10/10/2025 | Press release | Distributed by Public on 10/10/2025 00:14
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10.10.2025
Die meisten Menschen suchen inzwischen online nach Antworten auf gesundheitliche Fragen. Doch zugleich zweifeln viele von ihnen an der Seriosität und Qualität der Auskünfte, die Social-Media-Plattformen oder KI-Chatbots liefern. Mit der neuen internationalen Initiative "InfoCure" möchten wir dazu beitragen, verlässliche Quellen zu fördern und das Vertrauen in digitale Gesundheitsinformationen zu stärken.
Der Wunsch der Menschen in Deutschland nach qualitativ guten und verlässlichen Gesundheitsinformationen im Internet ist groß. 93 Prozent halten eine Qualitätssicherung bei gesundheitlichen und medizinischen Inhalten im Netz für wichtig, wie aus einer repräsentativen Befragung im Auftrag unserer Stiftung hervorgeht. Ein wichtiger Grund dafür dürfte sein, dass 71 Prozent der Bundesbürger:innen ihre digitale Gesundheitskompetenz als gering einschätzen, wie der aktuelle "Health Literacy Survey" (HLS-GER 3) der Universität Bielefeld zeigt. Vielen Menschen fällt es schwer zu beurteilen, ob Informationen zu Gesundheitsthemen im Internet vertrauenswürdig sind.
Die Bedeutung von Onlinequellen für die Suche nach Gesundheitsinformationen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. In unserer aktuellen Analyse geben 87 Prozent der Befragten an, dass sie online nach Informationen zu gesundheitlichen oder medizinischen Themen suchen. Frauen tun dies etwas häufiger als Männer (91 zu 83 Prozent), Personen mit hohem Bildungsgrad häufiger als diejenigen mit niedrigem Bildungsgrad (95 zu 77 Prozent). Bei den genutzten Quellen sind Suchmaschinen am beliebtesten. Von denjenigen, denen Suchmaschinen bekannt sind, nutzen 87 Prozent sie häufig oder gelegentlich zur Informationssuche im Gesundheitskontext. Auch Gesundheitsportale weisen eine hohe Nutzugsrate auf: 54 Prozent derjenigen, die sie kennen, verwenden sie häufig oder gelegentlich. Bei KI-Chatbots sind es 40 Prozent, bei Messengerdiensten 36 Prozent und bei Social-Media-Plattformen 29 Prozent. Laut den Expert:innen unserer Stiftung ist die Nutzung dieser Kanäle in den vergangenen Monaten stark angestiegen.
Zugleich jedoch zweifeln viele Menschen daran, dass digitale Angebote bei der Beantwortung von gesundheitlichen und medizinischen Fragen vertrauenswürdig genug sind. So geben 59 Prozent der Befragten an, dass sie sich bei der Suche nach gesundheitsbezogenen Inhalten auf Social-Media-Plattformen häufig oder gelegentlich falsch informiert gefühlt haben. Bei denjenigen, die Suchmaschinen dafür benutzen, sind es 47 Prozent, bei KI-Chatbots 41 Prozent. Hingegen fühlten sich nur 26 Prozent derjenigen, die bei Gesundheitsportalen nach Informationen gesucht haben, häufig oder gelegentlich falsch informiert.
Falsche oder irreführende Informationen zu Gesundheitsfragen können große Schäden anrichten - sowohl auf individueller als auch gesamtgesellschaftlicher Ebene. Deshalb ist es wichtiger denn je, vertrauenswürdige Quellen für Gesundheitsinformationen im Internet zu schaffen, weiterzuentwickeln und transparent zu kennzeichnen.
Daniela Schwarzer, Vorständin der Bertelsmann Stiftung
"Im digitalen Raum ist die Beurteilung von Informationen für die meisten Menschen besonders schwierig. Vertrauenswürdige Inhalte konkurrieren hier mit einer Vielzahl irreführender Informationen, die sich über Soziale Medien rasant ausbreiten können. Vertrauen herzustellen und zu erhalten wird damit zu einer zentralen Herausforderung der digitalen Transformation", betont unser Gesundheitsexperte Sebastian Schmidt-Kaehler.
Mit dem Ziel, die Qualität digitaler Gesundheitsinformationen zu sichern und die Verbreitung von Fehlinformationen einzudämmen, hat die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit der Gesundheit Österreich GmbH sowie der Schweizer Careum Stiftung die gemeinnützige Initiative "InfoCure" ins Leben gerufen. Sie möchte ein internationales Zertifizierungssystem schaffen, das Anbieter von Gesundheitsinformationen anhand wissenschaftlich fundierter Indikatoren objektiv überprüft. Das Zertifikat soll digitalen Plattformen, Suchmaschinen und KI-Anwendungen helfen, vertrauenswürdige Gesundheitsinhalte zu erkennen. Ziel ist es, die Reichweite dieser Quellen zu erhöhen und so den Zugang zu verlässlichen Informationen für alle Menschen zu erleichtern.
Die Entwicklung der Indikatoren übernimmt die "Nature Medicine Commission Quality Health Information for All". Das Gremium besteht aus 24 angesehenen internationalen Expert:innen, darunter auch Daniela Schwarzer. Auf Einladung der Bertelsmann Stiftung trifft sich die Kommission zu ihrer konstituierenden Sitzung im Rahmen des World Health Summits 2025 in Berlin. Ergänzend dazu setzt sich der Jugendrat der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dafür ein, dass möglichst viele Menschen dabei unterstützt werden, Kompetenzen im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen zu erwerben. Diese Kenntnisse seien essenziell für eine starke Gesellschaft, heißt es in einer Erklärung, die das WHO-Jugendgremium anlässlich des World Health Summits 2024 mit unserer Unterstützung veröffentlicht hatte.
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)
Zusatzinformationen
Für die Studie hat die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH im Auftrag der Bertelsmann Stiftung im August 2025 eine Online-Befragung durchgeführt. 2.000 Personen in Deutschland wurden repräsentativ befragt, wie sie sich bei Suchmaschinen, KI-Chatbots, Social-Media-Plattformen, Messengerdiensten und Gesundheitsportalen zu gesundheitlichen und medizinischen Themen informieren.
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