir in den ersten sechs Monaten begonnen haben, meine Damen und Herren, können wir uns durchaus sehen lassen, trotz mancher Kritik, manche davon sogar berechtigt. Aber die ersten Weichen sind gestellt. Wir haben mit diesen Investitionsmöglichkeiten jetzt Platz geschaffen, und wir haben damit auch steuerliche Rahmenbedingungen verbessert. Noch vor der parlamentarischen Sommerpause, genau am 11. Juli, ist im Bundesrat ein großes Paket mit degressiver Abschreibung verabschiedet worden, wie wir sie in Deutschland in diesem Umfang noch nie hatten: dreimal 30 Prozent auf alle neuen Investitionen in das Anlagevermögen Ihrer Unternehmen. Das heißt im Klartext: Nach drei Jahren sind zwei Drittel der Investitionen bereits abgeschrieben.

Aber Abschreibungen muss man verdienen. Das wissen Sie; nicht alle hier in Berlin, aber Sie wissen das. Deswegen müssen wir weiterarbeiten an den Rahmenbedingungen und müssen diese Rahmenbedingungen weiter verbessern. Wir wissen, dass wir einen ganz großen Teil der Reformen in unseren sozialen Sicherungssystemen wirklich umsetzen müssen. Wir haben das in der Koalition verabredet, und die ersten Schritte sind bereits getan.

Wir werden zum 1. Januar 2026 die sogenannte Aktivrente einführen, und das betrifft sehr unmittelbar Ihre Unternehmen. Sie können in Ihren Unternehmen ab dem 1. Januar 2026 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger als bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter beschäftigen, das zurzeit bei ungefähr 66 Jahren und ein paar Monaten liegt. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können ab dem 1. Januar 2026 jeden Monat zusätzlich 2000 Euro steuerfrei verdienen. Das werden wir noch in diesem Jahr verabschieden, und wenn alles gut geht, wird das am 19. Dezember im Bundesrat verabschiedet sein, sodass es am 1. Januar 2026 in Kraft treten wird.

Das ist ein kleiner Beitrag. Aber meine Damen und Herren, das ist ein Beitrag, der auch ordnungspolitisch durchaus einen großen Zweck erfüllt. Die Botschaft an die Bevölkerung ist: Wir wollen, dass insbesondere diejenigen, die in den Unternehmen die Leistungsträger sind, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Schichtführer, diejenigen, die in Ihren Unternehmen tätig sind, wenn sie wollen, länger arbeiten können und dafür gute Rahmenbedingungen finden. Wir müssen in unserem Land die Bereitschaft fördern, wieder länger zu arbeiten. Ob wir damit auf der Basis der Freiwilligkeit und der guten Anreize auskommen, wird die Zeit zeigen. Ich persönlich bin zuversichtlich, dass dieses Angebot von vielen in Ihren Betrieben ab dem nächsten Jahr angenommen werden wird.

Wir werden eine umfangreiche Modernisierungsagenda auf den Weg bringen, und deswegen ist es gut, dass wir uns heute treffen. Denn wir haben heute Morgen im Bundeskabinett die umfassendste Digitalisierungs- und Modernisierungsagenda beschlossen, die in den letzten Jahrzehnten in Deutschland beschlossen worden ist.

Wir schaffen ganze Gesetze ab. Wir modernisieren unseren Staat, wir digitalisieren Prozesse und Verfahren, die bis hin in Ihre Bereiche, das Baugewerbe, gehen. Sie werden das auch sehen bei den Gebäudeübertragungen bei den Notaren und bei vielem anderen mehr. Wir geben jetzt wirklich Gas mit der Digitalisierung unseres Landes.

Das vielleicht größte Projekt in diesem Zusammenhang wird eine rein digitale Plattform sein, die wirWork-and-Stay-Agentur nennen, auf der in Zukunft diejenigen, die in Deutschland arbeiten wollen und aus dem Ausland kommen, ganz gleich, aus welchem Land sie kommen, alles aus einer Hand finden - die Arbeitserlaubnis, die Aufenthaltserlaubnis und die Anerkennung ihres Berufsabschlusses -, damit sie in Deutschland arbeiten können.

Ich darf das so sagen: Das ist ein Anliegen gerade meiner Fraktion und unserer beiden Parteien gewesen, das wir in die Koalitionsverhandlungen eingebracht haben, nämlich die Verfahren voneinander zu trennen: zum einen die Asylverfahren, die zwangsläufig in die Sozialsysteme gehen, zum anderen die Verfahren, die in den Arbeitsmarkt gehen sollen und nicht ins Asylverfahren. Diese Verfahren trennen wir jetzt ganz oben, ganz am Anfang. Diejenigen, die in Deutschland arbeiten wollen - und davon gibt es viele auf der Welt -, brauchen jetzt nicht mehr ins Asylverfahren. Sobald diese Agentur steht - Agentur klingt nach neuer Behörde; das wird keine neue Behörde sein, das wird eine reine digitale Plattform sein -, sobald es diese Plattform gibt, braucht niemand mehr ins Asylverfahren, um aus dem Asylverfahren irgendwann in den deutschen Arbeitsmarkt einzutreten, sondern es wird jetzt strikt getrennt.

Damit schaffen wir etwas, was wir sein wollen und sein müssen. Ich bin einer derjenigen, der das schon seit vielen Jahren sagt: Wir wollen ein attraktives Einwanderungsland sein, aber nicht für diejenigen, die in die Sozialsysteme kommen, sondern für diejenigen, die wir auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland brauchen.

Wenn nicht alle Zeichen trügen - einige Nachrichten haben wir auch heute dazu bekommen -, dann gibt es erste zaghafte Silberstreifen am Horizont - mehr ist es nicht, aber die sind es -, dass sich zum Beispiel die Auftragseingänge aus dem Bauhauptgewerbe langsam erholen. Nicht aus Ihrem, sondern aus dem Bauhauptgewerbe wissen wir, dass die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahr im Sommer 2025 schon wieder um neun Prozent gestiegen sind. Das sind erste Anzeichen dafür, dass wir auf einen Pfad des Wachstums zurückkehren.

Wir wissen trotzdem: Das reicht alles noch nicht, wir müssen mehr tun. Deswegen sind wir auch an der Arbeit, dies jetzt konkret umzusetzen. Wir werden im Bereich der Baugenehmigungen, der gesamten Prozesse bis hin zu den Genehmigungen, grundlegende Vereinfachungen ermöglichen. Wir werden mit dem Geld, das wir haben, vor allem in die Verkehrsinfrastruktur investieren. Dabei gilt der Grundsatz: Erhalt vor Neubau. Es ist für einen Politiker immer prima, Bänder durchzuschneiden, aber wenn nebendran die Infrastruktur verrottet, die einmal vor 30 Jahren in Betrieb genommen worden ist, dann nützt das schönste Band nichts, wenn die Straßen drumherum nicht mehr in Ordnung sind. Das wird jetzt besser. Wir haben deswegen allein für diese Legislaturperiode noch einmal drei Milliarden Euro zusätzlich für den Neubau von Straßeninfrastruktur zur Verfügung gestellt.

Meine Damen und Herren, damit kann in dieser Wahlperiode - ich vermute, auch darüber hinaus - alles gebaut werden, das baureif ist. Da, wo es Genehmigungen gibt, wo Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sind, wo Baureife erteilt ist, kann gebaut werden, und das wird in diesem Jahr und in den beiden folgenden Jahren einen erheblichen Auftragsboom auslösen.

Ihr Präsident hat mich im Hereingehen darauf angesprochen, und deswegen will ich es auch aufgreifen. Wir sind dabei, das europäische und das deutsche Vergaberecht zu modernisieren. Wir werden darauf achten, dass dies mittelstandsfreundlich ausgestaltet wird, sodass auch der Mittelstand in Zukunft nicht leer ausgeht, wenn größere Aufträge zu vergeben sind. Wir haben den Mittelstand dabei im Blick.

Ziel bleibt aber auch, dass wir zu mehr Digitalisierung und weniger Bürokratie kommen. Auch diese Verfahren werden digitalisiert.

Meine Damen und Herren, auch im Bereich der Verteidigung und der Verteidigungsinfrastruktur werden jetzt erhebliche Investitionen vorgenommen. Bis zum Jahr 2040 rechnet das Verteidigungsministerium mit Investitionen in die militärische Infrastruktur von über 67 Milliarden Euro. Das sind rund 8000 Bauvorhaben allein für die Bundeswehr, die gegenwärtig und in den nächsten Jahren anstehen. Auch das wird nur in einem gemeinsamen Kraftakt von Bund, Ländern und eben der Bauwirtschaft gelingen.

Wir werden gesetzgeberisch die nötigen Voraussetzungen dafür schaffen, zum Beispiel mit einem speziellen Planungs- und Beschleunigungsgesetz für die Beschaffung, mit weitergehenden Ausnahmeregeln für die Bundeswehr im Vergaberecht. - Sie sehen, wir sind bis in die Details hinein sehr gut unterwegs.

Der nächste Punkt ist der Wohnungsbau. Auch hier tun wir viel. Wir flanken, und wir zeigen das. Sie sehen, dass wir die Chancen, die wir jetzt haben, wirklich nutzen. Der Bund stellt für den sozialen Wohnungsbau bis 2029 die Rekordsumme von 23,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Das wird durch die Länder kofinanziert, sodass erfahrungsgemäß eine etwa doppelt so hohe Summe in den sozialen Wohnungsbau fließen kann. Die Bundesmittel für die Städtebauförderung werden ebenfalls schrittweise bis zum Jahr 2029 verdoppelt - neue Anstrengungen also für einen lebenswerten öffentlichen Raum, und das alles ist finanziell gut unterlegt.

Schließlich: Das Bundesbauministerium arbeitet an einer langfristigen Neuaufstellung der -Förderprogramme. Die Einführung der von Ihnen ja auch immer wieder geforderten, zeitlich befristeten Effizienzhaus-55-Förderung zur Aktivierung des Bauüberhangs wird kommen. Im Übrigen haben wir heute Morgen im Kabinett beschlossen: Auch der Typ E wird kommen.

Wir werden darüber hinaus auch die Zinsbedingungen und die Förderkonditionen der Wohnungseigentumsförderung für Familien deutlich verbessern. Auch das sind wichtige Impulse, die wir für den Wohnungsbau geben.

Meine Damen und Herren, auch die 100 Milliarden Euro, die aus dem Sondervermögen Infrastruktur in den Klima- und Transformationsfonds gehen, werden Ihnen helfen, zum Beispiel in den Bereichen klimagerechter Wohnungsbau und energetische Gebäudesanierung.

Nun gibt es ein Aber. Dies alles sind Konjunkturprogramme, dies alles sind Förderprogramme, dies sind Sondervermögen in Form von neuen Schulden. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere marktwirtschaftliche Ordnung Bauen, Wohnen, Straßenbau wieder ermöglicht, ohne dass wir in diesem Umfang zusätzliche Schulden machen. Deswegen werden wir weiterhin ganz konsequent daran arbeiten, die politischen und gesetzgeberischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Wir werden das unter anderem mit einer großen Novelle des Baugesetzbuchs sowie der Erweiterung und Modernisierung der technischen Regelwerke einhergehen lassen. Das klingt alles sehr technisch, aber nicht in diesem Raum. Sie wissen, worüber ich spreche: zum Beispiel über das Bauordnungsrecht, aber auch über viele andere Fragen, die wir jetzt ganz konsequent angehen.

Alles das zusammen hat das Potenzial, das Wohnungsproblem in Deutschland deutlich zu entschärfen. Das ist nicht nur eine Frage für die Bauwirtschaft, das Bauhaupt- oder das Baunebengewerbe. Das, meine Damen und Herren, ist eine Frage von größter sozialer Bedeutung. Ich weiß, und wir Sie wissen: Auch an dieser Frage wird sich entscheiden, ob die Menschen in Deutschland das Vertrauen in unseren Staat, in unsere Demokratie und nicht zuletzt in die marktwirtschaftliche Ordnung behalten oder ob es weiter erodiert.

Damit bin ich bei meinem letzten, vielleicht wichtigsten Punkt. Wir müssen zeigen - da steht die Bundesregierung zuallererst, aber nicht allein in der Verantwortung -, dass aus der politischen Mitte heraus in unserem Land gut regiert werden kann, dass die Dinge in Ordnung gebracht werden können und dass wir aus der politischen Mitte heraus zeigen können, dass unser Staat funktioniert. Das ist äußere und innere Sicherheit. Das ist die Gewährleistung unserer Freiheit. Das ist aber eben auch eine gute Infrastruktur und die Möglichkeit für junge Menschen, eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz zu finden und schließlich auch gut zu wohnen.

Lassen Sie mich vielleicht eine zusätzliche Bemerkung zum Thema Ausbildung machen. Meine Damen und Herren, ich sage es immer wieder: Der Mensch fängt nicht erst beim Abiturienten an und erfährt auch nicht erst als Akademiker seine Vollendung. Sie stehen für Berufe, für eine Branche, in der insbesondere die duale Ausbildung, die berufliche Bildung eine große Rolle spielt.

Ich sehe dort drüben gerade die Teilnehmer der Europameisterschaften der Berufe. Ja, ich habe die Auszeichnungen schon gesehen: zweimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze, einmal Ehrenpreis. Dazu werden wir gleich noch kommen. Aber, meine Damen und Herren, das sind Beispiele dafür, wie wir gerade mit der beruflichen Bildung eine unserer größten Stärken, die wir haben, europäisch und international stärker ausspielen sollten. Sie finden in mir einen seit Jahrzehnten überzeugten großen Anhänger der beruflichen Bildung. Ich möchte Sie herzlich bitten, auf diesem Weg mit uns weiterzugehen. Wir wollen die Bedingungen weiter verbessern, aber wir müssen vor allen Dingen die jungen Menschen in Deutschland begeistern und dazu motivieren, in die Handwerksberufe zu gehen. Wenn uns das, meine Damen und Herren, nicht gemeinsam gut gelingt, dann können wir Anstrengungen unternehmen, wie wir wollen, dann können wir Bürokratieabbau und -rückbau so weit treiben, wie wir können, doch es würde uns nicht gelingen, wieder zu einem tragfähigen wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland zurückzukehren, und es würde uns nicht gelingen, auch gerade im Bereich der jungen Menschen attraktive Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Lassen Sie uns hier deswegen gerade im Bereich der beruflichen Bildung eine gemeinsame Anstrengung unternehmen und die Attraktivität der beruflichen Bildung gemeinsam stärken. Wenn wir das tun, haben wir alle Chancen.

Jetzt frage ich einmal in diesen Saal: In welchem Land wollten Sie, wollten wir denn leben, wenn nicht in Deutschland? Wir sind eines der schönsten und besten Länder auf der Welt. Es ist nicht ohne Grund so, dass viele Menschen auf der Welt gerne nach Deutschland kommen wollen. Nur wir, alle Anwesenden ausgenommen, gehören immer wieder zu denen, die häufig genug meckern, nölen und mit dem, was wir haben, unzufrieden sind. Ja, es ist für Sie und auch für uns in der Regierung noch eine Menge Arbeit zu leisten. Aber ich stände nicht hier, ich würde das nicht machen, wenn ich nicht die feste Zuversicht hätte, dass wir das schaffen können, dass wir in Deutschland das Potenzial haben, dass wir aus der Stagnation herauskommen, dass wir wieder wirtschaftliches Wachstum ermöglichen und dass wir in der Mitte Europas wieder ein Land werden, auf das unsere Nachbarn nicht mit Verwunderung, sondern wieder mit zunehmender Bewunderung schauen.

Das ist auch meine Erfahrung aus den ersten sechs Monaten. Ich schließe damit sozusagen den Kreis zu dem, was ich zu Beginn gesagt habe. Aus der Europäischen Union schauen fast alle Länder auf Deutschland. Sie erwarten von uns nicht nur politische Führung, sondern sie nehmen uns in vielerlei Hinsicht auch zum Vorbild. Sie hätten gerne die Industriestrukturen, wie wir sie haben. Sie hätten gerne diesen starken Mittelstand, wie wir ihn haben. Sie hätten häufig genug gerne ein solches Baugewerbe, wie Sie es sind: mittelständische Unternehmen, handwerklich geprägte Unternehmen. Darum beneiden uns viele. Machen wir es gemeinsam nicht schlechter, als es ist; machen wir es gemeinsam besser als es heute schon ist! Ich bin mir sicher, dass wir schon in einem Jahr oder in zwei Jahren ganz anders in die Zukunft schauen werden, wenn wir mit diesem Optimismus an die Arbeit gehen. Dann wird sich auch eine neue Zuversicht und ein neuer Optimismus in unserem Land breitmachen. Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit! Ich freue mich darüber, heute bei Ihnen zu sein.

Herzlichen Dank.

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